Hoch oben in den Bergen, bei grauem, nassem Wetter und bereits teils von Schnee bedeckten Wiesen, hörte man schon von Weitem einen berauschenden Fünfzylinderklang. Als der Sound immer intensiver wurde, schoss auch schon unser kleiner gelber Giftzwerg aus der Kurve. Die Lackierung namens „Pythongelb Metallic“ war der Sonnenschein in dem sonst so tristen Wetter. Mit aufgewärmtem Motor heizten wir die engen Passstraßen auf und ab und testeten den Audi auf seine RS-Tauglichkeit.

Der RS 3 in seinen Ausführungen als Sportback und Limousine sind die kleinsten Modelle des Herstellers (ausgenommen TT), die es in der RS-Sportversion zu haben gibt. Grundsätzlich ist die RS 3 Limousine dank ihren kompakten Dimensionen (Länge: 4,54 Meter, Breite: 1,85 Meter, Höhe: 1,41 Meter) sehr agil, sportlich und wendig. Dazu gesellt sich der 400 PS starke 2.5-TFSI-Fünfzylinder-Turbomotor mit 500 Newtonmeter Drehmoment. Die Power wird über den permanenten quattro-Allradantrieb mit „RS Torque Splitter“ und einem Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Stufen auf die Straße gebracht. Steigt man in die Pedale ist ein Turboloch zu verspüren. Das macht aber nichts, denn genau dieses zeichnet den Charakter des Fahrzeugs aus. Kommt dann die Leistung, macht der RS 3 umso mehr Spaß und man beschleunigt in 3,8 Sekunden von null auf 100 km/h. Der Verbrauch lag bei uns im Schnitt bei 11,3 Liter (40 Prozent Autobahn mit Tempolimit, 20 Prozent Autobahn ohne Tempolimit, 40 Prozent kurvige Landstraßen).

Foto: Simninja
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Rücksichtslose Bremsanlage

Wie es sich für ein RS-Modell gehört, fiel zu Beginn gleich die sehr straffe und direkte Lenkung (vor allem im „dynamic“-Modus) auf. Besonders auf den kurvigen Bergstraßen überzeugte uns das „Torque Vectoring“, welches das Heck mitlenken und so gewissermaßen übersteuern lässt. Gerade bei dem nassen und kalten Wetter sowie den plötzlich auftauchenden Kurven war auch eine gute Bremsanlage des Fahrzeugs von Vorteil – und die hat der Audi: Zur Auswahl stehen optional Ceramic-Bremsen an der Vorderachse. Eine Stahlbremsanlage ist stets hinten verbaut. Die Kombination sorgt für eine brachiale Verzögerung, die unsere Winterreifen bei den Straßenbedingungen restlos überforderte.

Foto: Simninja
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Nach den Sprints fuhren wir auf einen abgesperrten Parkplatz für ein paar Drifts. Unsere Begeisterung hielt sich aber nach wenigen Runden in Grenzen: Dass das Fahrzeug den Drift erkennt, muss man zunächst im „Torque Rear“-Modus Vollgas geben und einen gewissen Lenkwinkel erzeugen. So bemerkt der Audi dann den Leistungsüberschuss und überträgt das gesamte nach hinten geführte Antriebsmoment auf das kurvenäußere Rad, womit schlussendlich der eigentliche Drift eingeleitet wird. Da es sich so anfühlt, als ob das hintere Rad dabei einfach schlagartig „seitlich rausgezogen“ wird, wirkt das Ganze etwas zu unnatürlich. Egal, wir nahmen die Limousine im geparkten Zustand mal genauer unter die Lupe. Der RS sitzt verglichen mit der Normalversion um 25 Millimeter tiefer. Weiters gibt es eine Spurverbreiterung an der Vorderachse um 33, an der Hinterachse um zehn Millimeter. Für die Fahrdynamik super, optisch sieht das Ganze eher nicht so schön aus. Auch die Felgen könnten auf Grund der großen Radausschnitte bei der RS-Version größer ausfallen. Hier bietet Audi leider nur maximal 19 Zoll an. Gut gefielen uns hingegen die Matrix-LED-Leuchten mit Lichtanimation sowie das „Optikpaket schwarz plus“. Beides ist aufpreispflichtig und kostet insgesamt 1.000 Euro mehr.

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Im Innenraum gibt es serienmäßige Sportsitze mit RS-Prägung (guter Seitenhalt, könnten aber einen Tick sportlicher sein), das „Audi virtual cockpit plus“ sowie spezifische RS-Anzeigen und Grafiken (g-Meter, Beschleunigungsmesser, Laptimer, Reifendruck, Schaltblitz, Motor-/Getriebeöl- und Kühlmitteltemperaturanzeige). Mit einigen kostenpflichtigen Extras kann man das Cockpit zusätzlich verschönern. Unsere RS 3 Limousine hatte beispielsweise noch das Head-up-Display für 800 Euro, Dekoreinlagen und Akzentflächen in „Carbon Atlas matt“ für ebenfalls 800 Euro und diverse Infotainment-Features oder das Smartphone Interface für 280 Euro mit an Bord. Trotz den Upgrades bleibt das Interieur bei der Verarbeitung aber immer noch ein normaler A3-Innenraum. Dies merkt man insbesondere an dem vielverwendeten Plastik.

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Ausbaufähige Verkehrszeichenerkennung

Über den serienmäßigen 12,3 Zoll großen Touchscreen werden unter anderem die verschiedenen Fahrmodi angewählt. Speziell für den RS 3 gibt es neben den Standardmodi „efficiency“, „comfort“, „auto“, „dynamic“ auch die RS spezifischen Optionen „RS Individual“, „RS Performance“ und RS Torque Rear“. Unserer Meinung nach könnten die Modi (gerade die Standardeinstellungen „efficiency“, „comfort“, etc.) eine deutlichere Spreizung vertragen und sich mehr voneinander abgrenzen. Denn auch bei passendem Fahrmodus und hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn, ist der RS 3 kein wirklicher „Gleiter“, sondern bleibt der kleine gelbe unruhige Giftzwerg der Bergstraßen liebt.

Apropos Autobahn: Etwas ungünstig fanden wir die Tempomat-Einstellung bei höheren Geschwindigkeiten. Man kann diese ab einem gewissen Tempo nur mehr in 10-km/h-Schritten adjustieren. Weiters kam des Öfteren vor, dass unser RS 3 leider mit der automatischen Verkehrszeichenerkennung Probleme hatte. Das System zog teilweise wetterabhängige Tempolimits oder sogar Geschwindigkeitsaufkleber von LKW heran und reduzierte demnach unvorhersehbar das Tempo. Das können andere Audi-Modelle irgendwie besser. Verglichen mit dem RS 7 Sportback, funktionierte dafür die automatische Kofferraumöffnung in der RS 3 Limousine ohne Probleme und hervorragend gut.

Foto: Simninja
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Alles in Allem ist der RS 3 dennoch ein großartiges Auto. Kleinigkeiten wie die Verkehrszeichenerkennung oder die Tempomat-Einstellungen könnten durch Software-Updates schnell behoben werden. Im Innenraum würde man sich, verglichen mit größeren RS-Modellen, vielleicht ein wenig mehr „Premium“ wünschen. Der starke Motor mit seinem aggressiven Sound sowie der Einstiegspreis machen aber auch das wieder wett. Unsere RS 3 Limousine steht für 62.000 Euro bei den Händlern. Zählt man alle verbauten Extras unseres Fahrzeugs hinzu so ergibt sich daraus ein Endpreis von 81.774,99 Euro.