Das triumphale Gefühl, ein Rennen zu gewinnen, war im Jahr 2012 nur einem Audi-Piloten vorbehalten: Edoardo Mortara. Der "Playboy" raste sogar zweimal als Erster über die Ziellinie. Seinem Premierenerfolg in Spielberg, wo er sich neben dem Sieg im Rennen auch die Pole Position gesichert hatte, ließ er bei der Regenschlacht in Zandvoort eine zweite 25-Punkte-Fahrt folgen. Darüber hinaus schaffte er mit Rang zwei auf dem Nürburgring noch ein weiteres Mal den Sprung unter die ersten drei. Die Erfolgsbilanz des Italieners hat allerdings einen markanten Schönheitsfehler: Bester Audi-Fahrer war Mortara in der abgelaufenen Saison nicht.

82 Zähler reichten nicht aus, um Mike Rockenfeller in der markeninternen Wertung hinter sich zu lassen. Und so musste sich der 25-Jährige mit Rang fünf in der Fahrerwertung zufrieden geben. Alles in allem haperte es an der Ausgeglichenheit - auf die zahlreichen Highlights folgten jeweils Wochenenden mit dürftigerer Ausbeute. Im Kampf um die Nummer eins bei Audi wurde ihm die Durststrecke nach dem Erfolg in Zandvoort zum Verhängnis, als er zweimal in Folge nichts Zählbares von den Rennen mitnahm.

Ein Grund für Enttäuschung war das Abschneiden allerdings nicht. Selbst wenn er unterm Strich nicht das Optimum herausholte, überwog bei Mortara die Freude über das Erreichte. "Am Anfang des Jahres habe ich ein paar Fehler gemacht, aber danach war es eine gute, solide Saison von mir", sagte er. "Wenn ich zu Saisonbeginn und in Valencia keine Punkte wegen Problemen am Auto eingebüßt hätte, wäre ich gar nicht so weit weg von den Fahrern ganz vorne."

Der Sponsorendeal mit Playboy zahlt sich für Edoardo Mortara nicht nur finanziell aus, Foto: Audi
Der Sponsorendeal mit Playboy zahlt sich für Edoardo Mortara nicht nur finanziell aus, Foto: Audi

Seine beste Phase hatte Mortara zwischen den beiden Erfolgen in Spielberg und Zandvoort. In den vier Rennen fuhr der zweimalige Sieger des Macau Grand Prix trotz eines Ausfalls am Norisring 68 Zähler ein. In den anderen sechs Rennen - darunter drei Nullrunden - brachte er es allerdings nur auf 14 Punkte. Darüber hinaus gelang es zu selten, seine durchweg starken Qualifying-Leistungen - neun Q3- und fünf Q4-Teilnahmen - in einen Podiumsplatz umzumünzen.

Mortara produzierte allerdings nicht nur gute Resultate, sondern sorgte auch auf der Strecke für einige Knalleffekte. In Erinnerung blieben vor allem zwei grenzwertige Aktionen. In Spielberg erkämpfte er sich den Sieg mit einem harten Manöver gegen Gary Paffett. Als der Brite nach dem zweiten Boxenstopp zum Überholen ansetzte, verteidigte er seine Position kompromisslos und drängte den Widersacher dabei kurzzeitig von der Strecke. "Teilweise war das etwas über der Grenze", urteilte der damalige Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

Harakiri mit Schattenseiten

Und die Art und Weise, in der sich der Heißsporn auf der regennassen Fahrbahn in Zandvoort an Teamkollege Rockenfeller vorbeiquetschte, war ebenfalls fragwürdig. In allen Fällen zahlte sich das hohe Risiko für den Audi-Fahrer ohnehin nicht aus - der tollkühne Fahrstil offenbarte auch Schattenseiten. Drei Rennen waren für den Rosberg-Piloten vorzeitig beendet. Und selbst wenn die eine oder andere Berührung nicht in jedem Lauf das sofortige Aus bedeutete, so kämpfte er in seinem leicht beschädigten Auto doch auf verlorenem Posten. Will er 2013 um den Titel kämpfen, muss Mortara lernen, sein ungezügeltes Temperament in die richtigen Bahnen zu lenken.