Top - Mercedes wieder an der Spitze

BMW gewinnt alles, vielleicht kann Audi noch eingreifen, aber auf jeden Fall wird Mercedes schon durch die Schwäche im Qualifying nichts mit den Big Points zu tun haben. So oder so ähnlich wäre eine Umfrage vor dem Rennen in der Lausitz zu den Favoriten ausgefallen. Pustekuchen - und Gary Paffett bläst mit seinem Sieg sogar noch Puderzucker in die Augen seiner Meisterschaftskonkurrenten.

Paffett reanimierte Mercedes, Foto: DTM
Paffett reanimierte Mercedes, Foto: DTM

Drei Sternenfahrer unter den besten vier im Qualifying, ebenso viele im Rennen. Nun kann Mercedes lachen, denn wie auch immer es gelungen ist, die Stuttgarter sind wieder bei der Musik. Nun geht die Gedankenblase 'Eintagsfliege' auf, aber nicht doch. Schon am nächsten Rennwochenende steht der Norisring auf dem Programm. Seit zehn Jahren ungeschlagen reist Mercedes mit stolz geschwellter Brust an - und BMW und Audi müssen sich gewaltig strecken, um den Stuttgartern in der momentanen Form dort die Butter vom Brot zu nehmen.

Flop - BMW fährt schlechtestes Saisonergebnis ein

From Hero to Zero, so lässt sich die Gefühlswelt im Hause im BMW wohl am besten beschreiben. Waren die Münchner vor zwei Wochen in Spielberg noch die strahlenden Sieger und feierten einen überlegenen Dreifachtriumph, schaffte in der Lausitz mit Bruno Spengler als Siebter lediglich ein Pilot den Sprung in die Punkte. Der Kanadier musste damit auch die Meisterschaftsführung an Mike Rockenfeller abgeben und bekam zu allem Überfluss auch noch eine Geldstrafe aufgebrummt, da er Mattias Ekström den Stinkefinger gezeigt hatte.

"Heute haben wir den Preis dafür gezahlt, am Samstag nicht auf der Höhe gewesen zu sein", zeigte sich Motorsportdirektor Jens Marquardt selbstkritisch und wollte die Fehler lieber bei sich selbst als bei anderen suchen. In der Tat: BMW kam von Anfang an in der Lausitz nicht zurecht und schon das Freie Training ließ Schlimmes erahnen. Dennoch ist klar, dass man mit den Münchnern auch in einem Monat auf dem Norisring wird rechnen müssen. Und es käme wenig überraschend, sollte das Podium dann wieder gänzlich in Blau-Weiß erstrahlen...

Top - Kein Ausfall

Die Lausitz sah ein nahezu historisches Rennen. Aber nicht etwa, weil Mercedes die Wiederauferstehung feierte oder BMW nach den letzten Höhenflügen Schiffbruch erlitt, sondern erstmals seit Shanghai 2010 gab es keinen einzigen Ausfall zu beklagen. Alle 22 Piloten sahen laut offiziellem Ergebnis das Ziel - auch wenn Marco Wittmann seinen Boliden im letzten Umlauf aus Sicherheitsgründen abstellte. Roberto Merhi gilt es ebenfalls ein Lob auszusprechen, denn der nicht bei allen Kollegen beliebte Spanier hielt sich diesmal vornehm zurück - und von Martin Tomczyk fern. Bleibt zu hoffen, dass es nicht wieder drei Jahre dauert, ehe man über ein ausfallfreies Rennen berichten kann...

Flop - Vietoris fehlt noch der letzte Wille

Christian Vietoris gehörte jahrelang zu den größten Nachwuchstalenten und fand bei Mercedes in der DTM eine sportliche Heimat auf Top-Niveau. Nach dem ersten Lehrjahr im Tourenwagen, wo er parallel auch noch in der GP2 antrat, zeigte seine Formkurve 2012 jedoch nicht nach oben. 2013 begann wesentlich verheißungsvoller. "Ich gehe die ganze Geschichte diesmal etwas lockerer an", sagte er nach seiner Pole am Lausitzring. Vietoris ist in seiner dritten DTM-Saison bislang top und gehört sogar zum erweiterten Kreis der Titelkandidaten. Doch etwas fehlt noch in der Vita des Gönnersdorfers: ein Sieg.

"Wenn man vorn steht, dann will man auch gewinnen", sagte er zwar mutig nach seiner ersten DTM-Pole. Doch im Rennen orientierte er sich schon unmittelbar nach dem Start nur noch nach hinten. "Gary war schneller als ich. Da war klar, dass es für mich nur noch um Platz zwei ging", sagte er. Da fehlte ein wenig die Kämpfernatur, die nach Siegen giert und damit sowohl Material-mäßig als auch in Sachen Talent locker mithalten könnte. Vietoris ist ein Siegfahrer, das hat er in seiner Formel-Zeit oft genug unter Beweis gestellt. In der DTM fehlt hingegen noch ein wenig der letzte Wille. Wenn der 25-Jährige ein wenig mehr zum Kampfschwein mutiert, kann er auch im Tourenwagen triumphieren.

Top - Ekström ist der Mann des Rennens

Mattias Ekström war nach dem Qualifying sauer, sehr sauer sogar. Und das merkte man dem Schweden am Sonntag auch an, denn mit aller Wut über den schlechten 18. Startplatz im Bauch trieb er seinen Audi-Boliden bis auf den achten Rang nach vorne und lieferte sich sogar noch auf den letzten Metern ein heißes Duell mit Bruno Spengler, nach dem auch verbal die Fetzen flogen.

Ekström legte eine furiose Aufholjagd hin, Foto: RACE-PRESS
Ekström legte eine furiose Aufholjagd hin, Foto: RACE-PRESS

Ekströms Husarenritt war einer gleichermaßen erfolgreichen wie riskanten Strategie geschuldet. Der Audi-Pilot absolvierte seine beiden Pflichtboxenstopps bereits in den ersten Runden und verbrachte dann unglaubliche 44 Umläufe auf den weichen Option-Reifen, ohne dass diese den Geist aufgaben. "Während andere auf den Standard-Reifen langsamer waren, hat mein Auto auf den Option-Reifen am Ende sehr gut funktioniert", freute er sich. Trotzdem ist klar, dass es im Qualifying bald wieder aufwärts gehen muss, denn: "Es ist nie traumhaft, von Startplatz 18 loszufahren. Wenn man dann abkackt, ist man selbst schuld", ging Ekström mit sich hart ins Gericht.

Flop - Martin Tomcyzk fährt von Tief zu Tief

Wenn du kein Glück hast, dann kommt auch noch Pech dazu. Eine alte Weisheit, die in der DTM momentan wohl niemand besser als Martin Tomczyk unterschreiben könnte. Vier Rennen - null Punkte. Was immer ihn auch erwischen kann, es wartet nur hinter der Ecke und schnappt zu. Diesmal war es ein bösartiger Stein, der auf der Strecke lauerte, um ihm in den Kühler zu knallen. Damit war das Qualifying gelaufen - und das Rennen gleich mit.

Zu allem Überfluss wurde er nach wenigen Runden noch von Markenkollege Andy Priaulx umgedreht. Das frustrierende Ergebnis: Aus Startplatz 22 mach Rang 19. "Man versucht, das Beste aus der Startposition zu machen, aber ich habe nicht erwartet, dass wir noch den Stein des Weisen finden", war der BMW-Mann frustriert.

Die DTM beweist Herz, Foto: DTM
Die DTM beweist Herz, Foto: DTM

Top - DTM hilft den Flutopfern

Dass Motorsport eine der schönsten Nebensachen der Welt, aber eben doch nicht mehr ist, wurde im Vorfeld des Rennwochenendes auf dem Lausitzring deutlich. Da weite Teile im Osten Deutschlands von der Jahrhundertflut heimgesucht wurden und viele Menschen nun vor den Trümmern ihrer Existenz stehen, entschlossen sich die drei Hersteller sowie die ITR kurzfristig, den Städten Meißen, Pirna und Herzberg mit einer Spende von je 100.00 Euro unter die Arme zu greifen.

"Ich habe auch wie wohl jeder andere morgens immer die Nachrichtensender eingeschaltet und geschaut, wie sich das Hochwasser entwickelt. Aber wenn man hier vor Ort ist und sieht, wie hoch das Wasser wirklich stand, ist das noch einmal etwas ganz Anderes", sagte Glock, der einen der Schecks überreichte, und auch Christian Vietoris zeigte sich tief betroffen: "Das ist eine ganz schwierige Situation für die Menschen hier. Es ist wichtig, dass wir vielleicht ein bisschen helfen können."

Flop - Spenglers Stinkefinger-Strafe

Die Stinkefinger-Affäre zwischen Bruno Spengler und Mattias Ekström sorgte für allerlei Aufruhr - auch hinter den Kulissen krachte es, wie Motorsport-Magazin.com in aller Ausführlichkeit berichtete. Für seinen gestreckten Mittelfinger in Richtung Rivale Ekström musste Spengler nach Entscheidung der Rennleitung 1.000 Euro Strafe berappen. Eine Summe, die nicht allzu konsequent klingt. Ekström hatte nicht ganz Unrecht, als er meinte, dass der Kanadier die Summe doch aus der Portokasse zahlen würde. Entweder gar keine Strafe oder eine, die ein bisschen mehr weh tut, wäre angebrachter gewesen.

Spengler ist seit Jahren ein absoluter Sportsmann und wenn er etwas mehr Geld hätte blechen müssen, das dann am besten noch den Flutopfern zugutekommt, wäre er mit Sicherheit der Letzte gewesen, der sich über die Höhe beschwert hätte. Damit wären auch alle als kleine Gewinner aus der deftigen Angelegenheit hervorgegangen: Ekström bekommt seine Gerechtigkeit, Spengler tut etwas Gutes und die DTM wäre für ihr noch größeres Engagement bei der Hochwasser-Hilfe gelobt worden. Die Peanuts-Strafe hinterlässt da eher einen etwas faden Beigeschmack.