Porsche hat es geschafft: Nachdem der deutsche Autobauer bei der Premiere des LMDh-Boliden vor einem Jahr in Daytona von Defekten geplagt die US-Konkurrenz von Cadillac und Acura ziehen lassen musste, gelang am vergangenen Wochenende der erste Gesamtsieg mit Porsche-Power beim 24-Stunden-Rennen in Daytona seit 2010.

Roger Penske, Teambesitzer des Porsche-Einsatzteams Penske, zeigte sich nach Rennende euphorisch, angesichts des erst zweiten Sieges seines Teams beim Langstreckenklassiker und dem ersten seit 1969! "Es ist schwer für mich zu glauben. Das wird als einer unserer größten Siege in die Geschichte eingehen", so der 86-Jährige, in den USA ehrfürchtig als 'Captain' bezeichnet, nach dem Rennen.

Porsche bei den 24 Stunden von Daytona
Porsche gewann vergangenes Wochenende zum ersten Mal seit über zehn Jahren in Daytona, Foto: Porsche AG

Nach Daytona-Sieg: Porsche-Angriff in Le Mans

Penske weiter: "Wenn du über 1969 nachdenkst, haben wir hier gewonnen mit Lola und die Dinge waren zu diesen Zeiten sehr anders. Ich ziehe meinen Hut vor der IMSA und vor Porsche dafür, dass sie uns und Felipe (Nasr; #7 Porsche-Schlussfahrer; d. Red.) am Ende das Equipment gegeben haben."

Der US-Amerikaner hat jedoch längst das nächste Ziel vor Augen, eines, das ihn schon seit Jahren umtreibt: Den Sieg beim legendären 24-Stunden-Rennen in Le Mans. "Jetzt nehmen wir uns den großen Sieg in Le Mans vor", zeigte sich Penske kämpferisch. Das Kunststück, beide prestigeträchtigen Langstreckenrennen in Daytona und Le Mans innerhalb eines Jahres zu gewinnen, gelang zuletzt Jaguar 1990.

Roger Penske bei den 6 Stunden von Watkins Glen 2023.
Will nach Daytona auch Le Mans gewinnen: Teambesitzer Roger Penske, Foto: LAT Images

Le Mans 2024: Harte Porsche-Konkurrenz um den Gesamtsieg

Einfach wird dieses Unterfangen keineswegs. Mit BMW, Alpine, Lamborghini und Isotta Fraschini steigen gleich vier neue Hersteller in die WEC ein. Im Vergleich zu den drei letztgenannten hat Porsche immerhin den Erfahrungsvorsprung von einer vollen Rennsaison mit ihrem LMDh-Hypercar.

Die größte Konkurrenz um den Gesamtsieg in Le Mans werden wohl aber eher die bereits etablierten Hersteller darstellen. Während Peugeots 9X8 nach dem Saisonstart einige Änderungen durchlaufen wird, wird besonders die LMH-Konkurrenz von Toyota und Ferrari schwer zu schlagen sein. Bei jedem der sieben WEC-Rennen 2023 machten die beiden Marken die ersten beiden Plätze unter sich aus, von denen Toyota jedes außer in Le Mans gewann.

Kann Porsche die LMH-Hersteller schlagen?

Diese Statistik bedeutet ebenso, dass es in der Hypercars-Klasse der WEC 2023 kein LMDh-Fahrzeug bei einem Rennen über Platz drei hinausschaffte. An ein grundsätzliches Problem mit der Balance of Performance, welche die überaus unterschiedlichen Fahrzeugkonzepte (u.a. Heckantrieb gegen temporären Allradantrieb) auf ein vergleichbares Niveau bringen soll, glaubte Jonathan Diuguid, Leitender Direktor von Porsche Penske Motorsport, aber nicht.

Kann Porsche nach Ferrari in Le Mans triumphieren?, Foto: LAT Images
Kann Porsche nach Ferrari in Le Mans triumphieren?, Foto: LAT Images

"Es ist ein offener Prozess und jeder versteht den Prozess, also haben wir Vertrauen, dass sie (ACO und FIA; d. Red,) die richtigen Entscheidungen treffen werden", so Diuguid am Mittwoch in einer Online-Medienrunde, an der auch Motorsport-Magazin.com teilnahm. Dennoch mahnte der US-Amerikaner mit Verweis auf das spannende Daytona-Rennen: "Ich glaube, dass alle davon profitieren, wenn wir auch in der WEC sehr enges Racing zwischen all den verschiedenen technischen Plattformen haben."

Entwicklung des 963: Fokus galt der Zuverlässigkeit

In der Vorausschau auf die neue WEC-Saison, die am 25. und 26. Februar in Katar zunächst mit dem traditionellen Prolog, den Vorsaison-Testfahrten, beginnt und anschließend an selber Stelle am 02. März das erste Rennen bestreitet, zeigte sich Diuguid trotz der Hypercar-Dominanz des vergangenen Jahres und der harten Konkurrenz optimistisch: "Wir kommen jede Woche an die Rennstrecke, in der Hoffnung, siegfähig zu sein."

Ein neu-homologiertes Auto stand dabei für den Saisonstart aber nicht auf dem Programm. Der Fokus in der Entwicklung galt stattdessen der Zuverlässigkeit, die im vergangenen Jahr als große Schwäche des 963 bei den langen Rennen galt, wie Diuguid verriet.

Porsche wartet noch auf seinen ersten Sieg mit dem Hypercar in der WEC, Foto: LAT Images
Porsche wartet noch auf seinen ersten Sieg mit dem Hypercar in der WEC, Foto: LAT Images

Auch im operativen Bereich erhofft sich Porsche einige Fortschritte. Unter anderem wurden neue Ingenieure für WEC und IMSA verpflichtet. Auch die Kommunikation mit den Kundenteams an den Rennwochenenden soll verbessert werden, sodass von den gesammelten Daten gemeinsam profitiert werden kann. Mit zwei von Jota und einem von Proton Competition eingesetzten Fahrzeug, wird Porsche so viele Autos in der WEC an den Start bringen wie kein anderer Hersteller.

Porsche Daytona-Sieg mit historischen Ausmaßen

Abgesehen von den Le-Mans-Träumen Porsches, hat schon der Daytona-Sieg allein historische Dimensionen für die Zuffenhausener. In der 62. Auflage des Rennens errang Porsche zum 23. Mal den Gesamtsieg, vier Mal davon als Motorenhersteller. Damit ist die deutsche Automarke der erfolgreichste Hersteller beim Rennen im US-Bundesstaat Florida. Zusätzlich feierte Porsche in Daytona insgesamt 78 Klassensiege.

In den 24 Stunden an diesem Wochenende spulte der Porsche 963 4.508 Kilometer ab, so viele wie noch nie ein Porsche zuvor in Daytona. Der vorherige Rekord stammte aus dem Jahr 1982, als John Paul Senior, John Paul Junior und Rolf Stommelen in ihrem Porsche 935 JLP3 4.443,334 Kilometer zurücklegten. Die neue Porsche-Bestmarke ist die viertgrößte Distanz in den bisher absolvierten 57 Ausgaben in Daytona mit 24 Stunden Länge. Auf den Rekord von Cadillac aus dem Jahr 2020 fehlten etwas mehr als 250 Kilometer.