Die Fahrt mit dem Cupra Tavascan VZ begann voller Vorfreude. Ziel der Tour war der Großglockner. Es war eine ideale Gelegenheit, die Reichweite des neuen Elektro-SUV unter extremen Bedingungen zu testen, bevor die Passstraßen für den Winter gesperrt werden. Schon beim Einsteigen wurden wir von einem praktischen Detail überrascht: Das Fahrzeug startet automatisch, ohne dass man den Schlüssel drehen oder einen Knopf drücken muss. Das war anfangs ungewohnt, erwies sich jedoch als äußerst angenehm. Zudem öffnet und schließt sich der Cupra automatisch, sobald man mit dem Schlüssel in der Tasche zum Fahrzeug geht oder sich davon entfernt.
Aufgeregt ging es zu Beginn über Autobahnen, Landstraßen und schlussendlich durch endlose Serpentinen hinauf in die beeindruckende Alpenlandschaft. Der abgeriegelte Topspeed von 180 km/h war hier schon wieder vergessen und trotz der anstrengenden Route zeigte sich der Tavascan VZ als zuverlässiger Begleiter. Je nach Bedarf kann man unterschiedliche Fahrmodi anwählen. Die 344 PS verteilen die Kraft auf alle vier Räder und schieben gut an. Aus diesem Grund könnten die Bremsen auch etwas mehr Zugkraft an den Tag legen. Die 77-kWh-Batterie hielt sich erstaunlich stabil, was sicher auch an der effektiven Rekuperation lag, die das Fahrzeug auf den Abfahrten besonders gut nutzte. Die Reichweite erwies sich in dieser Höhe als überraschend realistisch. Maximal sind nach WLTP-Standard 522 Kilometer möglich.
Futuristisches Design trifft auf Schwächen in der Ergonomie
Während der Fahrt sorgte der Tavascan VZ immer wieder für kleine optische Highlights. Die serienmäßigen Matrix-LED-Scheinwerfer und LED-Rückleuchten (samt beleuchtetem Markenlogo) sind modern und ansprechend gestaltet und tragen zur extravaganten Außenwirkung bei. Das großzügige Panoramadach erzeugt ein luftiges Raumgefühl im Inneren, vor allem für die Passagiere im Fond, da es durch die Dachlinie etwas weiter hinten ansetzt. Im Kofferraum erwies sich der Tavascan VZ als ebenso durchdacht: Ohne Ladekante und mit erstaunlich viel Platz kann man mühelos vier Getränkekästen und einen Wochenendeinkauf unterbringen.
Während man über den Kofferraum nichts zu Meckern hat, so gibt es im futuristischen gestylten Cockpit hingegen ein paar kleinere Schwächen. Zwar überzeugten Optik (auch wenn das dunkelblaue Leder höchstwahrscheinlich nicht jedermanns Sache ist) und die verspielte Ambientebeleuchtung, doch der verarbeitete Kunststoff fühlte sich beim Anfassen leider weniger hochwertig an. Auch die vielen Elemente von Volkswagen – vom Display bis zum Gangwahlhebel – hinterließen den Eindruck, dass hier weniger auf Individualität, sondern eher auf Kostensparmaßnamen gesetzt wurde. Des Weiteren waren die Sitzflächen auffällig kurz und für das Abstützen der Arme war weder die Auflage an der Tür noch die Mittelarmlehne besonders bequem.
Der Frust an der Steckdose
Das wahre Abenteuer wartete jedoch nicht auf den Bergstraßen, sondern bei den Ladestopps. Der erste Ladeversuch in Zell am See geriet direkt zur Geduldsprobe: Die Säule, die laut App frei war, war unerwartet durch einen Flohmarkt blockiert. Der nächste Versuch endete kurz vor der Ladestation, als uns ein anderer Cupra-Fahrer die Ladesäule direkt vor der Nase wegschnappte. Und als wir endlich eine dritte Station erreichten und ansteckten, wollte die Ladekarte nicht funktionieren – und das, obwohl die App die Säule als kompatibel anzeigte. Die Kreditkarte half zum Glück aus. Als wir nach unserer Bergtour abends wieder im Tal waren, entschieden wir uns für einen letzten Ladestopp. Ein freier Ladepunkt an einer 120-kW-Station schien perfekt – bis wir bemerkten, dass ein Tesla auf der anderen Seite die volle Leistung beanspruchte und demnach für uns der Ladepunkt gesperrt war. Hier bräuchte es dringend Verbesserungen und eine Vereinheitlichung der Ladeinfrastruktur, um Elektromobilität auch in ländlichen Gegenden und auf langen Strecken angenehmer zu gestalten. Für all dies kann unser Cupra Tavascan natürlich Nichts. Es ist nur schade, denn die Ladepower, mit einem gemessenen Topwert von knapp 130 kW, hätt er allemal.
Stärken und Schwächen eines Elektro-SUV mit Potenzial
Am Ende der Tour hatten wir sowohl die Stärken als auch die Schwächen des Tavascan VZ kennengelernt. Die Reichweite war beeindruckend und die Ladegeschwindigkeit sehr gut. Das sind schon mal wichtige Voraussetzungen für ein E-Auto, die der Cupra alle erfüllt – und das auch in ungewöhnlichen Gebirgshöhen. Zudem ist das sportliche Design ein echter Hingucker. Doch die Sitze, die unbequemen Armlehnen und die eingeschränkte Sicht nach hinten machten das Fahren teilweise weniger komfortabel, als es hätte sein können. Dafür stachen Technologie-Features wie der intuitiv bedienbare Abstandstempomat, die problemlose Einbindung des Smartphones oder die kraftvolle Soundanlage heraus. Bei den Händlern steht der Cupra Tavascan VZ für 60.780 Euro. Unser Testwagen mit Zusatzausstattung kam auf 64.390 Euro.
Alle weiteren Bilder zu unserem Ausflug gibt es hier:
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