Audi reiste mit keinen guten Vorzeichen nach Moskau: Das Berufungsgericht des DMSB bestätigte Ekströms Disqualifikation am Norisring, der Sieg war verloren. Doch die Audi-Mannschaft ließ sich nicht unterkriegen und dominierte im Reich der Zaren. Mike Rockenfeller siegte vor Mattias Ekström und baute seinen Meisterschaftsführung weiter aus, Augusto Farfus konnte ein reines Audi-Podium gerade noch verhindern.

Doch der bisherige Saisonverlauf zeigt, dass die DTM so ausgeglichen wie kaum eine andere Rennserie ist, das Kräfteverhältnis dreht ändert sich von Rennen zu Rennen. Auch wenn nach dem Rennen in Russland wegen der langen Reisewege nur wenig Zeit war, an den Autos zu arbeiten und das Kräfteverhältnis auf den Kopf zu stellen, so will sich Audi dennoch nicht zurück lehnen. "Wir haben zuletzt in Moskau gesehen, wie schnell man einen Nuller einfahren kann und der Konkurrent die volle Punktzahl holt. Es gilt also, am Nürburgring konzentriert weiterzuarbeiten", warnte Dieter Gass, Leiter DTM.

Kann Audi das Momentum nutzen?

Weniger zurückhaltend ist da schon Audi-Pilot Mattias Ekström. "Ich fühle mich momentan so wohl wie schon lange nicht mehr im Cockpit und im Team. Deshalb glaube ich, dass wir gute Chancen auf den nächsten großen Pokal haben." Der Schwede lässt keine Zweifel aufkommen, wo er am Sonntag stehen will: "Mein Ziel ist es, das Rennen zu gewinnen." Auch Teamkollege Jamie Green strotz nur so vor Zuversicht. "Audi war am Nürburgring in der Vergangenheit oft sehr erfolgreich. Und auch in diesem Jahr scheinen wir im Moment einen guten Lauf zu haben. Es ist ein schönes Gefühl, mit dem Wissen zu einem Rennen zu fahren, dass man gewinnen kann."

Doch beim Team des Meisterschaftsführenden Mike Rockenfeller zeigt sich ein anderes Bild. "Wir haben vor, zu zeigen, dass wir auch auf dem Nürburgring unsere Leistung abrufen können wie anderswo. Das ist uns in der Vergangenheit nicht optimal gelungen", weiß Phoenix-Teamchef Ernst Mooser. "Wir tun uns dort etwas schwer, es wird Zeit." Können Phoenix und Mike Rockenfeller die gute Form aus Moskau mit in die Eifel nehmen, könnte am Nürburgring schon eine kleine Vorentscheidung beim Kampf um die Meisterschaft fallen.

Mercedes muss zurückkommen

Für Mercedes lief es in Russland alles andere als nach Plan. Gary Paffett konnte mit Rang fünf noch Schadensbegrenzung betrieben, Christian Vietoris wurde als zweitbester Mercedes-Pilot lediglich Zehnter. In der Gesamtwertung hat Paffett nun schon 37 Punkte Rückstand auf den Gesamtführenden, erlebt Mercedes ein erneut schwieriges Wochenende, kann der Brite die Meisterschaft fast schon abschreiben. Doch Paffett ist optimistisch: "Das Rennen in Moskau war Neuland für uns alle, den Nürburgring kennen wir hingegen aus den vergangenen Jahren bestens, weshalb ich überzeugt bin, dass wir dort wieder an die gute Form der vorherigen Rennen anknüpfen können."

In Moskau reicht es für Gary Paffett nur zu Rang fünf, Foto: Mercedes-Benz
In Moskau reicht es für Gary Paffett nur zu Rang fünf, Foto: Mercedes-Benz

Auch Mercedes-Benz Motorsportchef Toto Wolff ist sich des großen Rückstands auf Mike Rockenfeller bewusst, will aber ebenfalls noch nicht die Flinte ins Korn werfen. "Das ist in einer so hart umkämpften Rennserie wie der DTM mit Sicherheit nicht leicht aufzuholen, aber im vergangenen Jahr hatte Gary zur Saisonhalbzeit exakt den gleichen Vorsprung auf den späteren Meister Bruno Spengler." Und der Nürburgring kommt bei beim Unterfangen Aufholjagd gerade recht, konnte Mercedes an jener historischen Stätte bereits die Geburt der legendären Silberpfeile feiern.

BMW ebenfalls unter Druck

Besser, aber nicht viel besser sieht die Ausgangslage für BMW aus. Weil Bruno Spengler in Moskau leer ausging, verlor er satte 25 Punkte auf Rockenfeller. Doch schon im vergangenen Jahr war der Nürburgring gewissermaßen ein Meilenstein für den späteren Champion Spengler. "Für mich ist der Nürburgring eine ganz besondere Strecke. Hier habe ich in der vergangenen Saison meine zweite Poleposition und den zweiten Sieg für BMW geholt. Es war ein rundum perfektes Wochenende für mich."

Nachdem auf dem Lausitzring und am Norisring für BMW überhaupt nichts zusammenlief, zeigten sich die Münchener in Moskau zumindest leicht verbessert. Zum ersten Mal nach Spielberg schaffte es mit Augusto Farfus wieder ein BMW-Pilot auf das Podium. Diesen Aufwärtstrend gilt es nun fortzusetzen, wie auch MTEK-Teamchef Ernest Knoors bestätigt: "Die Pace ist grundsätzlich da. Wichtig wird sein, dass wir uns im Qualifying steigern. Dann werden sich auch im Rennen wieder gute Ergebnisse einstellen."