Max Verstappen begeisterte mit seiner dominanten Performance in Österreich die zahlreich angereisten holländischen Fans. Der fünfte Sieg des Red-Bull-Piloten beim Heimrennen in Spielberg. Weder Tracklimits, noch Ferrari oder eine Alternativ-Strategie beim Safety Car konnte ihn aufhalten. Trotzdem endete eine beeindruckende Serie. Und damit sind nicht die Nerven bei Christian Horner und Red Bull in der letzten Runde gemeint.

Max Verstappen statt Red Bull Ring

"Das hatte ich eigentlich nicht erwartet", freut sich Max Verstappen über ein (unerwartet) gelungenes Wochenende. "Mit dem Sprintformat ist es normalerweise immer etwas chaotischer, alles in den Griff zu bekommen." Beispiele: Brasilien 2022, Monza 2021 oder Silverstone 2021. Auch in der diesjährigen Saison musste Verstappen beim ersten Sprint-Wochenende Sergio Perez klein beigeben.

Beim zweiten Versuch in Österreich funktionierte alles problemlos: Pole und Sieg im Sprint, Pole und Sieg beim Grand Prix, egal unter welchen Bedingungen. "Die Strategie war gut, die Boxenstopps auch, und wir hatten ein sehr schnelles Auto. Alles lief nach Plan", so Max Verstappen. Abgesehen vom letzten Boxenstopp für die schnellste Rennrunde.

Verstappen: Für mich kein Risiko, nur für das Team

"Das war nicht so geplant. Aber für mich war das kein Risiko. Vielleicht war das Team ein bisschen nervös", schmunzelt der 25-Jährige. "Ich sah den Abstand nach hinten und sagte: 'Wir müssen die schnellste Rennrunde versuchen.' Und das haben wir gemacht."

Max Verstappen gibt sogar zu, dass es dabei um mehr geht als um den einen Punkt in der Weltmeisterschaft: "Vielleicht. Ich weiß es nicht." Grund genug jedenfalls, sich in Runde 69 nochmal frische Softreifen abzuholen, und Sergio Perez die schnellste Rennrunde abzuluchsen.

"400 Dinge können da schiefgehen", war Christian Horner zuerst besorgt über Max Verstappens Extra-Stopp. "Bei uns gibt es eine Kommando-Hierarchie: GP war einverstanden, Jonathan Wheatley auch. Dann habe ich gesagt: Okay, aber verhaut es ja nicht!"

"Max hat fünf Runden vor Schluss gemerkt, dass er auf die schnellste Rennrunde gehen kann. Wir waren so souverän vorne, und Max war nicht umzustimmen. Dann haben wir eben den Stopp gemacht. Jetzt kann Max gut schlafen", verrät Dr. Helmut Marko beim ORF. "Wir hatten eine gute Crew und einen frischen Satz Reifen. Max denkt an sowas. Und wir wollen ja, dass unsere Fahrer glücklich sind."

Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool
Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Red Bull: Mit Alternativ-Strategie zum Sieg

Abgesehen davon spielte das Rennen für Red Bull im niedrigen Pulsbereich ab. "Die erste Runde war etwas kritisch mit Ferrari, weil sie besser beim Aufwärmen der Reifen waren. Danach hatte er alles im Griff und war sehr ruhig am Radio, fast wie bei der Nachmittagsjause", so der Doktor. Verstappen konzentrierte sich darauf, Reifen, Motor und Benzin zu schonen.

Im Gegensatz zu den meisten Teams (inklusive Ferrari), entschied sich Red Bull gegen einen Boxenstopp beim virtuellen Safety Car. Nach seinem Reifenwechsel auf Hard in Runde 23 lag er zum ersten Mal seit drei Rennen nicht in Führung und hinter Charles Leclerc. Bis Runde 35 durften die Tifosi hoffen, dann machte Max Verstappen kurzen Prozess mit Charles Leclerc.

"Der Kampf zwischen Checo und Carlos war besser", erwidert Max Verstappen. "Wir hatten ein gutes Duell, aber es war etwas unfair. Ich hatte einen Reifen- und Pacevorteil." Vor seinem letzten Boxenstopp war der Abstand wieder auf 20 Sekunden angestiegen. Nachsatz: "Aber Charles weiß, wie man Rennen fährt. Ich war heute einfach etwas schneller."

Kein böses Blut: Sergio Perez entschuldigte sich bei Max Verstappen für das Abdrängen im Sprint, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool
Kein böses Blut: Sergio Perez entschuldigte sich bei Max Verstappen für das Abdrängen im Sprint, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Red Bull: Formel-1-Konkurrenz doch weiter hinten als gedacht

"Manche Wochenenden laufen gut für dich, andere weniger. Montreal war kein fantastisches Rennen. Hier machten wir einen guten Job und der Abstand war etwas größer", so der Holländer. Red Bull kämpfte in Kanada mit unüblich viel Reifenverschleiß.

Die Performance in Spielberg nun wieder ein herber Rückschlag für die Konkurrenz, die trotz massenhaft Upgrades doch nicht so nahe an Red Bull dran sind, wie gehofft. "Genau", denkt Max Verstappen. "Aber ich liebe alle Artikel, die sich um das Thema drehen."

Tracklimits waren für Max Verstappen kein Problem, nur ein einziges Mal überschritt der Holländer die Streckenbegrenzung. 81 Punkte liegt Max Verstappen in der Fahrer-WM nun vor seinem ersten Verfolger und Teamkollegen Sergio Perez. In der Konstrukteurswertung baute Red Bull den Vorsprung ebenfalls weiter aus: Mit 377 Punkten mehr als doppelt so viele Punkte wie Mercedes (178) und Aston Martin (172). Next Stop: Silverstone.