Gary Paffett und Paul di Resta konnte Marco Wittmann in der ewigen Bestenliste der DTM-Champions zwar nicht unterbieten. Der Franke darf sich jedoch seit dem Überfahren der Ziellinie am Lausitzring jüngster deutscher DTM-Champion nennen. "Es ist wirklich unglaublich", erklärte Wittmann, der sich schwer tat, die über ihn hereinbrechenden Gefühle in Worte zu fassen. "Es ist etwas wirklich Besonderes und ich bin stolz auf mich und mein Team."

Wittmanns Eltern waren extra in die Lausitz gereist, um ihren Sohn anzufeuern. Sie erlebten ein turbulentes Rennen mit zahlreichen Ausfällen, Drehern und Berührungen. "Im Moment erinnere ich mich an gar nichts. Es ist einfach geil", jubelte Wittmanns Vater Herbert. "Es ist ein Traum!" Wittmann Junior, im Fahrerlager bekannt für seine Coolness und Abgeklärtheit, konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, als er seinen Eltern in die Arme fiel. "Wenn man dann seine Eltern umarmt, die mit mir seit ich 16 bin mit Kartsport und allem alles durchgezogen haben, und jetzt hier als DTM-Champion steht, dann ist das sehr emotional."

Ein Spaziergang war das Rennen für den 24-Jährigen sicherlich nicht. Denn bei den schwierigen Bedingungen war es nur allzu leicht, abzufliegen, sich zu drehen oder unsanfte Bekanntschaft mit einem Gegner zu machen, wie es zahlreich andere Piloten erlebten. "Es war ein hartes Rennen heute mit ziemlich schwierigen Bedingungen. Ich habe versucht, ruhig zu bleiben, keine Kontakte zu haben. Ich habe mir gesagt: Besser du verlierst eine Position als eine Kollision zu haben. Das war der Schlüssel", verriet Wittmann.

"Andere haben Fehler gemacht, ich konnte mich auf der Strecke halten. Ich hatte eine gute Performance im Nassen, nicht so gut wie die Spitze, aber immerhin gut." Vor allem in den letzten vier bis fünf Runden habe er Vorsicht walten lassen, um nur ja keinen Fehler zu machen. Nach 52 Runden kam er schließlich als Sechster über die Ziellinie und wusste, dass er Meister der Saison 2014 ist. "Es ist ein unglaubliches Gefühl, eine fantastische Saison", schwärmte er. Er habe den Erfolg selbst nicht erwartet, auch wenn die ersten Testfahrten gut liefen, denn im Rennen sehe die Situation immer noch einmal anders aus. "Aber nach den Siegen in Hockenheim und Ungarn hatte ich ein gutes Gefühl. Ich hätte mir allerdings nie träumen lassen, Champion zu werden."

Super-Marco, Mega-Marco

Von BMW-Motorsportchef Jens Marquardt gab es für Wittmann viel Lob. "Marco hat einfach wieder einen Riesenjob gemacht", betonte er. "Das war nicht einfach, die Bedingungen waren schwierig. Man hat versucht, ihn ins eine oder andere reinzulocken und er hat überhaupt nicht darauf reagiert. Er hat das gemacht, wie wir es ihm gesagt haben: Mach dein Ding."

Die Taktiklosung sei gewesen, das Auto unbeschadet und trotzdem schnell ins Ziel zu bekommen. "Er war sowohl im Nassen als auch Trockenen immer top unterwegs und hat es geschafft, sich aus Sachen rauszuhalten. Es ist viel mit Lackaustausch gefahren worden, im einen oder anderen Fall vielleicht etwas zu viel. Aus all dem hält man sich am besten raus", erläuterte der BMW-Motorsportchef. "Das geht am einfachsten, wenn man vorne wegfährt wie der Pascal Wehrlein - Gratulation, jüngster DTM-Sieger aller Zeiten. Aber das geht auch so, wenn man es wie Marco macht: wenn man nicht ganz vorne steht, einen kühlen Kopf bewahrt und sich nicht beirren lässt."

Einen brenzligen Moment gab es mit Mercedes-Pilot Robert Wickens. Der Kommandostand habe jedoch nicht reagieren müssen, erklärte Marquardt. "Das hat Marco selbst gemacht. Mir hat es eher den Puls hochgerissen als Green an ihm vorbeigestürmt ist und dann langsamer wurde. Da dachte ich schon, sie wollen ihn in irgendwas reinlocken, aber er hat nicht drauf reagiert, einen kühlen Kopf bewahrt, sein Rennen zu Ende gefahren und alles richtig gemacht", zollte er seinem Piloten Respekt. "DTM Meister 2014 - wir sind wahnsinnig stolz auf ihn", so Marquardt. "Es war eine super Teamleistung gekrönt von einem Super-Marco, Mega-Marco, der hier eine fantastische Leistung gebracht hat."