Alex Zanardi feierte am Donnerstag die Rückkehr ins Rennauto. Der ehemalige Formel-1-Pilot hatte am Nürburgring die Möglichkeit, einen eigens für seine Bedürfnisse umgebauten BMW M3 DTM zu testen. Wochenlang hatten die Münchner Ingenieure an dem Tourenwagen herumgeschraubt, damit der beinamputierte Italiener fahren konnte. Nach einigen Runden im goldfarbenen M3, dessen Motorhaube ein Handbike und Zanardis Konterfei zierten, war er glücklich angesichts dieser besonderen Chance. "Ich fühle mich viel jünger, als ich bin. Es hat riesig Spaß gemacht", sagte der 46-Jährige. "Dies ist ein ganz besonderer Tag für mich - und die Erinnerung daran werde ich für immer in meinem Herzen tragen."

Hört man dem Paralympics-Sieger jedoch zu, dürften die Chancen auf ein Engagement in der DTM zur kommenden Saison eher gering stehen. "Ich bin sehr neugierig, wie es weitergeht und wir werden sehen, ob es eine Möglichkeit gibt", so Zanardi gegenüber dem sid. "Aber ich glaube es ehrlich gesagt nicht, da das Level in der DTM für einen alten Mann wie mich zu hoch ist." BMW stockt in der kommenden Saison von sechs auf acht Autos auf und Zanardi galt nicht nur bei vielen Fans als Wunschbesetzung für eines der freien Cockpits.

Der Aufwand, der für die Testfahrten betrieben wurde, war allerdings enorm. Um ihm das Bremsen mit seiner rechten Beinprothese zu ermöglichen, waren das Gas- und Kupplungspedal ausgebaut und das Bremspedal versetzt worden. Gas und Kupplung fanden sich an der linken respektive rechten Seite des Lenkrads wieder. Durch den hohen Arbeitsaufwand wurde Zanardi allerdings eines deutlich. "Ich habe erneut gespürt, dass die BMW Familie hinter mir steht und mich liebt. Das hat sie mit diesem Tag wieder einmal gezeigt."

Ein Vorbild für uns alle

Zuletzt war Zanardi im Jahr 2009 ins Rennauto gestiegen, damals ging er mit einem umgebauten BMW in der WTCC an den Start und gewann insgesamt vier Rennen. Die DTM ist jedoch ein anderes Level als sein WTCC-Pendant. Deshalb bestanden von Beginn an Zweifel, ob Zanardi wegen seiner körperlichen Einschränkung mit einem der Boliden zurechtkommen würde. BMW-Motorsportchef Jens Marquardt verzichtete am Nürburgring darauf, eine Prognose bezüglich Zanardis Zukunft zu treffen.

"Vom Reglement her haben wir uns das noch gar nicht angeschaut", so Marquardt. "Aber von dem, was wir heute gelernt haben, können wir sicher zusammen mit Alex schauen, wie weit wir gehen können und wie große die Lücke ist, die wir noch überbrücken müssten." Er war vor allem froh, dem Paralympics-Helden ein besonderes Geschenk machen zu können. "Er ist seit langen Jahren ein hoch geschätztes Mitglied der BMW Motorsport Familie und zugleich ein Vorbild für uns alle. Denn trotz seines Handicaps gibt es keine Herausforderung, die er nicht voller Optimismus angeht und mit Bravour bewältigt."

Zanardi drehte einige ungezeitete Runden in der Eifel, ein Vergleich mit anderen DTM-Piloten ließ sich also nicht anstellen. Zanardi machte kein Geheimnis daraus, dass er sich natürlich über ein Stammcockpit freuen würde: "Falls es jemals die Möglichkeit gibt, wäre es nicht schwer für mich, sie anzunehmen."