Es kam genau wie erwartet: Toyota feiert einen Doppelsieg bei den 24 Stunden von Le Mans 2018. Und es kam wie gewünscht: Der Toyota TS050 mit der Startnummer #8 und vor allem Formel-1-Star Fernando Alonso an Bord überquerte die Ziellinie vor seinem Schwesterauto.

Damit ist Alonso - der Mega-Star in Le Mans, der alles überschattete - seinem großem Ziel einen Schritt näher gekommen: der Triple Crown, also Siegen beim Grand Prix von Monaco, dem 24h-Rennen in Le Mans und dem Indy 500.

Und Toyota hat seinerseits den Fluch endlich besiegt. Nach so vielen Anläufen an der Sarthe und ähnlich vielen Problemen steht nun endlich der erste Sieg beim bekanntesten Rennen der Welt zu Buche. Der Doppel-Erfolg durch die beiden Trios Fernando Alonso/Sebastien Buemi/Kazuki Nakajima sowie Kamui Kobayashi/Jose Maria Lopez/Mike Conway war zu keinem Zeitpunkt gefährdet.

Toyota außer Konkurrenz

Es bewahrheitete sich, was Experten im Vorfeld vorausgesagt hatten: Toyota steuerte in Le Mans völlig konkurrenzlos zum Triumph. Als einziger Hersteller in der Topklasse LMP1 waren die Toyotas der privaten Konkurrenz von Beginn an völlig überlegen. Der Drittplatzierte LM-Prototyp des Schweizer Rennstalls Rebellion (Laurent/Beche/Menezes) hatte beim Zieleinlauf am Sonntag mehr als 12 Runden Rückstand.

In einem im Vergleich zu den Vorjahren relativ unspektakulären 24-Stunden-Rennen - der insgesamt 86. Auflage des Klassikers - gab Toyota ab dem ersten Training den Ton an. Die Doppel-Pole am Freitag war der erste Vorgeschmack auf die wahren Kräfteverhältnisse, als Alonsos Teamkollege Kazuki Nakajima mit mehr als 4 Sekunden Vorsprung auf die nicht-japanische Konkurrenz zum ersten Startplatz spazierte.

Siegesfahrt nach Drehbuch

Selbst der Kampf um die besten Startplätze glich einem vorgefertigten Drehbuch. Mit dem früheren Formel-1-Piloten Nakajima erzielte ausgerechnet ein Japaner die Pole. Wohl nicht zufällig fuhren mit Nakajima und Kobayashi nach 24 Stunden zwei japanische Helden die beiden Toyotas über die Ziellinie.

Fernando Alonso - Held der Nacht

Doch die große Geschichte der 2018er-Ausgabe ist und bleibt Fernando Alonso. Der Langstrecken-Rookie, dessen Leistungen im Auto mit Argusaugen weltweit beobachtet wurden. Drei Stints fuhr der Spanier im Verlauf des Rennens. Er machte seine Sache mehr als gut. Alonso avancierte in der Nacht sogar zum großen Helden, als er eineinhalb Minuten auf den Führenden #7 Toyota aufholte - ein wichtiges Puzzlestück für den späteren Sieg.

Ob mit oder ohne Tageslicht: Alonso stand seinen wesentlich erfahreneren Teamkollegen in nichts nach. Wenn der F1-Star im Auto saß, ging es nur nach vorn. Durchweg gelangen ihm schnellere - oder zumindest vergleichbare - Rundenzeiten als dem Schwesterauto. "Es ist ein Privileg, die 24 Stunden von Le Mans zu fahren", sagte Alonso geradezu demütig, als er nach seinem letzten Stint ausgestiegen war.

Erster Japan-Sieg seit 27 Jahren

Mit Alonso im Siegerauto ist der Coup für Toyota perfekt - und zugleich der erste Sieg eines japanischen Herstellers in Le Mans seit 1991, als sich Mazda beim kräfteraubenden Rennen durchsetzen konnte.

Etwas Drama in der Schlussphase durfte - in bester Toyota-Manier - auch nicht fehlen. Nach 354 absolvierten Runden schlich der #7 Toyota mit Kobayashi am Steuer plötzlich langsam über die Strecke. War der Doppelsieg etwa doch noch in Gefahr? Nein, wenig später gab Toyota Entwarnung: Der Japaner hatte lediglich die Runde für seinen Boxenstopp verpasst, drehte nach der Betankung wie gewohnt wieder auf und überquerte die Ziellinie mit Respekt-Abstand zu Landsmann Nakajima im #8-Toyota.

Voller Fokus auf Fernando Alonso, Foto: LAT Images
Voller Fokus auf Fernando Alonso, Foto: LAT Images

Kugelsicherer Toyota

Selbst im Falle wirklicher Probleme wäre Toyota vermutlich so gut wie nie zuvor vorbereitet gewesen. Neben zahlreichen Testfahrten und unzähligen Stunden im Simulator hatte sich der Hersteller im Vorfeld auf jegliche Möglichkeiten eingestellt. Die Fahrer mussten sogar noch einmal speziell lernen, wie sie das Auto im Problemfall selbst reparieren können.

"Wir haben diesmal viel mehr Augenmerk auf Zuverlässigkeit gelegt und im Vorfeld wenig an Speed und Performance gearbeitet", bestätigte Toyota-Motorsportchef Rob Leupen während des Rennens. "Wir haben unseren Fahrern in der Vorbereitung sogar selbst Schraubenschlüssel in die Hand gegeben und auch trainiert, das Auto auf nur drei Reifen zurück an die Box zu bringen. Auch ein Fernando Alonso musste sich dabei die Finger schmutzig machen. Das bedeutet aber, dass das Auto nicht so schnell war, wie es hätte sein können."

Porsche feiert Doppelsieg zum Geburtstag

Während es in der Top-Kategorie zumeist unspektakulär ablief, war in den anderen Klassen etwas mehr Action geboten. Etwa das höchst kontroverse Duell in der GTE-Pro-Klasse, als sich die Autos von Porsche und Ford spektakulär um einen Podestplatz duellierten. Trotzdem musste man durch alle Klassen hinweg die Highlights mit der Lupe suchen.

So blieben auch bei den GT-Rennwagen die großen Überraschungen aus. Porsche feierte einen ungefährdeten Doppelsieg im 70. Jahr des Herstellers aus Zuffenhausen. Der 911er mit der Startnummer #92 (Christensen/Estre/Vanthoor) setzte sich vor dem Schwesterauto #91 mit Lietz/Bruni/Makowiecki am Steuer durch. Die LMP2-Kategorie entschied G-Drive Racing (Rusinov/Pizzitola/Vergne) für sich.

Le Mans 2018: Die Top-10

Pos.AutoFahrerZeit
1.#8 Toyota TS050 - HybridAlonso - Buemi - Nakajima387 Runden
2.#7 Toyota TS050 - HybridKobayashi - Lopez - Conway+2 Runden
3.#3 Rebellion R13 - GibsonBeche - Menezes - Laurent+12 Runden
4.#1 Rebellion R13 - GibsonLotterer - Jani - Senna+13 Runden
5.#26 G-Drive Racing - OrecaVergne - Rusinov - Pizzitola+19 Runden
6.#36 Signatech - AlpineLapierre - Negrao - Thiriet+21 Runden
7.#39 - Graff-SO24 - GibsonCapillaire - Hirschi - Gommendy+22 Runden
8.#28 TDS Racing - GibsonPerrodo - Vaxiviere - Duval+22 Runden
9.#32 United Autosports - LigierDe Sadeleer - Owen - Montoya+23 Runden
10.#37 - Jackie Chan DC Racing - OrecaJaafar - Jeffri - Tan+27 Runden