Der Langstreckensport boomt. Ganze neun unterschiedliche Hersteller kämpfen an diesem Wochenende, 15./16. Juni 2024, in der Hypercar-Klasse um den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans. Doch nicht nur die Top-Kategorie begeistert die Fans. In der neuen LMGT3 gibt mit Valentino Rossi ein Weltstar sein Debüt beim prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen.
Die Euphorie, die der neunfache Motorrad-Weltmeister mit in die Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC brachte, ist gigantisch. Zuletzt beim 6-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps tummelten sich die Fan-Massen nur so vor der Garage des BMW Teams WRT - von Rossis Heimrennen in Imola ganz zu schweigen. Und auch in Le Mans nimmt die Begeisterung um Rossi kein Ende.

BMW-Werksfahrer Martin über Rossi-Euphorie: Ist verrückt
Doch wie wirkt sich der Hype auf Rossis Team aus? Einer, der es wissen muss, ist Maxime Martin. Der 38-jährige Belgier teilt sich mit Rossi und Bronze-Fahrer Ahmad Al-Harthy den #46 WRT-BMW. "Es sind immer viele Menschen und Fans an jeder Rennstrecke. Imola ist speziell, weil es in Italien ist, aber in Spa war es das Gleiche. Und hier in Le Mans ist es verrückt", berichtete Martin in Le Mans im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Am Ende ist es sehr speziell, aber er hat auch etwas sehr Spezielles erreicht."
Speziell war nicht nur das grundsätzliche Erlebnis als Teamkollege von Rossi in Italien. Der #46 WRT-BMW verbuchte beim 6-Stunden-Rennen mit P2 auch ein sportliches Erfolgserlebnis - und sorgte direkt hinter dem Schwester-Auto mit der Startnummer #31 (Leung/Gelael/Farfus) für einen Doppelsieg. Martin und Rossi: Das ist keine neue Fahrer-Kombination. Schon in der vergangenen Saison gingen die beiden in diversen GT3-Rennserien gemeinsam an den Start, darunter die GT World Challenge.
Martin schwärmt von Rossi: Werden Freunde
Angesichts dieser zahlreichen gemeinsamen Rennwochenenden entwickelte sich zwischen Martin und Rossi auch auf persönlicher Ebene eine immer ausgereiftere Beziehung. "Wir sind jetzt eineinhalb Jahre zusammen. Wir haben eine gute Beziehung. Ich würde sagen, wir werden Freunde, weil wir auch abseits der Strecke telefonieren und miteinander diskutieren. Das ist ziemlich spaßig", beschrieb Martin das Verhältnis.
Rossis Arbeitsmoral: Verstehst, warum er neunfacher Weltmeister ist
"Er ist eine wirklich demütige Person, sehr nett", so Martin weiter. Doch nicht nur im Hinblick auf die charakterlichen Züge Rossis war Martin voll des Lobes für den Le-Mans-Debütanten. Auch Rossis Arbeitsmoral beeindruckte den BMW-Werksfahrer: "Du verstehst, warum er neun Weltmeisterschaften gewonnen hat, weil er sehr kompetitiv ist. Er will wirklich lernen und sich wirklich verbessern. Er arbeitet hart und das macht den Unterschied."

Am grundsätzlichen Speed mangelte es Rossi dabei Martin zufolge nie. "Er hat viel Talent auf einem Motorrad, aber auch in Rennautos", meinte Martin. "Wo er sich aus meiner Sicht am meisten verbessert hat, ist im Hinblick auf die Abläufe, die Rennintelligenz und darauf, keine Fehler zu machen, konstant zu sein und abzuliefern, fast wie auf Profi-Niveau."
BMW profitiert von FIA-Einstufung Rossis
Ganz auf Profi-Niveau wird Rossi zumindest von der FIA allerdings noch nicht eingeordnet. Der Automobil-Weltverband stuft Rossi lediglich als Silber-Fahrer ein. Ein Glücksfall für BMW, da so die Kombination mit Profi-Fahrer Maxime Martin überhaupt erst möglich wurde. "Valentino ist sicherlich einer der besten Silber-Fahrer, die du haben kannst", freute sich auch Martin über diesen Umstand.
Die starke Fahrerpaarung gemeinsam mit Bronzefahrer Al-Harthy, für den Martin ebenfalls nur lobende Worte fand, zahlt sich bislang aus. Nach den ersten drei WEC-Rennen 2024 belegt der #46 WRT-BMW den vierten Meisterschaftsrang - nur einen Zähler hinter dem #31 Schwester-BMW. Eine noch bessere Meisterschaftsposition verhinderte lediglich ein unverschuldeter Ausfall beim vergangenen Rennwochenende in Spa .

WRT-BMW verpasst Hyperpole in Le Mans: Dennoch Siegkandidat?
Von der Euphorie rund um Rossi will sich Martin derweil nicht beeinflussen lassen: "Sicherlich verbinden mich die Leute mehr mit ihm, weil wir alles zusammen machen. Es kommen also mehr und mehr Leute auf mich zu, die um Aufmerksamkeit bitten. Das ist etwas, das ein bisschen einnehmender ist. Aber die Art, wie ich die Rennen angehe und wie ich mit dem Team arbeite und wie wir alles machen, ändert sich nicht. Aber nach unseren Siegen in Misano kennen die Leute meinen Namen jetzt!"
Das Wochenende in Le Mans verlief bislang jedoch nicht wie erhofft. Beide GT3-BMW im Feld verpassten am Mittwochabend im Qualifying die Hyperpole. Dem Trio Martin/Rossi/Al-Harthy blieb nur Startplatz zwölf. Bei einem 24-Stunden-Rennen ist die Startposition jedoch bekanntlich zweitrangig.
Für das Rennen gab BMW-Motorsportchef Andreas Roos bereits die Marschroute vor: "Wir haben in Imola schon einen Doppelsieg mit dem Auto einfahren können und dieses Jahr schon etliche Rennen gewonnen. Von daher haben wir große Hoffnungen, dass das Auto auch ein Wort mitspielt um den Sieg in der LMGT3."
In der Hypercar-Kategorie zeigten sich die BMW-Vertreter hingegen weit weniger optimistisch. Was Roos sowie die Fahrer Rene Rast, Marco Wittmann und Robin Frijns im Vorfeld zu sagen hatten, lest Ihr in diesem Artikel:
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