Jens, dieses Jahr startest du zum vierten Mal bei den 24 Stunden vom Nürburgring. Damit zählst du eher zu den unerfahrenen Piloten...
Jens Klingmann: Das klingt vielleicht nicht nach viel, aber ich war zuletzt dreimal für BMW mit dem Z4 GT3 am Start. Also kenne ich das Auto inzwischen ziemlich gut. Erfahrung ist wichtig auf der Nordschleife, etwa beim Fahren in der Nacht oder im Verkehr. Viel Erfahrung kann nie schaden, aber in dem Punkt bin ich ganz gut aufgestellt.
Schlaf ist immer ein heikles Thema bei einem 24-Stunden-Rennen. Wie gehst du damit um?
Jens Klingmann: Ich versuche meist, in den Tagen vor dem Rennen ein bisschen 'vorzuschlafen'. Dann noch eine Mütze voll Schlaf am Vormittag vor dem Rennstart - und dann geht es auch schon los. Ich fahre häufig Stints in der Nacht, da bist du voller Adrenalin und kommst sowieso kaum zum Schlafen. Ich finde es auch nicht schlimm, 24 Stunden am Stück nicht richtig zu schlafen. Ein paar Ruhephasen müssen aber schon sein. Fernsehschauen oder so, um einfach den Körper runterzufahren und ein bisschen abzuschalten.
Hast du eine spezielle Herangehensweise, um abzuschalten?
Jens Klingmann: Ich kenne eine spezielle Atemtechnik, mit der man ziemlich schnell entspannen kann. Sonst aber nichts - ich bin auch nicht so der Typ, der großartig Ruhe braucht. Beim ADAC GT Masters rede ich in der Startaufstellung lieber mit meinen Kollegen und Ingenieuren und mache ein paar Späße statt mich einzuigeln. Wenn ich dann den Helm aufziehe und der Motor angeht, bin ich aber voll fokussiert.
Stellst du dein Training mit Blick auf die 24 Stunden um?
Jens Klingmann: Ich halte mich zum Großteil an meinen gewohnten Trainingsrhythmus. Die 24 Stunden sind das Highlight des Jahres, da bist du noch mal eine Spur motivierter und gehst vielleicht noch eine Runde mehr laufen. Kann ja nicht schaden. Man darf sich mit der ganzen Geschichte aber auch nicht verrückt machen.
Fährst du lieber tagsüber oder nachts?
Jens Klingmann: Grundsätzlich fahre ich immer dann, wenn ich gebraucht werde. Es ist schon etwas ganz Besonderes, in der Nacht zu fahren und die Fans mit ihren Grills entlang der Strecke zu sehen - wenn es nicht gerade regnet und Chaos herrscht, so wie im vergangenen Jahr... In der Nacht habe ich immer das Gefühl, als ob ich über die Nordschleife fliegen würde. Die Rundenzeiten bleiben zwar gleich, aber du hast viel weniger Orientierungspunkte und dadurch fühlt sich subjektiv alles viel schneller an. Da denkst du, dass du in jeder Runde einen neuen Rundenrekord aufstellst!
Was hältst du von den großen Leistungsunterschieden im Feld?
Jens Klingmann: Es ist schon mal gut, dass ich in einem der schnellsten Autos sitze - da muss ich eigentlich nie in den Rückspiegel schauen. Wenn du auf einem mittelschnellen Auto unterwegs bist, musst du dich sowohl nach vorn als auch nach hinten orientieren. Wir haben es mit unserem GT3 in dieser Hinsicht einfacher. Damit gehen ein gewisses Risiko und Verantwortung einher. Nicht alle Piloten beim 24-Stunden-Rennen haben so viel Erfahrung wie wir, das darf man nicht vergessen. Ich sehe es so: Das ist ein großes Miteinander und wir alle wollen heil durchs Rennen kommen.
Was sind für dich die kritischsten Phasen während des Rennens?
Jens Klingmann: Der Start ist auf jeden Fall sehr kritisch. Da musst du aufpassen, dass du das Auto nicht kaputt machst, bis das Feld sich sortiert hat. Traditionell heikel ist auch die Phase, in der es aus der Nacht rausgeht. Da werden einige Fahrer übermütig, riskieren zu viel und dadurch kommt es vermehrt zu Unfällen. Die Schlussphase ist auch spannend, wenn es darum geht, noch ein paar Positionen gut zu machen. Da wird natürlich noch mal richtig Vollgas gegeben.
Steckst du dir für das Rennen ein persönliches Ziel?
Jens Klingmann: Da muss ich nicht lange überlegen: BMW und wir haben uns zum Ziel gesetzt, um den Gesamtsieg mitzufahren. Einfach wird das sicherlich nicht, zahlreiche weitere Hersteller treten ja mit der gleichen Zielsetzung an.
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