Ja, in den vergangenen Wochen und Monaten hat die DTM teilweise heftige Prügel bezogen - von Fans und Medien. Die Kritik - teilweise auch mal über der Grenze - war größtenteils berechtigt. Das Sportliche trat zuletzt völlig in den Hintergrund, stattdessen regten wir uns kollektiv über Wasserflaschen, fliegende Staatsmänner und Stadtrennen im Motorsport-Niemandsland auf. Dass Mike Rockenfeller auf bestem Wege ist, seinen ersten Titel einzufahren? Nebensache. Eine Sportart, die mit kuriosen Themen für Schlagzeilen sorgt, ist für uns Medien ein gefundenes Fressen. Das sollte kein Geheimnis mehr sein.

Aber glauben Sie mir: Uns ist es tausendmal lieber, wenn wir über packende Qualifyings, actionreiche Rennen und natürlich auch mal über den einen oder anderen Ausraster eines Fahrers berichten können. Wir lieben den Sport mit Sicherheit genauso wie Sie, die treuen Fans. Doch wenn das Sportliche fast völlig zur Randerscheinung verkommt, bleibt oft nicht mehr als ein Kopfschütteln.

That's racing, Foto: DTM
That's racing, Foto: DTM

Man mag zur DTM stehen wie man will, aber die Serie hat eine lange Tradition in der deutschen Rennsportgeschichte und niemand sollte sich wünschen, dass dieses Kapitel einmal endet. Was haben wir in den vergangenen Jahrzehnten für wunderbare Geschichten erlebt, mitgefeiert, -gefiebert und -getrauert. Die Mercedes-Audi-Ära war sicherlich nicht der denkwürdigste Abschnitt in der Geschichte der DTM, aber spätestens mit der Rückkehr von BMW ging es sportlich aufwärts. Dieses Jahr erleben wir eine ähnlich spannende Saison wie 2012, wenn da nicht diese oftmals nervigen Eskapaden wären, die dem Ansehen der Serie nicht wenig geschadet haben.

Warum ich das schreibe? Ein Wort: Nürburgring. Das vergangene Wochenende in der Eifel hat gezeigt, dass die DTM durchaus in der Lage ist, auch ohne Skandale für beste Unterhaltung zu sorgen. Was war das für ein wunderbarer Thriller, mit tollen Überholmanövern und genialen Strategien! Der Regen war sicherlich nicht unschuldig am Rennverlauf, aber auch bei trockenen Bedingungen hätten die Chancen auf ein spannendes Rennen sehr gut gestanden. Die Zeit der Prozessionen ist sowieso schon lange vorbei, auch wenn das einige noch immer nicht wahrhaben wollen.

Action auf statt abseits der Strecke, Foto: DTM
Action auf statt abseits der Strecke, Foto: DTM

Als die Rennzeit am Nürburgring abgelaufen war und die Zielflagge geschwenkt wurde, war ich bestimmt nicht der einzige mit einem flauen Gefühl im Magen: Kommt da noch was? Nachträgliche Strafen aus dem Nichts? Übermotivierte Familienmitglieder im Parc fermé? Nein, diesmal blieb es ruhig. Es war die schönste Ruhe seit langem in der DTM. Rennen aus - Ergebnis fix. So, wie es eigentlich immer sein sollte. Klar, ein paar Strafen gab es im Rennen - an die Laptime Penalty müssen wir uns wohl alle gewöhnen - aber diesmal hatten sie keinerlei Einfluss auf das Renngeschehen und waren zudem berechtigt.

Nun möchte ich hier kein Loblied auf die DTM singen - Probleme gibt es nach wie vor und die Verantwortlichen müssen schauen, dass sie sich mit Reglement und Expansionsansprüchen nach Ecclestone-Manier nicht verzocken. Aber: Das Rennen am Nürburgring hat gezeigt, warum wir die DTM nach wie vor mögen: gutes Racing, verständlicher Rennverlauf und harte, saubere Tourenwagenduelle mit Lackaustausch. Ich drücke die Daumen, dass sich nach der anstehenden Pause alle Beteiligten an das Ring-Rennen erinnern und in Oschersleben, Zandvoort und Hockenheim genauso weitermachen.