Bruno Spengler hat es geschafft. Der Frankokanadier ist nach zahlreichen Versuchen endlich am Ziel seiner Träume angelangt - er ist DTM-Champion. Vier Mal stand er mit Mercedes kurz davor, vier Mal scheiterte er und wurde am Ende nur Zweiter oder Dritter. Mit Wiedereinsteiger BMW gelang ihm am Sonntagnachmittag das Wunder, in der ersten Saison der Münchener gleich alle Titel zu sichern. Und das, obwohl seine Karriere nach einem schweren Unfall schon kurz vor dem Aus stand.

Die Emotionen nach der Zieldurchfahrt waren überwältigend. Fans erlebten am Teamradio einen emotionalen Spengler, wie man ihn selten zuvor gehört hatte. Das Gefühl, DTM-Champion zu sein, kann er auch jetzt noch nicht einordnen. "Ganz ehrlich, ich weiß noch überhaupt nicht, was ich fühlen soll. Ich bin noch immer total durcheinander und kann es kaum glauben, was passiert ist", gibt Spengler einen Einblick in seine Gefühlswelt. Der BMW-Pilot erinnert sich an vergangene Niederlagen, die den Erfolg umso schöner machen: "Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich war in der Vergangenheit schon einige Mal kurz davor, den Fahrertitel zu gewinnen. Aber es hat nie geklappt. Und dann gelingt es mir, in meiner ersten Saison mit BMW ganz oben zu stehen."

Trotz neuer Herausforderung die Wurzeln nicht vergessen

Den Wechsel von Mercedes zu BMW hat der 29-Jährige nie bereut: "Ich habe nie an meiner Entscheidung gezweifelt. Ich habe sie nie infrage gestellt." Für Spengler gab es vor allem einen wichtigen Grund, die Entscheidung so zu fällen. Er habe nach der der langen Zusammenarbeit mit den Schwaben nach einer neuen Herausforderung gesucht, die er nun bei BMW gefunden hat: gemeinsam ein neues Team aufzubauen und von Grund auf an der Entwicklung eines neuen Autos beteiligt zu sein. An Mercedes selbst, sei es nicht gelegen. "Ich war bei Mercedes auch sehr glücklich, ich hatte tolle Rennen und großartige Unterstützung dort", erinnert er sich an sieben gemeinsame Jahre in der DTM zurück.

Überhaupt ist Spengler seinem ehemaligen Arbeitgeber noch sehr dankbar. Als Mercedes-Junior gelang ihm Anfang des Jahrtausends der Sprung in den professionellen Motorsport und im Laufe der Jahre konnte er immer auf die Unterstützung aus Stuttgart zählen - auch abseits der Piste. Nach einem schweren Unfall bei einem Formel-3-Rennen 2003 in Dijon stand die Karriere des Kanadiers auf Messers Schneide, nur knapp ist Spengler der Amputation seiner Beine entgangen. Dank der Unterstützung von Mercedes konnte er bereits nach drei Monaten sein Comeback im Cockpit geben, konditionell und mental stärker als je zuvor, wie er rückblickend sagt.

Tolle Teamkollegen

Bruno Spengler mit seinem Lehrer Bernd Schneider, Foto: DTM
Bruno Spengler mit seinem Lehrer Bernd Schneider, Foto: DTM

Auf seinem Weg zum Top-Piloten erinnert sich Spengler speziell an zwei Teamkollegen: "2004 hatte ich bei Mücke Motorsport einen sehr guten Teamkollegen, das war Robert Kubica. Wir sind sehr gut miteinander ausgekommen. Besonders seine Ehrlichkeit war an ihm so beeindruckend." Der zweite wichtige Stallgefährte in Spenglers Karriere war DTM-Rekordchampion Bernd Schneider, von dem er in seinen Anfangsjahren in der DTM sehr viel lernen konnte. Über den heutigen AMG-Markenrepräsentanten gerät Spengler ins Schwärmen: "Er ist eine eindrucksvolle Persönlichkeit und was er in der DTM erreicht hat, ist verrückt. Fünf Titel in dieser Serie zu holen, ist einfach bewundernswert."

Spengler freut sich nun auf die bevorstehenden Aufgaben: "Es wird bestimmt eine aufregende Zeit. Aber ich empfinde das nicht als Stress. Im Gegenteil: es ist fantastisch, als Champion gefragt zu sein." In den kommenden Wochen stehen nun Auftritte in TV-Sendungen bevor und einige Marketingaufgaben für BMW, denen Spengler ebenfalls offen entgegensteht: "Ich freue mich auf alles, denn darauf, nach einem Finale als Champion gefeiert zu werden, habe ich lange hingearbeitet. Ich werde jede Sekunde genießen."