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Regeländerungen bringen Spannung: Ein voller Erfolg, so fällt das einhellige Fazit der Piloten über die Innovationen in der DTM aus. DRS und die Option-Reifen sorgten in Hockenheim für jede Menge Spannung und würfelten das Feld gehörig durcheinander. Oftmals wurde der DTM in der Vergangenheit vorgeworfen, zu langweilig zu sein, doch beim Saisonauftakt konnte davon keine Rede sein.

Ein Überholmanöver jagte das nächste, Foto: DTM
Ein Überholmanöver jagte das nächste, Foto: DTM

"Das DRS hat wunderbar funktioniert, gleiches gilt für die Option-Reifen. Mir hat es rundherum Spaß gemacht", strahlte etwa Martin Tomczyk. Was mit dem richtigen Einsatz der neuen 'Spielzeuge' alles möglich war, demonstrierte Dirk Werner eindrucksvoll mit seiner Fahrt vom Ende des Feldes bis auf das Podium. "Im letzten Jahr musste man im Qualifying weit vorne sein, aber dieses Jahr scheint es ein bisschen anders zu sein", analysierte der BMW-Pilot.

BMW stark wie eh und je: Vor einem Jahr waren sie die große Unbekannte - und jetzt der gefürchtete Favorit. Seit vier Rennen in Folge sind die Münchner ungeschlagen, denn auch die letzten drei Siege der Vorsaison gehen auf ihr Konto. Trotz der vielen Rekorde aus der Vorsaison gab es auch an diesem Wochenende noch eine Premiere: In Hockenheim holte BMW den ersten Doppelsieg in der DTM. Dass Augusto Farfus von Startplatz zwei Chancen auf den Sieg hatte, war dabei weitaus weniger überraschend als die grandiose Aufholjagd von Dirk Werner aus der vorletzten Reihe auf Platz zwei. Wenn BMW so weiter macht, müssen sich Audi und Mercedes warm anziehen.

Dirk Werner am Ziel seiner Träume, Foto: RACE-PRESS
Dirk Werner am Ziel seiner Träume, Foto: RACE-PRESS

Werner schafft die Sensation: Dirk Werner war nach dem Qualifying sichtlich angeschlagen und eigentlich wollte der BMW-Pilot ob seiner schwachen Performance am Sonntagmorgen das Bett gar nicht erst verlassen. Dass er sich doch dazu entschloss, am Saisonauftakt teilzunehmen, stellte sich allerdings als goldrichtige Entscheidung heraus, denn der 31-Jährige raste vom Ende des Feldes bis auf das Podium und konnte sein Glück kaum fassen.

"Das war ein magisches Rennen", frohlockte Werner, nachdem er zum ersten Mal in der DTM vom Treppchen jubeln durfte. Den Schlüssel zu seiner Erfolgsfahrt stellte die Strategie dar, denn Werner setzte auf einen langen zweiten Stint mit den neuen Option-Reifen, womit er die Konkurrenz ausstach. "Heute Abend gehe ich vielleicht gar nicht ins Bett", grinste er und war äußerst froh, am Morgen das Hotelzimmer doch verlassen zu haben.

Hoher Besuch bei der DTM: 87.000 Fans pilgerten am Wochenende zum Saisonauftakt der DTM nach Hockenheim. Unter ihnen ein paar, die selbst Benzin im Blut haben. Die Formel 1 war in geballter Präsenz vor Ort. Mit Sebastian Vettel und Damon Hill begutachteten sogar insgesamt vier Weltmeistertitel den Saisonauftakt der DTM.

Sebastian Vettel schaute vorbei, Foto: BMW AG
Sebastian Vettel schaute vorbei, Foto: BMW AG

Auch Christian Danner, Nico Hülkenberg und selbstverständlich Nico Rosberg - in offizieller Funktion für Mercedes - ließen es sich nicht nehmen, einen Abstecher ins Badische zu machen, bevor in der kommenden Woche die Motoren der Königsklasse in Barcelona wieder aufheulen. Spannende Rennaction konnten nun alle bereits beobachten - bleibt zu hoffen, dass sie es auf dem Circuit de Catalunya selbst in die Tat umsetzen.

Flops

Strafe hier, Strafe da: Eigentlich ist es ja zu begrüßen, dass die DTM-Piloten nicht mehr nach Lust und Laune neben die Strecke fahren dürfen, ohne bestraft zu werden. Aber welcher Fan soll bei dem neuen Strafen-Katalog noch durchblicken? Erst gibt es eine Verwarnung, dann muss der Fahrer eine Sekunde langsamer fahren, beim nächsten Regelverstoß ein paar Sekunden mehr. Am Fernseher mag ein Zuschauer das vielleicht noch irgendwie auf die Reihe bekommen, auf den Tribünen dürfte es aber nur noch fragende Blicke geben. So nicht, liebe Regelhüter.

Im Getümmel wurden einige Strafen ausgesprochen, Foto: Audi
Im Getümmel wurden einige Strafen ausgesprochen, Foto: Audi

Hand als Startampel: Martin Tomczyk legte in Hockenheim einen astreinen Frühstart hin. Ärgerlich für ihn, aber nichts, was nicht schon 100-fach dagewesen wäre. Kurios ist allerdings der Auslöser. Kein Problem mit der Kupplung, keine zu frühe Reaktion - schuld ist Teamkollege Joey Hand. Die Startampel war aus der Perspektive von Tomczyk auf einer Höhe mit den Bremsleuchten des US-Amerikaners.

Als Hand vor dem Start seinen Motor abwürgte und die Bremsleuchten am BMW ausgingen, reagierte Tomczyk blitzschnell und brauste los. Nur Sekundenbruchteile später erkannte der Meister von 2011 zwar, dass er die Signale verwechselt hatte, da war es aber auch schon zu spät. "Dann war es nicht mehr zu ändern und ich gab einfach Vollgas", schilderte der BMW-Pilot im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Brennendes Eisen: Durch ausgeklügelte Technik ist Iron Man unverwundbar und stark. Genau das wollte auch Adrien Tambay sein, der auf seinem Audi in Hockenheim Werbung für den dritten Teil der Actionfilm-Reihe machte. Bereits wenige Runden nach dem Start erkannte der Franzose allerdings, dass dieser Wunsch nur im Film Realität werden kann.

Adrien Tambay gab nur vor dem Rennen eine gute Figur ab, Foto: Audi
Adrien Tambay gab nur vor dem Rennen eine gute Figur ab, Foto: Audi

Vor dem Eingang in die Mercedes-Arena ging sein "Superhelden-Wagen" plötzlich in Flammen auf und der Siegeszug durch das Feld war schlagartig beendet. "Auf einmal waren überall Flammen und ich musste sofort stoppen", erklärte Tambay im Interview mit Motorsport-Magazin.com. Woher das Feuer kam, muss Audi nun genau untersuchen.

Verwirrung vorne, hinten und in der Mitte: Option-Reifen, DRS, Strategie - alles Erfindungen der DTM, um die Serie für die Zuschauer wieder attraktiver zu machen. Dieses Vorhaben ist in jedem Fall geglückt, die Fahrer brauchen aber noch eine Weile, um den Durchblick zu bekommen. "Das Team hat mich durch das Rennen geführt", gab Mercedes-Mann Christian Vietoris zu und fügte an: "Es ist wichtig, dass man immer weiß, gegen wen man im Moment eigentlich fahren muss."

Wo sind die Zeiten, in denen einfach der Vordermann der Gegner war und diesen zu überholen gleichbedeutend mit einem Positionsgewinn war? "Ich habe mein Team immer gefragt, wo wir sind und wie meine Pace im Vergleich zu den anderen Fahrern ist", erzählte sogar der alte Hase Gary Paffett, der erst nach allen absolvierten Boxenstopps ein wenig Überblick hatte. Dieser fehlte Sieger Augusto Farfus bis zum Ziel. "Am Ende haben sie gesagt, dass Dirk auf P2 ist, und ich wusste nicht, warum", lachte der Brasilianer. Daran müssen sich die DTM-Piloten in Zukunft aber wohl gewöhnen, denn mit Besserung rechnet Paffett nicht. "Es wird wahrscheinlich in jedem Rennen so verwirrend sein."