Fernando Alonso hier, Fernando Alonso da. Selten gab es ein größeres Aufsehen um einen Fahrer bei den 24 Stunden von Le Mans. Kein Zweifel: Der zweifache-Formel-1-Weltmeister ist der Megastar bei der 86. Auflage des Klassikers. Dass der Toyota mit der der Startnummer 8, den sich Alonso mit Sebastien Buemi und Kazuki Nakajima teilt, auf der Pole Position steht, passt ins Bild.

In den sozialen Netzwerken gibt es seit Beginn des Wochenendes nicht wenige Unmuts-Äußerungen bezüglich des Alonso-Hypes. Zu viel Alonso in Le Mans? Überstrahlt der Formel-1-Star bei seinem Debüt alles und jeden?

Während einige Fans etwas genervt sind, sieht das bei Toyota anders aus. Alonsos Teamkollege Sebastien Buemi sieht den Hype komplett entspannt. "Um ehrlich zu sein, ist mir das total egal", sagt der Schweizer zu Motorsport-Magazin.com. "Ich weiß ja, was ich im Auto mache. In meiner Heimat ist es doch ähnlich, da ist die Rede vom Buemi-Auto."

Buemi sieht sogar - wie viele andere auch - Vorteile bei der mit Spannung erwarteten Alonso-Premiere. Denn: Sicherlich rücken die 24 Stunden von Le Mans dank ihm noch wesentlich mehr in den medialen Fokus. Buemi: "Es ist gut für Toyota und Le Mans, dass er dabei ist. Wir befinden uns in einem Übergangsjahr, deshalb ist alles nicht so einfach. Es war ja auch cool, dass er letztes Jahr in Indy mitgefahren ist."

Ebenso gefiel Buemi, dass Alonso von Formel-1-Arbeitgeber McLaren überhaupt die Freigabe erhielt, für Toyota in Le Mans starten zu dürfen. Der Spanier genießt beim britischen Rennstall ohnehin viele Freiheiten. Doch derartige Hersteller-Wechsel bei Fahrern sind nicht unbedingt die Norm im Motorsport, wo Sponsoren eine ganz wesentliche Rolle spielen.

Die Lockerungen der letzten Zeit gefallen Buemi, der in der Formel E für Renault und in der WEC für Toyota antritt. "Ich finde es geil, dass seit einigen Jahren die Hersteller viel offener sind als früher. Wo ist auch das Problem? Du willst doch die besten Fahrer in den besten Autos sehen."

Alonsos Teamkollegen Buemi und Nakajima wissen ohnehin, dass Toyota ihnen voll vertraut. Nicht zuletzt, weil sie viel mehr Langstrecken-Erfahrung aufweisen als LMP-Rookie Alonso. So fuhr Nakajima das Qualifying - auch, weil er Japaner ist? - und Buemi sitzt beim Rennstart im Toyota TS050 Hybrid.

Buemi erklärt: "Ich fahre fast immer den Start. Das hat viel mit den Abläufen zu tun. Manche Teams wechseln auch den Startfahrer, aber wir finden es so besser, dass wir da Konstanz haben. Mit diesem Hybridsystem kann beim Start viel schiefgehen. Wenn man da Erfahrung hat, ist das schon besser. Wir versuchen einfach, so viele Unsicherheiten wie möglich auszuschließen."

Als einziger Hersteller in der LMP1-Kategorie führt der Sieg eigentlich nur an Toyota vorbei. Es heißt: Nur Le Mans kann Toyota diesmal besiegen - nicht die Konkurrenz auf der Strecke. Ein Spaziergang also für die Japaner, die im Qualifying 4 Sekunden schneller waren als der beste Nicht-Toyota?

Buemi mahnt: Im Rennen sehen die Zeiten anders aus, da kann Toyota nicht den Boost nutzen, der sie im Qualifying zur Doppel-Pole geführt hat. "Im Rennen haben wir den nicht", erklärt er. "Und ohne ihn fahren wir ziemlich ähnliche Rundenzeiten wie Rebellion." Der Schweizer Rennstall mit dem Star-Tio Jani/Lotterer/Senna gilt als größter Herausforderer für die Toyotas.