Auf dem Nürburgring präsentierte sich die DTM so, wie sie die Fans am liebsten mögen - mit Action am Fließband. Von der ersten bis zur letzten Runde war in der Eifel jede Menge los, natürlich unter freundlicher Hilfe des Wetters. Abgesehen von den Testfahrten und dem ersten Training in Hockenheim war die DTM in diesem Jahr noch nicht im Regen unterwegs. Nette Nebenwirkungen: Es gab Überholmanöver, Kollisionen, verschiedenste Strategien und Kampfgruppen aus einem halben Dutzend Fahrzeugen - ganz ohne DRS und Optionsreifen.

In Kurve eins sorgte Joey Hand für Aufregung, Foto: RACE-PRESS
In Kurve eins sorgte Joey Hand für Aufregung, Foto: RACE-PRESS

Zu den großen Gewinnern zählte unter anderem Mike Rockenfeller, der am Ende auf dem vierten Platz landete. "Der Start auf den Standardreifen war richtig schwierig und leider gibt es immer wieder Leute, die es bei solchen Bedingungen übertreiben", so der Tabellenführer, der die erste Kurve nur mit Glück heillos überstand. Danach bedankte er sich beim Wetter und der Strategie seiner Mannschaft: "Ich dachte nicht, dass es noch so weit nach vorne gehen würde." Prädikat: Herausragend.

Etwas weiter vorne holte sich Robert Wickens seinen ersten DTM-Sieg - bei ihm spielte das Wasser ebenfalls eine große Rolle, auch wenn es diesmal nicht aus einer Flasche stammte. Ein wichtiger Schritt zum Erfolg war sein Doppel-Überholmanöver in der Mercedes-Arena, das bei trockenen Bedingungen wohl niemals möglich gewesen wäre. "Ich wusste, dass Tambay Farfus weiter blockieren wird, daher habe ich es außen herum versucht. Ich wollte zwar nur einen der beiden überholen, aber umso besser, dass es geklappt hat."

Paffett auf den falschen Reifen

Ganz so positiv lief es allerdings nicht bei allen Mercedes-Piloten. Ausgerechnet Gary Paffett, der bisher das heißeste Eisen der Stuttgarter im Titelkampf war, ging im Regen der Eifel gnadenlos unter. In den ersten Runden war er auf harten Reifen ein leichtes Opfer, als er dann statt Regenreifen die weichen Pneus bekam, war er nur noch zu bedauern. "Es war schwer, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Bei Gary haben wir uns für die falsche Strategie entschieden", musste Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff festhalten. Gleichzeitig notierte er aber auch: "Es war ein großartiges Rennen für Zuschauer und Fahrer."

Ebenso waren im Fahrerlager aber auch zahlreiche mahnende Stimmen zu finden, wie etwa von Mattias Ekström. Der Schwede ist bekannt, bei solchen Bedingungen aufdrehen zu können, heute war es ihm dann aber doch zu viel. "Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft ich berührt wurde. Schon in der zweiten Kurve wurde ich ja direkt umgedreht und war Letzter. Solange man sich berührt und auf der Strecke bleibt, habe ich nichts dagegen, aber wir Fahrer müssen uns an die Regeln der Rennleitung halten."

Am Ende war kaum noch ein Auto intakt, Foto: RACE-PRESS
Am Ende war kaum noch ein Auto intakt, Foto: RACE-PRESS

Einige der 22 Akteure waren sogar so sehr mit dem Messer zwischen ihren Zähnen beschäftigt, dass sie keine Rücksicht auf ihre Markenkollegen mehr nahmen. Während Rookie Pascal Wehrlein brav hinter dem strauchelnden Gary Paffett blieb und später nur kommentierte, dass er "auch nicht schneller" gewesen sei, gab es bei Audi Kleinholz. In Runde acht wurde Timo Scheider zunächst von Filipe Albuquerque umgedreht und dann von Jamie Green torpediert.

"Filipe ist mir hinten rechts ans Heck gefahren und hat mich umgedreht. Während des Drehers ist mir dann Jamie auf das Rad gefahren, dadurch ist dann die Spurstange verbogen", klagte Scheider über seine vierte Nullrunde im siebten Rennen, obwohl er sich zuvor noch so auf das Rennen freute: "Von so weit hinten habe ich mir ein Chaos-Rennen gewünscht. Ich habe gesagt, dass etwas besonderes passieren muss, um weit nach vorne zu kommen."

Keine Frage: Gewinner und Verlierer gibt es bei jedem Rennen. Wenn der Zuschauer am Fernsehen und der Strecke aber so gut unterhalten wird, ist gegen etwas Regen in den letzten drei Saisonrennen wohl nichts einzuwenden.