Gleich drei Strafen und womöglich sogar ein Start vom letzten Platz drohte Max Verstappen zur Krönung eines miserablen Qualifyings beim Singapur-GP. Hatte er wirklich mehrere Fahrer behindert? Dreimal sprang er der Grid-Strafe nach Untersuchungen der Stewards von der Schippe. Stattdessen kassiert er nur zwei Verwarnungen, und Red Bull muss 5.000 Euro zahlen.

Verstappen: Zwei Fahrer auf Qualifying-Runden behindert?

Auf der Strecke kam Verstappen zwei Mal in Bedrängnis. Erst war er einer von vielen, der am Ende von Q1 in einer langen Schlange vor der letzten Doppel-Links bummelte. Hier hatte sich ein Stau gebildet, alle waren zu spät aus der Box gekommen und standen sich nun vor Beginn ihrer schnellen Runden im Weg.

Verstappen, von der Box zur Ruhe aufgefordert, wurde von Autos links und rechts überholt. Im Schritttempo rollte er nahe der Ideallinie und wurde dort von dem bereits am Ende seiner schnellen Runde angekommenen Logan Sargeant überrascht. Renningenieur GianPiero Lambiase gab die Information erst sehr spät weiter.

Verstappens Verteidigung war, dass er in dem Chaos keine plötzlichen Bewegungen machen wollte. Das erschien ihm zu gefährlich. Sargeant selbst sah außerdem keine Behinderung vorliegen, daher sprachen die Stewards Verstappen frei.

Red Bull bei Tsunoda-Zwischenfall geständig

Der zweite Zwischenfall ereignete sich in den ersten Kurven zu Beginn von Q2. Diesmal war Verstappen alleine, und ließ Yuki Tsunoda auflaufen. "Das war nicht gut", räumt er später ein. "Ich habe ihn nicht gesehen und mit meinem Ingenieur am Funk über unsere Probleme gesprochen. Dann habe ich die Info nicht bekommen, bis er praktisch hinter mir war." Tsunoda musste seine erste Runde abbrechen, und nach einem Fehler auf seiner zweiten blieb er ohne Zeit in Q2 hängen.

Red Bull räumte das bei der Anhörung ein. AlphaTauris Teamvertreter blieb dieser übrigens fern. Üblicherweise treten bei solchen Anhörungen immer die betroffenen Fahrer mit einem Teamvertreter gemeinsam auf. Die Stewards entschieden auf eine Verwarnung und eine Geldstrafe für das Team von 5.000 Euro.

Die Logik der Stewards: Die Hauptschuld liegt nicht beim Fahrer, sondern bei der schlechten Kommunikation des Teams. Mit demselben Argument wurde auch Logan Sargeant für das Behindern von Lance Stroll in Q1 mit einer Verwarnung und sein Team mit 5.000 Euro belegt.

Verstappen kontert Boxengassen-Blockade: Machen wir alle

Der dritte Zwischenfall war für eine Behinderung ungewöhnlich, ereignete er sich doch in der Boxenausfahrt, als alle Fahrer am Ende von Q1 für ihre letzten Runden wieder auf die Strecke gehen wollten. Verstappen blieb vor einer grünen Boxenampel hier stehen. Dadurch blockte er mehrere Fahrer, darunter George Russell und Charles Leclerc, die sich prompt am Funk beschwerten.

Red Bull-Fahrer Max Verstappen
Max Verstappen am Samstag in Singapur, Foto: LAT Images

Verstappen sieht das Problem nicht: "Das machen wir alle, wenn wir rausfahren. Der Erste fährt los, der Zweite wartet ein bisschen und fährt los, und der dahinter wartet für den Zweiten, um eine Lücke zu haben. Als ich anrollte und so viele Autos so eng beieinander sah, wusste ich, was in der letzten Schikane passieren würde, und dachte: Ich bleibe lieber stehen, warte ein bisschen sorge für weniger Drama."

Damit hatte Verstappen auch recht. In Kurve 5 hatte sich das Feld schon wieder zusammengeschoben, während die Autos hinter Verstappen abreißen ließen. Bis zu 12 Sekunden. Die Stewards stimmen zu: Kein Vorteil verschafft. Aber Verstappens 14-sekündige Warterei war unverhältnismäßig lange, und hatte das Potenzial für Schlimmeres. Daher gibt es eine Verwarnung. Die zwei Verwarnungen sind die zwei ersten für Verstappen in dieser Saison. Bei fünf (davon mindestens vier für fahrerische Vergehen, wie zum Beispiel Behinderungen) gibt es automatisch 10 Strafplätze. Alle Stimmen zum Formel-1-Rennen heute in Singapur gibt es im Live-Ticker.