Bei Volkswagen ist der Name Programm. Das gilt auch für die neue Unternehmensstrategie, die der Autobauer aus Wolfsburg am Freitag bekanntgegeben hat. Sie trägt den Namen 'Accelerate', also beschleunigen. Darin hat der Konzern festgelegt, die Entwicklung in zukunftsfähige Technologien voranzutreiben. Bis 2025 will VW 16 Milliarden Euro in die Themenfelder Elektromobilität, Hybridisierung und Digitalisierung investieren.

Ralf Brandstätter, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen, kündigte an, den Konzern in den kommenden Jahren so stark zu verändern wie nie zuvor. "Jedes Jahr bringen wir jetzt mindestens ein neues Elektrofahrzeug. Wir machen Tempo", sagte er. "Wir sind damit auf einem guten Weg zum Weltmarktführer bei der Elektromobilität. So, wie wir es uns 2016 vorgenommen haben."

Anders als einige Mitbewerber ließ Volkswagen zunächst offen, bis wann man Modelle mit Verbrennungsmotor aus dem Portfolio eliminiert haben werde. Zuletzt kündigten Jaguar und Volvo an, ihr Angebot ab 2025 beziehungsweise 2030 auf rein elektrische Fahrzeuge umzustellen. Volkswagens Ziele lauten, bis 2030 den geplanten Absatz von Elektroautos in Europa von 35 Prozent auf 70 Prozent zu verdoppeln. In den USA und in China sollen sie jeweils 50 Prozent des Absatzes ausmachen.

"Wir brauchen den Verbrenner noch auf bestimmte Zeit, aber so effizient wie möglich", erklärte Brandstätter. "Deshalb bekommt die nächste Generation unserer Kernprodukte - die allesamt Weltmodelle sind - auch die neuste Generation der Plug-in-Hybrid Technik, mit bis zu 100 Kilometern elektrischer Reichweite."

Kein Termin für 100-prozentige Elektroumstellung

Unlängst erklärte Herbert Diess bereits, dass die Transformation zu einem rein elektrischen Produktangebot vom jeweiligen Markt abhängig sei. "Ich kann kein Datum nennen. Wir sind ein globales Unternehmen und haben uns der Elektromobilität verschrieben", sagte der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG in einer Ausgabe des 'Economist Podcast'. "Wir haben die Möglichkeit, Marktführer zu werden. Aber es gibt auch Regionen, in denen es nicht vorstellbar ist, dass sie bis 2035 auf Elektromobilität umstellen. Teilweise macht es auch keinen Sinn. In Teilen Lateinamerikas gibt es mit Bio-Kraftstoffen eine Alternative. Sie sind günstiger. Die Infrastruktur mit den Kraftwerken zu ändern, wäre sehr teuer."

Diess stellte zugleich heraus, dass in Zukunft die Software eines Fahrzeugs ein maßgeblicher Faktor sein wird, der die Entwicklung vorantreibt. Deswegen geht er davon aus, dass sich die klassischen Autobauer den Markt künftig mit neuen Playern teilen müssen. "Ich hätte früher gedacht, dass Volkswagen in zehn Jahren noch der größte Autohersteller sein wird. Aber schon vor ein paar Jahren habe ich gesagt, es wird eine große Firma sein. Aber es könnte auch Volkswagen sein", sagte er.

Neue Player auf dem Automarkt

Der 62-Jährige nannte zugleich Unternehmen, die seiner Meinung nach das Potenzial dazu besitzen, die etablierten Marken vom Thron zu stoßen. "Der Name könnte Tesla sein, wenn Elon [Musk] immer noch an Autos interessiert ist und nicht daran, zum Mars zu fliegen. Es könnte aber auch Apple sein, wenn man dort 'out of the Box' denkt. Gegenüber anderen Firmen haben wir den Vorteil, dass wir aus unserem klassischen Geschäft einen kontinuierlichen Cashflow haben, den wir investieren können."

Einige Jahre lang war VW der größte weltweit Fahrzeughersteller. Im vergangenen Jahr nahm Toyota gemessen am Absatz die Spitzenposition ein. Nachdem Volkswagen im vergangenen Jahr einen Absatzrückgang von 15 Prozent verzeichnen musste, verkaufte der Konzern 9,3 Millionen Fahrzeuge. Toyota lieferte 9,53 Millionen Autos aus.

Volkswagen unterhält mit der Car.Software.Organisation eine Sparte, in der die Software-Kompetenz des Unternehmens gebündelt ist. Im Februar kündigte VW an, die bestehende Zusammenarbeit mit Microsoft auszubauen, um Assistenzsysteme und Funktionen für das automatisierte Fahren in seinen Produkten effizienter entwickeln zu können.

Bei der Präsentation der neuen Unternehmensstrategie fasste Brandstätter zusammen: "Von allen großen Herstellern hat Volkswagen die besten Chancen, das Rennen zu gewinnen. Während Wettbewerber noch mitten in der Elektro-Transformation stecken, gehen wir mit großen Schritten in Richtung digitale Transformation."