Tiago Monteiro: Im Overall von Jenson Button

Der Portugiese Tiago Monteiro zählt zu den wenigen WTCC-Piloten, die in der Formel 1 gefahren sind. Zwei Jahre lang fuhr er für Jordan und Midland, stand sogar auf dem Podest - wenn auch nur beim Skandalrennen in Indy 2005. Seine erste F1-Erfahrung sammelte er drei Jahre zuvor bei einem Test für Renault. "Für einen Rennfahrer ist der Tag des ersten F1-Tests wohl der wichtigste Tag überhaupt", verrät Monteiro. "Wenn man das erste Mal in einem Formel 1 sitzt... das ist einfach eine unglaubliche Chance."

2002 war Monteiro gerade aus der Formel 3 in die Formel 3000 gewechselt, die Fahrt mit einem über 700 PS starken Boliden legte die Messlatte aber noch etwas höher. "Es war ein großer Schritt und ein riesiger Unterschied. Ich war bestimmt zehn Sekunden pro Runde schneller. Der Formel 3000 war zu dieser Zeit ein wirklich schlecht abgestimmtes Fahrzeug, der Unterschied zur Formel 1 war enorm."

Pikant: Bei Renault traf Monteiro auf Jenson Button, der es schon fest in die Formel 1 geschafft hatte. "Ich kannte Jenson sehr gut, wir sind zusammen in der Formel 3 gefahren. Für mich war es sehr wichtig, Informationen von einem erfahrenen Piloten zu erhalten. Ich habe sogar seinen Rennanzug benutzt!" Schon bei seinem ersten richtigen Auftritt im F1-Fahrerlager musste Monteiro feststellen, wie unterschiedlich die einzelnen Piloten sind. "Nicht sehr viele Fahrer begrüßen die jungen Talente vor ihrer ersten F1-Erfahrung. Nur ein paar sind zu mir gekommen und haben mich begrüßt. So hat man die unterschiedlichen Persönlichkeiten schnell kennengelernt - oder auch nicht..."

Alain Menu: Wenn es läuft, dann läuft es

In den letzten sechs WTCC-Saisons konnte sich Alain Menu nicht gegen seine Teamkollegen bei Chevrolet durchsetzen. Große Erfolge hat der Schweizer in der Vergangenheit allerdings schon erzielt, unter anderem zwei Titel in der BTCC, der britischen Meisterschaft. Gerne erinnert er sich an die Saison 1997 zurück, als er nach drei Vize-Titeln endlich die erste Meisterschaft unter Dach und Fach brachte. "Gemeinsam mit dem Williams-Team und Renault haben wir 1997 einen großen Schritt nach vorne gemacht, vor allem in Sachen Zuverlässigkeit. Das hat uns am Ende den Titel gebracht."

Zuvor musste sich Menu drei Mal knapp geschlagen geben. "Die Leute haben schon gesagt, dass ich nie eine Meisterschaft gewinnen würde. Trotzdem habe ich es geschafft in der BTCC, die für mich in den 90er Jahren die weltbeste Tourenwagen-Serie war, erfolgreich zu sein." Alles begann mit einem perfekten Start in die Saison. Zwar holte sein Teamkollege Jason Plato beim Auftakt die Pole Position, die Rennsiege gingen jedoch an den Schweizer.

"Wenn ich mich richtig erinnere, stand ich bei 25 Rennen über 20 Mal auf dem Podium. Am Ende habe ich den Titel deutlich gewonnen, weil einfach alles geklappt hat." Bestes Beispiel: Das Wochenende in Croft. "Es hat samstags so stark geregnet, dass das Training und Qualifying abgesagt werden mussten. Keiner wusste, wie die Startaufstellung auszusehen hatte und so sind wir nach dem Stand in der Gesamtwertung gestartet. Ich lag vorne, habe ein Rennen gewonnen und stand beim zweiten auf dem Podium. Wenn es läuft, dann läuft es."

Im Team Williams-Renault, das nur 500 Metern von der F1-Truppe einquartiert war, zog schon damals Patrick Head die Fäden. "Man hat sehr viel Geld investiert, das hat sich 1997 ausgezahlt. Auf den ersten Gewinn einer Meisterschaft ist man natürlich sehr stolz und vergisst ihn nie!"

Tom Coronel: Gefeiert von den Landsleuten

Wie Motorsport-verrückt die Familie Coronel ist, zeigt ein Blick in das Familienbuch: Vater Tom Senior verpasste den beiden Zwillingen Tim und Tom die Zweitnamen - Alfa und Romeo. Das Formel 3 Masters 1997 wird Tim Romeo Coronel nie vergessen: Eigentlich ging Coronel mit TOMS-Toyota in Japan an den Start, kam für das Masters aber gerne in die Heimat zurück. Das hat sich gelohnt: "Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie alle Holländer nach meinem Sieg 'Tomi, Tomi' gerufen haben und ich mich ärgerte, dass die Leute nicht bei meinen anderen Rennen dabei waren."

Als Lokalmatador lastete viel Druck auf Coronel, der damit aber sehr gut umgehen konnte. "Ich hatte sehr viel Selbstvertrauen und ließ mich nicht vom Druck beeinflussen. Das ist eine meiner Stärken. Ich mache einfach das, was ich immer mache - und meistens geht das gut."

"Mir war absolut klar: Wenn ich irgendwo gewinnen muss, dann in Zandvoort. Das hat mich noch stärker gemacht", berichtet der jetzige BMW-Pilot, der damals vor Sébastien Philippe und Mark Webber gewann. Über 115.000 Menschen verfolgten das Rennwochende auf dem noch stark verkürzten Circuit Park Zandvoort. "Als ich abends im Dorf war, musste ich gar nicht laufen - ich wurde getragen. Das war so verrückt, dass ich es nie vergessen werden..."

Gabriele Tarquini: 17 Sekunden hinter Senna

Gabriele Tarquini zählt im WTCC-Fahrerfeld zu den alten Hasen. An den 3. Mai 1987 erinnert sich Tarquini noch immer gerne - obwohl der Rennsonntag der Abschluss eines grauenvollen Wochenendes war. Tarquini ging in dieser Saison in der Formel 3000 an den Start, hatte Jahre zuvor allerdings eine Talentsichtung gewonnen und bekam als Preis ein F1-Wochenende geschenkt. Mit dem kleinen italienischen Osella Team durfte er beim San Marino GP starten.

"Für mich war es eine absolute Überraschung, ich wusste erst zwei Wochen vorher davon. Mein Auto war jedoch schon sehr alt, es wurde aus dem Museum geholt. Man hat mir aber versprochen, dass alles funktionieren würde", erinnert sich Tarquini, der dem Feld in Imola hoffnungslos hinterher fuhr. Im Qualifying landete er sage und schreibe 17 Sekunden hinter Pole-Mann Ayrton Senna. Wenige Wochen später gastierte die Formel 3000 in Imola und Tarquini fuhr im Qualifying über sechs Sekunden schneller als mit seiner veralteten Formel-1-Gurke.

"Ich hätte mich nie im Leben für das Rennen qualifiziert. Es war ein Albtraum. Zur Überraschung aller Beteiligen durfte ich trotzdem starten, weil Nelson Piquet vor dem Rennen einen schweren Unfall in der Tamburello-Kurve hatte und nicht am Grand Prix teilnehmen konnte."

Vor dem Start gaben ihm die Mechaniker mit auf den Weg, dass er ja nicht zu brutal starten solle - sondern eher wie in der Boxengasse. Während das Feld auf die erste Kurve zuraste, folgte Tarquini mit einem Abstand von 200 Metern. "Schon nach fünf Runden sind die ersten Gänge ausgefallen, ich war teilweise 25 Sekunden langsamer.

Kein Wunder, wenn in einem F1-Boliden mit Turbomotor ein Getriebe verwendet wird, das eigentlich einem aus der Formel 3 entspricht." Nach etwas mehr als 20 Runden wurde Tarquini an die Box gerufen und musste aufgeben. "Dabei wollte ich das Rennen unbedingt beenden, leider hat es nicht geklappt. Trotzdem kann ich mich heute immer noch sehr gut an mein erstes F1-Rennen erinnern, in dem ich eigentlich nicht in einem F1-Auto gesessen habe..."

Der Artikel "Good Old Times" stammt aus der Printausgabe des Motorsport-Magazins. Mehr Technikhintergründe, Interviews und Reportagen lesen Sie im Motorsport-Magazin - im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder am besten direkt online zum Vorzugspreis bestellen: