Für Singapur hatte Red Bull den Ball vorab schon flach gehalten. Der Freitag begann aber schlimmer als erwartet. Und im Qualifying ging es in den freien Fall über. Max Verstappen blieb in Q2 auf dem elften Platz stecken. Als "verdammt schockierend, absolut schockierende Erfahrung", bezeichnete er es am Funk.

"Ich will es nicht zu dramatisch klingen lassen, aber das ist ein hartes Wochenende, und so wie heute lief es im Qualifying schon lange nicht", unterstreicht Verstappen später. So schlecht war Red Bull auf jeden Fall in der Saison 2023 noch nie. Mit Sergio Perez flog auch der Teamkollege schon in Q2. Zum ersten Mal seit 2018 startet kein Red Bull aus den Top-10. Zusätzlich drohten Verstappen nicht weniger als drei Strafen.

Verstappen resigniert: Singapur-Qualifying absoluter Tiefpunkt

"FP3 heute war noch besser", analysiert Verstappen. Am Freitag hatte sich sein Auto noch rückwärts entwickelt. Das Heck war extrem instabil. Über Nacht machte man gute Fortschritte, Verstappen wurde mit drei Zehnteln Rückstand im 3. Training Vierter.

Im Glauben, endlich die Probleme begriffen zu haben, wurde das Setup für das Qualifying noch einmal verändert. "Wir dachten, das Auto würde das zulassen", meint Verstappen. Ein schwerer Fehler. Zuerst einmal legte man das Auto zu tief: "Das erste Problem war, dass ich nicht spät bremsen konnte, weil ich aufgesessen bin und das die Vorderreifen entlastet hat."

Red Bull-Fahrer Max Verstappen
Verstappen hatte im Qualifying kein Vertrauen ins Auto, Foto: LAT Images

Verstappen hatte kein Vertrauen auf der Bremse, kein Vertrauen beim Einlenken. "Abgesehen davon hatte ich in den langsamen Kurven, wo wir das ganze Wochenende schon Probleme hatten, einfach keinen Grip vom Heck. Daher hatte ich dauernd Mini-Rutscher. Oder so einen großen wie am Ende in Kurve drei."

Seinen letzten Schuss in Q2 eröffnete Verstappen eben dort in Kurve drei schon mit einem massiven Quersteher. Damit war der elfte Platz schon fast besiegelt. Auch sonst war die Runde nicht gut. Liam Lawson versetzte den Q3-Ambitionen den Todesstoß, drückte ihn um sieben Tausendstel auf Platz elf und damit raus.

Verstappen ratlos: Verstehen offensichtlich Auto nicht

Red-Bull-Teamchef Christian Horner kann auf ServusTV auch keine Erklärung für das Debakel liefern: "In Q1 sahen wir noch konkurrenzfähig aus. Dann konnten wir das Auto nicht mehr zum Leben erwecken." Verstappen unterstreicht: "Ganz klar verstehen wir das Problem nicht. Sonst machst du nicht solche Änderungen, und dann ist es schlechter. Wir verstehen eindeutig das Auto an diesem Wochenende auf dieser Strecke nicht."

Damit unterstreicht man von Red-Bull-Seite auch noch einmal, dass diese Pleite weder etwas mit den verschärften Regeln bei Flügel und Unterboden noch mit neuen Teilen am Unterboden zu tun hat. "Wir haben schon im Simulator gespürt, dass das ein schwieriges Setup-Fenster für das Auto ist", sagt Verstappen. "Als wir auf Suzuka umgestellt haben, hat alles wieder gepasst."

Verstappen drohen 3 Strafen: Weiß nicht mal wo ich starte!

Das Rennen, und damit die perfekte Red-Bull-Saison, ist für Verstappen bereits gelaufen: "Unser Verschleiß ist besser, aber hier spielt das keine Rolle, weil es so schwer ist zu überholen. Du brauchst eineinhalb, zwei, oder drei Sekunden Vorteil, und das haben wir eindeutig nicht."

"Ich wusste, irgendwann kommt der Tag, an dem du nicht mehr gewinnst. Wir hatten einen guten Lauf bis jetzt", akzeptiert er sein Schicksal. Abgesehen davon, dass er direkt nach dem Qualifying gleich drei Mal zu den Stewards musste: "Ich weiß nicht einmal, wo ich starte!"

Red Bull-Fahrer Max Verstappen in der Boxengasse
Das Warten am Ende der Boxengasse könnte Verstappen eine Strafe eintragen, Foto: LAT Images

Einen Zwischenfall mit Yuki Tsunoda nimmt er hin, war da gerade in einem Gespräch mit seinem Ingenieur vertieft: "Dann bekam ich keinen Hinweis, ehe er direkt hinter mir war." Ärger drohte auch, weil er bei der Boxenampel bummelte, um Raum nach vorne zu haben. Da fühlt er sich unschuldig: "Das machen wir alle, wenn es losgeht. Der erste fährt los, der dahinter wartet immer etwas." Letztendlich kam er mit zwei Verwarnungen davon, P11 ist fix. Alle Stimmen zum Formel-1-Rennen heute in Singapur gibt es im Live-Ticker.