Sechstes Rennen der DTM-Saison 2012, Nürburgring. Während Bruno Spengler, Edo Mortara und Martin Tomczyk das Podium in der Eifel unter sich ausmachen, blickt die versammelte TV-Welt auf die hinteren Plätze. Es geht nur um Position 13, außerhalb der Punkteränge, doch hier spielt sich das Spektakel eines sonst eher unspannenden Rennens ab. Rahel Frey beißt sich am Heck von Ralf Schumachers C-Coupé fest und liefert sich rundenlang Duelle mit dem Mercedes-Piloten. Es geht hier nur um die goldene Ananas, doch zum ersten Mal seit ihrem DTM-Debüt zeigt Frey ihren wahren Kampfgeist.

Am Ende reicht es zwar nicht für das entscheidende Überholmanöver, doch mit diesem Rennen hat sich die junge Schweizerin Respekt im Fahrerlager verschafft. Es war gleichzeitig der Wendepunkt einer bis dato schwierigen Saison der Audi-Pilotin. Viel hatte sie sich für ihr zweites Jahr in der Tourenwagenserie vorgenommen, sich mit dem neuen A5 DTM konkurrenzfähige Möglichkeiten ausgerechnet. Davon war in den ersten Rennen allerdings nicht allzu viel zu spüren. Platz 16 beim Auftakt in Hockenheim bei vier Ausfällen und zwei beschädigten Autos, Platz 20 in der Lausitz und der 18. Rang in Brands Hatch waren nicht die Resultate, die sich Frey erhofft hatte.

Erst flop, dann top: Rahel Frey 2012, Foto: DTM
Erst flop, dann top: Rahel Frey 2012, Foto: DTM

Großer Schwachpunkt: das Qualifying. In den ersten fünf Zeittrainings des Jahres kam Frey nicht über die letzte Startreihe hinaus - schwächer als in der vergangenen Saison. Dabei hatte sie vor dem Saisonstart das Qualifying als ihr Manko ausgemacht und wollte sich auf der schnellen Runde verbessern. Das gelang nicht, doch muss man ihr zugutehalten, dass sie sich im Verlauf der Rennen häufig steigerte und nur zweimal nicht die Ziellinie sah - keine Selbstverständlichkeit in dieser Saison mit teilweise überharten Manövern. "Vor der Saison habe ich gesagt, dass ich in die Punkte möchte, aber wenn man so weit hinten startet, ist das unglaublich schwierig", sagte Frey bei Motorsport-Magazin.com.

Die ausgedehnte Sommerpause kam Frey gerade recht, um sich Gedanken über ihre Performance zu machen und weiter an sich zu arbeiten. Es wirkte, wie ihr spektakulärer Ringkampf mit Schumacher im ersten Rennen nach der Unterbrechung zeigte. Ihr spürbarer Aufwärtstrend erlebte einen Rückschlag bei den beiden folgenden Rennen in Zandvoort und Oschersleben. In den Niederlanden wurde sie Opfer eines Massen-Crashs kurz nach dem Start, in Oschersleben war nach Runde sechs Schluss.

Frey beißt sich durch, Foto: DTM
Frey beißt sich durch, Foto: DTM

Rempeleien gehörten in der DTM-Saison 2012 zur Tagesordnung und Frey mischte auf den hinteren Plätzen ordentlich mit. Auffällig: Während sie in ihrem Premierenjahr häufig zu verhalten zu Werke ging, verlor sie im zweiten Jahr einiges an Respekt und ging die Rennen beherzt an. Der Lauf in Valencia zeigte dies und sollte ihr Sahnestück der Saison werden. Frey war die Attraktion dieses turbulenten Rennens, als sie erst Schumacher - diesmal erfolgreich - überholte und sich anschließend hart mit Andy Priaulx und Dirk Werner um den siebten Platz duellierte.

Frey behielt trotz hartem Racing die Oberhand und feierte in ihrem 19. DTM-Rennen die ersten Punkte. "Das ist DTM, da muss man um jeden Millimeter kämpfen", stellte sie fest und wollte den Schwung mit zum Finale nach Hockenheim nehmen. Im Qualifying schaffte sie den Sprung ins Q2, hatte im Rennen einen starken Start, drängelte sich in die Top-10, kollidierte mit Chris Vietoris, beschädigte ihr Auto, fiel weit zurück und schleppte sich als 16. ins Ziel. Ein unbefriedigendes Ende einer Saison, die zuvor eine hoffnungsvolle Wendung genommen hatte. Jetzt muss Frey erneut kämpfen - es geht um ihren Verbleib in der DTM, um den sie gerade zittern muss.