Gibt es in bei den 24 Stunden von Le Mans bald den Kampf der LMP1-Supermächte? Nur zwei Jahre nach Porsche könnte 2016 auch Ferrari das erste Mal seit 1973 mit einem Prototypen im Mekka des Langstreckensports an den Start gehen, wie Präsident Luca di Montezemolo nun verlauten ließ. Grund dafür soll die geplante Budget-Obergrenze in der Formel 1 sein, die bei Ferrari finanzielle und personelle Resourcen freischaufeln würde. "Früher oder später werden wir mit einem LMP1-Protoypen nach Le Mans kommen - natürlich, um zu siegen", so di Montezemolo.

Wie der Präsident Ferraris weiter ausführte, sei Ferrari bereits dabei, entsprechende Technologien zu entwickeln, die auch für einen LMP1-Rennwagen kompatibel wären. Dieser würde wie auch der neue Formel-1-Bolide mit einem 1,6-Liter-V6-Turbomotor angetrieben werden. "Ich denke bereits sein einigen Wochen über die Möglichkeit einer Rückkehr nach Le Mans nach, und wenn sich das technische Reglement in eine für uns positive Richtung entwickelt, wie ich es auch vermute, werden wir sehr wahrscheinlich dort antreten."

Wie ein Sprecher Ferraris bereits im August gegenüber Motorsport-Magazin.com bestätigte, sei ein derartiger Schritt für die italienische Edelmarke nichts Ungewöhnliches und keinesfalls etwas Neues: "Parallel zu unserem Formel-1-Programm haben wir schon immer viel Aufmerksamkeit auf andere Rennserien aufgewandt". Derzeit habe man sich auf GT-Autos konzentriert, um den Technologietransfer für Straßen-PKW sicherzustellen. Allerdings wurde dieses Engagement eher halbherzig betrieben, ein richtiges Werksteam gab es nicht, auch wenn Ferrari-Werksfahrer Giancarlo Fisichella für Einsätze an das werksnahe Team AF Corse ausgeliehen wurde, mit dem er 2012 den Klassensieg feierte.

Unabhängig von einem Engagement beim Langstreckenklassiker in Le Mans soll aber die Formel 1 weiterhin das Aushängeschild der Italiener bleiben. "Seit über 60 Jahren ist die Formel 1 nun Teil der Ferrari-DNA und unsere Hingabe zu diesem Sport wird so lange andauern, wie er eine relevante Plattform für Technologie, Forschung und Entwicklung auf höchstem Niveau für unsere Straßenautos und gleichzeitig einen fairen sportlichen Wettkampf bietet." Damit spielt Ferrari wieder auf einen Umstand an, der Präsident Luca die Montezemolo schon lange ein Dorn im Auge ist. Die Aerodynamik sei zu wichtig, schließlich würden Rennen mit Autos gefahren und nicht mit Flugzeugen.

Genau das könnte der Reiz in der World Endurance Championship sein. Das Antriebskonzept und dessen Umsetzung scheinen dort deutlich leistungsbestimmender als die Aerodynamik. Das Le-Mans-Programm käme auch rund 100 Mitarbeitern zu Gute, die mit der Einführung der Budgetgrenze in der Formel 1 nicht mehr bezahlbar wären. "Ich kann keine 100 Leute rausschmeißen und sie einfach bitten, sich einen neuen Job zu suchen", so di Montezemolo. "Le Mans und die WEC gäben uns die Chance auf ein neues Projekt, in dem wir diese Leute problemlos beschäftigen könnten. Vor 2016 ist unser Einstieg jedoch völlig undenkbar."