Besser könnte eine Premiere kaum verlaufen. Die mexikanischen Fans erlebten ein spannendes WEC-Rennen. Vor allem in der LMP1-Klasse wurde für den Sieg alles in die Waagschale geworfen. Dass am Ende Porsche als Sieger da stand, hat vielfältige Gründe. Denn auch Audi und Toyota hatten das Zeug, um als Erster über den Zielstrich zu fahren. So erlebten die LMP1-Werke die 6h von Mexiko 2016:
Audi in Mexiko: Das Schicksal wendet sich gegen die Ingolstädter
Audi war im Rennen wohl der Hersteller mit der besten Pace und der besten Strategie aller LMP1-Hersteller. Doch eines hatten sie nicht: das nötige Rennglück. Besonders stark waren Di Grassi/Duval/Jarvis unterwegs, die sich mit dem #1-Porsche einen sagenhaften Kampf um die Spitze lieferten. Ein defektes Radlager kurz nach Rennhalbzeit sorgte dann jedoch dafür, dass der #8-Audi aus dem Kampf und aus dem Rennen gerissen wurde. "Wir waren sehr gut unterwegs, als ich merkte, dass das Auto sich komisch anfühlt. Mein Ingenieur warnte mich und sagte, ich sollte vorsichtig bremsen. Leider hatte ich keine Chance mehr und rutschte in einen Reifenstapel", berichtete Oliver Jarvis, der Ende Start-Ziel abflog. Zwei herbe Rückschläge musste gar das Schwesterauto #7 hinnehmen. Zuerst verschanzte man sich mit dem ersten Stopp, den man wegen nachlassender Reifen vorziehen musste.
Als erstes LMP1-Gespann kamen Fässler/Lotterer an die Box, kurz darauf gab es jedoch eine Full Course Yellow, die die gesamte Konkurrenz zum Stopp nutzte. Doch der #7-Audi machte den angesammelten Rückstand fast wieder komplett wett, André Lotterer drehte besonders auf Intermediates im einsetzenden Regen auf. Doch knapp eine Stunde vor Schluss folgte die endgültige Rennentscheidung zu Ungunsten Audis. "Im Regen ging es wieder deutlich vorwärts. Ich kam immer näher an den führenden Porsche heran, als sich ein Problem mit unserem elektronischen Bremssystem ergab", so ein frustrierter Lotterer. Immerhin rettete er Platz zwei vor dem #6-Toyota. Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich hadert dennoch mit der Niederlage: "Wir hätten heute die Performance gehabt, das Rennen zu gewinnen. Leider haben beide Autos Probleme bekommen und konnten ihre Leistungsfähigkeit nicht umsetzen. Das ist besonders enttäuschend, wenn man sieht, dass wir lange Zeit die schnellsten Autos im Feld hatten."
Porsche in Mexiko: Profitiert und die eigenen Ziele erreicht
Der große Profiteur des Audi-Pechs waren die Konkurrenten von Porsche. Bernhard/Webber/Hartley im #1-Porsche gewannen das Rennen. Porsche hielt sich vorne, auch wenn beim Sieger auch nicht alles reibungslos lief. Denn der #1-Porsche musste eine Durchfahrtsstrafe antreten, weil man während einer Full Course Yellow die weiße Linie am Boxeneingang überfuhr. Und beim Regenschauer in den Schlussminuten setzte Timo Bernhard die #1 beinahe in die Wand. "Vor allem die letzten 20 Minuten bei wieder einsetzendem Regen entpuppten sich als sehr schwierig. Im dritten Sektor war es plötzlich nasser als in der Runde zuvor, da ist mir noch ein kleiner Fehler unterlaufen - aber glücklicherweise bin ich nirgendwo angeschlagen und konnte weiterfahren", atmete Timo Bernhard auf.
Mark Webber indes genoss vor allem das Duell mit dem #8-Audi in der ersten Rennhälfte: "Auf meinem Stint im ersten Renndrittel habe ich mir einen tollen Kampf mit Lucas di Grassi geliefert, der mich praktisch die ganze Zeit über gejagt hat." Frust herrscht hingegen bei der Crew des #2-Porsche. Dumas/Jani/Lieb konnten zu keinem Punkt die Pace der Audi und des #1-Porsche gehen und sahen die Zielflagge schließlich als Vierter. Neel Jani ärgert das besonders im Hinblick auf die WM: "Heute hätten wir mehr als zwölf Punkte in der Fahrer-WM herausfahren können, weil unser ärgster Gegner weit zurückgefallen ist. Diese Chance haben wir verpasst." Insgesamt reist man aber zufrieden aus Mexiko ab. "Mit den Plätzen eins und vier ist uns hier alles gelungen: ein weiterer Sieg sowie der Ausbau der Führung in der Hersteller- und in der Fahrer-Weltmeisterschaft", strahlt LMP1-Leiter Fritz Enzinger.
Toyota in Mexiko: Guter Lohn nach hartem Wochenende
Ende gut, alles gut. Zumindest für den #6-Toyota. Nach dem Crash am Donnerstag, der drei Stunden freie Trainingszeit kostete, fuhren Sarrazin/Conway/Kobayashi als Dritte auf das Podest. Zunächst begann das Rennen für Toyota aber mit zwei Rückschlägen in Form einer Durchfahrtsstrafe für die #6, weil Mike Conway mit einem ESM-Ligier kollidiert war. Kurz darauf musste die #5 mit einem Schaden am Antriebsstrang aus dem Rennen genommen werden. Im einsetzenden Regen legte Stéphane Sarrazin ordentlich an Tempo zu und kämpfte sich gemeinsam mit dem #7-Audi immer näher an die Spitze heran. Platz zwei war drin, doch am Ende verpasste man diesen um acht Sekunden. "Zu Beginn schien es schwierig zu werden, doch mein Stint verlief gut – bis ich eine Durchfahrtstrafe aufgebrummt bekam", haderte Conway mit seinem Schicksal.
Auch dass man sich im Kampf um Rang zwei knapp geschlagen geben musste, sorgt für Unzufriedenheit bei Conway: "Stéphane leistete gute Arbeit und sobald die Strecke abtrocknete, wurde er immer schneller. Lange Zeit sah es so aus, als könnten wir Zweite werden, was großartig gewesen wäre. Doch der Regen kam für uns ein wenig zu spät." Kleines Trostpflaster für Sarrazin/Conway/Kobayashi: Durch den Ausfall des #8-Audi übernehmen sie Platz zwei in der WM. Nach all den Problemen am Rennwochenende konnte Toyota damit nicht unbedingt rechnen. "Das war für uns eine hürdenreiche Woche hier in Mexiko, doch das Team gab nie auf und dieses Ergebnis ist hochverdient", findet die Leistung bei Teampräsident Toshio Sato entsprechende Anerkennung.
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