Renger van der Zande erlebte 2011 eigentlich eine ganz passable Rookie-Saison. Das Problem war nur: Niemand wollte das so recht mitbekommen. Der Holländer glänzte vornehmlich immer dann, wenn es nichts zu holen gab. Dass es am Ende für Van der Zande, als einzigen Piloten neben den beiden Damen im Feld, nicht zu einem einzigen Pünktchen reichte, ist fast schon tragisch - umso bitterer macht diesen Umstand die Tatsache, dass es auf Grund der mangelnden Resultate wohl kaum zu einer Weiterbeschäftigung in der DTM reichen wird.

München war der Höhepunkt: Im Olympiastadion zeigte Van der Zande sein Können, Foto: Mercedes-Benz
München war der Höhepunkt: Im Olympiastadion zeigte Van der Zande sein Können, Foto: Mercedes-Benz

Im Gegensatz zu seinen Mitstreitern David Coulthard und Susie Wolff kann Van der Zande nicht von einem prominenten Namen oder dem marketingwirksamen Frauen-Bonus profitieren, will er sich 2012 eines der raren Neuwagen-Cockpits bei Mercedes sichern. Hinzu kommt, dass Maro Engel und Christian Vietoris in der vergangenen Saison die klar schnelleren Jahreswagen-Piloten der Stuttgarter waren. Die Luft für den Niederländer ist somit mehr als dünn. Dabei hatten die ersten Rennen 2011 gar nicht so schlecht begonnen.

München als Highlight

Zwar reichte es beim Auftakt in Hockenheim nur für einen enttäuschenden 18. Platz, doch mit den Rängen 13 und 10 in Zandvoort und Spielberg setzte durchaus eine erkennbare Steigerung ein. Auch die Qualifying-Performance sah mit zwei elften und einem 13. Platz gar nicht so schlecht aus. Dem positiven Trend folgte im hinteren Mittelfeld der DTM auf dem Lausitzring mit P14 ein kleiner Rückschlag. Auf dem Norisring verkaufte sich Van der Zande aber erneut gut und steuerte die C-Klasse in die Top-10.

Dann ging es zum Showevent nach München, wo der fliegende Holländer groß auftrumpfte. Mit dem engen Zeitfahrkurs im Schatten des Zeltdaches des Münchner Olympiastadions, kam der Persson-Fahrer exzellent zurecht und konnte an beiden Tagen sein Talent unter Beweis stellen. Dass es sich bei seiner überraschenden Halbfinalteilnahme am Samstag um keine Eintagsfliege handelte, zeigte der 25-Jährige mit dem dritten Platz am Sonntag. Der erste Podestplatz in der DTM war selbstredend ein großer Grund zur Freude. "Es war hier nicht einfach und ich bin froh, dass ich das Auto das ganze Wochenende über in einem Stück gehalten habe", strahlte der bescheidene Rookie im Anschluss an das Spektakel im weiten Rund.

Viel Pech in Valencia

Ärgerlich war allerdings, dass für das Showevent keine offiziellen Punkte vergeben wurden, was Van der Zandes beste Saisonleistung weit unter Wert verkaufte. Mit den Plätzen elf und 15 in der Eifel und in Brands Hatch fand sich der Mercedes-Pilot anschließend schnell in der Realität wieder. Im Regen von Oschersleben setzte es nach einem Unfall in der sechsten Runde dann gar den ersten und einzigen Ausfall der Saison. Doch Van der Zande wollte noch nicht aufgeben und kämpfte sich beim vorletzten Lauf im spanischen Valencia eindrucksvoll zurück.

Im Ziel: Bis auf den Lauf in Oschersleben kam Van der Zande in seiner ersten DTM-Saison immer an, Foto: DTM
Im Ziel: Bis auf den Lauf in Oschersleben kam Van der Zande in seiner ersten DTM-Saison immer an, Foto: DTM

Einen tollen dritten Platz im Qualifying, der wegen falscher Reifen von der Rennleitung in P4 umgewandelt wurde, münzte er im Rennen in Rang fünf um - nur um zusammen mit Coulthard anschließend wegen eines falsch montierten Heckflügels ganz disqualifiziert zu werden. Einmal mehr stand der Holländer am Ende ohne etwas Zählbares in der Hand da. Ein zwölfter Rang beim Saisonfinale änderte dies nicht mehr. Dem geschulten Auge blieb das Potenzial des zweifelsfrei talentierten Holländers jedoch trotzdem nicht verborgen. Zusätzlicher Pluspunkt: Van der Zande scheiterte im Zeittraining 2011 kein einziges Mal in Q1 - für einen Neuling im alten Auto durchaus beachtlich.