Sebastien Ogier drückte der Rallye Australien bislang klar seinen Stempel auf, in dem er sich 14 von 16 möglichen Bestzeiten auf den Wertungsprüfungen sicherte. Nach drei Tagen liegt er 45,9 Sekunden vor Mikko Hirvonen und mehr als eine Minute vor Thierry Neuville. Sollte Ogier gewinnen, muss er auf der abschließenden Power Stage mindestens Zweiter werden, dann ist ihm der Titel unabhängig vom Ergebnis der anderen nicht mehr zu nehmen. Ogier darf auf Neuville nicht mehr als neun, auf Hirvonen nicht mehr als vier und auf VW-Kollege Jari-Matti Latvala nicht mehr als zwei Punkte verlieren, um sich vorzeitig zum Champion zu krönen.

"Klar ist der WM-Titel zum Greifen nah, aber noch liegt ein langer Tag mit sechs anspruchsvollen WPs vor uns", gibt sich Ogier bescheiden. Sein großer Vorteil ist, dass keiner seiner Rivalen vorhat, ihm den Sieg in Australien, geschweige denn den Titel streitig zu machen. Denn zu diesem Zeitpunkt der Saison stehen für sie andere Dinge im Vordergrund. "Mein Ziel für morgen lautet, den zweiten Platz zu halten. Ein weiterer Podestplatz würde es uns ermöglichen, weitere wichtige Punkte zu sammeln", meinte Hirvonen. Eine Kampfansage klingt anders.

"Es liegt noch ein weiter Weg vor uns, aber ich glaube nicht, dass ich die Lücke unter normalen Bedingungen schließen kann. Ich werde einen guten Rhythmus beibehalten, ohne große Risiken einzugehen", fügte der Citroen-Pilot hinzu. Da Kris Meeke nach einem Überschlag aufgeben musste und beim Neustart unter Rally2-Regeln wohl keine guten Punkte machen wird, muss Hirvonen für Citroen in Sachen Herstellerwertung die Kohlen aus dem Feuer holen. Denn den in den letzten Jahren ungeschlagenen Franzosen droht von Rückkehrer VW eine Blamage.

Neuville verfolgt währenddessen eigene Ziele. Ein Vizetitel in seiner zweiten Saison würde sich schließlich gut machen - vor allem in Verhandlungen um seine Zukunft. "Jetzt müssen wir einfach nur sichergehen, dass wir diese Position halten und Jari-Matti [Latvala] hinter uns halten", lautete Neuvilles Ziel vor dem abschließenden Tag. Latvala ist sein Hauptkonkurrent um Platz zwei. "Obwohl wir kein großes Risiko eingegangen sind, hatten wir im Vergleich zu ihm heute guten Speed. Daher hoffe ich, dass wir morgen so weitermachen können."

Angesichts dieser Voraussetzungen könnte wohl nur eine dramatische Wende wie ein Ausfall Ogiers verhindern, dass er sich schon in Australien zum ersten Champion nach der Ära Loeb krönt. Mit der Vorstellung, erst bei seiner Heimrallye Weltmeister zu werden, könnte sich der Franzose jedoch sicherlich auch anfreunden.