Es ist fast schon unheimlich: Mercedes gewann die letzten zehn Jahre durchgehend das Rennen am Norisring. Vor allem Jamie Green trug einen großen Teil zu dieser Serie bei, der Brite siegte vier Mal. Bruno Spengler holte drei Siege, Gary Paffett immerhin noch derer zwei für die Silberpfeile. Das Paradoxe an der Situation: Weil Green inzwischen für Audi ins Lenkrad greift und Spengler bereits seit letztem Jahr in BMW-Diensten fährt, verfügen die Mercedes-Piloten über die wenigsten Norisring-Siege.

Großer Hoffnungsträger bei Audi ist natürlich Green, der die Mercedes-Serie endlich beenden soll. "Alles hat ein Ende, die Nürnberger Bratwurst hat vielleicht zwei", scherzte Timo Scheider. "Dem zufolge ist natürlich klar, dass ziemlich viel Druck auf Jamie lastet, wir reden vom König des Norisrings." Zu hohen Druck sollte sich der Brite aber nicht machen, wie Scheider meint, schließlich liege ein Erfolg nicht nur in den Händen des Fahrers. "Am Ende zählt das Gesamtpaket, sprich auch das Auto gehört dazu." Dass es in den letzten Jahren am Faktor Fahrer lag, dass Audi keine Erfolge im fränkischen Monaco feiern durfte, glaubt der Lahnsteiner nicht.

"Ich glaube, wir haben bei Audi nicht nur Pappnasen hinterm Steuer sitzen, wir haben das natürlich schon ein paar Jahre probiert. Es nervt uns natürlich ungemein, dass wir das noch nicht bewiesen haben und es mit dem Sieg noch nicht funktioniert hat - beim mehr oder weniger Heimrennen für uns." Scheider ist nach der langen Durststrecke ungeduldig: "Uns wäre es natürlich lieb, wenn es schön langsam mal so weit ist." Um das Ziel zu verwirklichen, bereitete sich Audi akribisch auf die Herausforderung Norisring vor, nach dem Rennen auf dem Lausitzring gingen die Ingolstädter testen. Noch einmal formulierte Scheider sein Ziel: "Es ist auf jeden Fall an der Zeit, dass Audi endlich mal hier am Norisring einen Sieg einfährt."

Niemand kennt den Norisring besser als Jamie Green, Foto: DTM
Niemand kennt den Norisring besser als Jamie Green, Foto: DTM

Bei BMW ist die Situation noch nicht ganz so dramatisch, schließlich versuchten die Münchener ihr Glück erst einmal - und da hätte es schon fast geklappt. Marco Wittmann erinnert sich: "Letztes Jahr waren wir ja schon knapp dran. Wir waren ja bis zur letzten Runde noch vorne gelegen." Entsprechend selbstbewusst geht die Mannschaft von Jens Marquardt in das Saisonhighlight. "Wir gehen sehr positiv ins Wochenende, weil wir wissen, dass unser Auto hier stark ist." Auch Wittmann formuliert das Ziel klar: "Wir wollen angreifen und schon ein Wörtchen mitreden - und am besten diese lange Siegesserie von Mercedes-Benz hier am Norisring beenden."

Verhindern möchte das natürlich Mercedes. Christian Vietoris kommt mit breiter Brust nach Franken, auch wenn es für ihn persönlich bisher wenig in Nürnberg zu feiern gab. Audi darf sich am Wochenende über die spektakulärste Hospitality freuen, das Gebäude der Ingolstädter steht direkt am Duzendteich und wirkt umso imposanter. "Dafür haben wir das schnellere Auto", kommentierte Vietoris diese Tatsache. "Die Historie zeigt, dass wir hier in der Vergangenheit immer ein sehr gutes Paket hatten", weiß auch der Mercedes-Pilot aus Gönnersdorf.

"Natürlich muss man auch Jamie Green [zum Paket] dazu zählen", schränkte Vietoris ein, "der alleine vier Siege für Mercedes in den letzten Jahren geholt hat. Von daher muss man da abwarten, wie sich das bei Audi einpendelt, Jamie ist mit Sicherheit eine Nummer auf der Strecke." Auf Mr. Norisring alleine führt er die Mercedes-Siegesserie jedoch nicht zurück. "Nichtsdestotrotz haben wir ein gutes Paket - ob es gut genug ist, um den elften Sieg in Folge einzufahren, das ist die Frage." Sollte die Mercedes-Serie reißen - an mangelnder Motivation würde es sicher nicht liegen. "Wir werden natürlich alles dafür tun, das Team arbeitet jetzt immer noch an den Autos, wir sind bis zur letzten Minute am Pushen. Alleine der Einsatz der Crew zeigt schon, dass sie an diesem Wochenende besonders motiviert sind."