Wegen der Corona-Pandemie hat sich der Kauf von Gebrauchtwegen vermehrt ins Internet verlagert. Dabei kam es unlängst zu rund 120 Betrugsfällen in Köln und Leverkusen. Potenziell betroffen sind allerdings nicht nur Bewohner dieser Region. Vielmehr haben es die Täter auf Kaufinteressenten aus ganz Deutschland abgesehen. Dabei spielt der Standort des Fahrzeugs eine entscheidende Rolle: Haben die Interessenten eine weite Strecke auf sich genommen, sind sie entschlossener, den Kauf abzuschließen. Auf die Betrugsfälle weist die Polizei Köln in einer aktuellen Pressemitteilung hin.

Der Betrug beginnt damit, dass potenzielle Käufer auf ein lukratives Inserat aufmerksam werden. Darin wird ein vergleichsweise junges Auto zu einem günstigen Preis angeboten. Der niedrige Verkaufspreis wird damit begründet, dass das Fahrzeug beschädigt sei. Da es sich um gestohlene Fahrzeuge handelt, gehen die Verkäufer sehr weit, um den attraktiven Preis zu rechtfertigen. In manchen Fällen beschädigten die Betrüger die Fahrzeuge mutwillig, wenn sie zum Zeitpunkt des Diebstahls noch intakt waren.

Im Online-Inserat sind auch die Kontaktdaten des Verkäufers hinterlegt. Nach einem Telefonat stellt sich heraus, dass in der Annonce ein falscher Ort angegeben wurde. Das Fahrzeug steht demnach nicht in der Nähe des Käufers, was dieser eigentlich angenommen hatten, sondern in Köln. Der Verkäufer verspricht einen zusätzlichen Rabatt, wenn der Käufer zuschlägt. Die Parteien werden sich handelseinig und vereinbaren einen Termin zur Fahrzeugübergabe.

Die meisten Interessenten sind zu diesem Zeitpunkt sicher, dass es sich um einen regulären Kauf handelt. Schließlich fordert der Verkäufer eine Kopie des Personalausweises, um den Kaufvertrag vorbereiten zu können. Das ändert sich auch beim vereinbarten Kauftermin nicht. Nachdem der Käufer am Treffpunkt zur Abwicklung eingetroffen ist, informiert ihn der Verkäufer, dass er sich verspäten würde. Was der Käufer nicht weiß: Er wird beobachtet vom Verkäufer und von Komplizen. Die Täter wollen ausschließen, dass ein misstrauischer Interessent die Polizei informiert. Ist die Luft rein, schlägt der Käufer auf und wickelt den Kauf ab.

Den Ort für die Fahrzeugübergabe wählen die Täter nicht zufällig aus. Von dort können sie sich nach dem Kaufabschluss schnell absetzen. Die Käufer sind hingegen nicht ortskundig.

Täter achten auf seriöses Auftreten

Dabei wartet die nächste Überraschung auf den Käufer: Der Verkäufer kann vor Ort nur einen Fahrzeugschlüssel übergeben. Er vereinbart mit dem Käufer einen Preisnachlass. Nach dem Erhalt des Ersatzschlüssels solle er den restlichen Betrag nachreichen. Alles wird ordnungsgemäß im Kaufvertrag festgehalten. Carsten Rust, Pressesprecher der Polizei Köln, weiß, welche Masche dahintersteckt. "Die Täter verschleiern so, dass sie nur einen Schlüssel besitzen", sagt er.

Wenn der vermeintliche neue Besitzer das Fahrzeug nach der Rückfahrt zulassen möchte, gibt es Probleme. Anhand der Fahrzeugnummer stellt sich heraus, dass der Pkw gestohlen wurde. Die Zulassungspapiere liefern weitere Indizien, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht. Sie weisen Rechtschreibfehler auf. Der Käufer hat nicht nur sein Geld an die Betrüger verloren, sondern auch das Auto. Denn er hat kein Besitzrecht auf eine gestohlene Sache.

"Die meisten Käufer merken erst bei der Zulassungsstelle, dass sie über den Tisch gezogen wurden. Dann ist das Geld weg, das Auto ist weg und die Täter sind über alle Berge", sagt Rust.

Fehler entlarven die Täter

Die Zulassungspapiere stammen wie die Fahrzeuge aus Diebstählen. Die Täter entwenden die Vorlagen bei Einbrüchen in Zulassungsstellen und bedrucken sie selbst mit den Fahrzeugangaben. Dabei machen sie Fehler. Sie deklarieren Geländewagen als 'Gelendewagen' und drucken falsch geschriebene Bezeichnungen der Zulassungsstellen auf die Dokumente.

Von den 120 Fällen, die in jüngster Vergangenheit in Köln und Leverkusen aktenkundig geworden sind, wurde 95 Mal ein Kauf abgeschlossen. Laut Rust konnten einige Täter festgenommen werden. "Den meisten Erfolg hatten wir bei Scheinkäufen", sagt er. Bei ihnen geben sich Ermittler als Interessenten aus und können die Täter vor Ort festnehmen. Rust empfiehlt misstrauischen Kunden, den Verkäufern damit zu drohen, die Polizei hinzuzuholen. "Das reicht in der Regel aus, um beim Verkäufer pure Angst auszulösen", erklärt er.