Lange wurde diskutiert und schließlich doch fast alle Pläne für mehr Entertainment in der WRC abgeschmettert. Geplant war eine komplette Neuausrichtung der Power Stage am Finaltag. Die Zeitabstände der einzelnen Fahrer sollten auf zehn Prozent reduziert und so für ultimative Spannung bei der Live-Übertragung und vor allem neues Interesse von TV-Stationen sorgen. Bei der Rallye Spanien hätte das bedeutet, dass Sebastien Ogier nicht mit 13,9, sondern lediglich mit 1,4 Sekunden Vorsprung ins finale Shootout gegangen wäre - Spannung pur.

Diese Pläne sind nun vom Tisch und Volkswagen-Motorsportdirektor Jost Capito ist immer noch fassungslos. "Die Enttäuschung ist schon groß", erklärte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. Knapp zwei Jahre arbeitete Capito federführend mit allen Herstellern in der WRC-Kommission an einer Lösung für die stagnierende Rallye-Weltmeisterschaft. "Kosmetische Änderungen wurden bereits die letzten zehn Jahre versucht und es ist nichts passiert."

Der Sport stagniert seit Jahren, Foto: Volkswagen Motorsport
Der Sport stagniert seit Jahren, Foto: Volkswagen Motorsport

Für Capito war die Saison 2015 genau der richtige Zeitpunkt, um einen Wandel zu vollziehen. "Jetzt war eine Aufbruchsstimmung da. Wir waren uns alle einig, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, an dem etwas passieren muss, da es sonst einfach zu spät ist", erklärte Capito. Mit dem sogenannten 'Faktor 10' kam man gemeinsam schließlich zu einer Lösung, die für alle richtig erschien - ohne Erfolg. "Dass dies dann vom World Motorsport Council einfach ohne eine Chance auf Erläuterung abgeschmettert wird, ist schon deprimierend. Alle, die täglich in diesem Sport arbeiten, waren sich einig und dann wird das Ergebnis verhindert."

Volkswagen plant zunächst keinen Ausstieg

Nun bleibt weiterhin die bange Frage, welchen Weg die WRC in Zukunft einschlagen wird. Der Volkswagen-Vorstand hat einem Engagement in der WRC zunächst bis 2019 zugestimmt - allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Zahlen stimmen. "Wir müssen natürlich jedes Jahr aufs Neue zeigen, welchen Wert wir aus den WRC-Investitionen gewinnen", schilderte Capito.

Zum Zeitpunkt der Bewilligung bis 2019 war sich die WRC-Kommission bezüglich der Änderungen einig. Capito war sicher, dass eine Bestätigung durch den World Motorsport Council damit nur noch Formsache sein würde. "Wir haben erklärt, dass sich etwas ändert und mehr TV-Stationen interessiert sind, Rallye live zu übertragen", erklärte Capito. "Das Reglement sollte für die Zuschauer am Sonntag verständlicher werden. Unter diesen Voraussetzungen kam die Genehmigung."

Nun steht das Rallye-Projekt vor einer schwierigen Aufgabe. Mit neuen Ideen oder nicht: Die Zahlen müssen stimmen. "Ich bin nicht sicher, ob der Vorstand sagt, dass die Zahlen stimmen", warnte der Motorsport-Direktor. Von einem drohenden Ausstieg des zweifachen Hersteller- und Fahrerweltmeisters Volkswagen wollte Capito aber noch nicht sprechen. "Ich würde nicht sagen, dass es droht, wir müssen sehen, wie sich die Zahlen entwickeln."

Bei Volkswagen gibt es keine Teamorder, Foto: Sutton
Bei Volkswagen gibt es keine Teamorder, Foto: Sutton

Volkswagen würde alles Mögliche unternehmen. So wurde keine Teamorder ausgesprochen und die WM-Entscheidung zwischen Jari-Matti Latvala und Sebastien Ogier fair auf der Strecke ausgetragen. "Im Vergleich zum letzten Jahr ist das Interesse auch gestiegen, schließlich macht der Promoter ja seine Arbeit", sah Capito auch das Positive. Nicht ohne abschließend erneut Kritik an der Power-Stage-Entscheidung zu äußern. "Nur wird das Potenzial, das möglich wäre, nicht ausgenutzt."