Die FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC, eine der wichtigsten Weltmeisterschaften im Motorsport, bereitet sich auf den sechsten von acht WM-Läufen vor, der dieses Mal in Japan stattfindet. Der Inselstaat ist ein klassischer Sportwagenmarkt mit einem ebenso enthusiastischen wie kundigen Rennsportpublikum. Das Sechsstundenrennen wird am 11. Oktober um 11:00 Uhr Ortszeit auf dem Fuji International Speedway gestartet. Dort, vor der Kulisse des Nationalheiligtums Mount Fuji, schrieb ein Porsche-Pilot Sportwagengeschichte: Stefan Bellof fuhr 1983 in einem Porsche 956 die schnellste Rundenzeit (1.10,02 Minuten) auf der damals noch 4,360 Kilometer langen Rennstrecke am Fuße des höchsten Berges Japans. Ein Streckenrekord, der bis heute Bestand hat.

Die Streckenführung in Fuji stellt die Rennteams vor besondere Aufgaben: Auf einer extrem langen Geraden ist Höchstgeschwindigkeit gefordert, aber für die folgenden 16 teilweise sehr engen Kurven müssten die Autos eigentlich anders abgestimmt sein. Porsche nimmt diese Herausforderung gleich mit zwei Fahrzeugtypen an: In der Spitzenkategorie LMP1 (Le-Mans-Prototypen Klasse 1) soll der Porsche 919 Hybrid seine Siegesserie fortsetzen. Der nur 870 Kilogramm leichte Hybrid-Benziner mit rund 1000 PS Systemleistung gewann 2015 bereits die 24 Stunden von Le Mans und die anschließenden Sechsstundenrennen auf dem Nürburgring und in den USA.

Das Porsche Werksteam führt die GT Pro-Wertung an, Foto: Porsche AG
Das Porsche Werksteam führt die GT Pro-Wertung an, Foto: Porsche AG

Zwei Konzepte, ein Ziel

Porsche führt in der Herstellerwertung vor Audi und Toyota und ist im Fahrerklassement auf Tuchfühlung mit der Tabellenspitze. Mit dem Porsche 911 RSR tritt Porsche im selben WM-Rennen in der kleineren Klasse an, in der Rennwagen auf Serienfahrzeugen basieren. Dort rangiert das Werksteam mit dem 911 RSR nur zwei Punkte hinter Ferrari und liegt in der Fahrerwertung mit Porsche-Werksfahrer Richard Lietz auf Platz eins.

So unterschiedlich die beiden Rennwagen 919 und 911 sind, so attraktiv sind beide für japanische Fans der Marke. Der Le-Mans-Prototyp bedient dabei den scharfen Blick der Japaner für mutige und zukunftsweisende Technologien, gerade im Bereich der Hybrid-Fahrzeuge. Vor allem sein Antriebskonzept macht ihn zum innovativsten Rennwagen des Starterfeldes von insgesamt 31 Rennwagen. Der 919 verfügt über einen kleinen Verbrennungsmotor – ein Zweiliter-Vierzylinder-Benzinmotor mit Turboaufladung. Er leistet gut 500 PS und gilt als der effizienteste Motor, den Porsche bislang gebaut hat.

Damit nicht genug: Der 919 Hybrid besitzt zusätzlich zwei unterschiedliche Energierückgewinnungssysteme, mit denen Porsche ebenfalls an einer besseren Zukunft im Straßenverkehr arbeitet. An der Vorderachse wird Bewegungsenergie eingefangen, die beim Bremsen entsteht. Im Heck wird die Energie des Abgasstroms mittels einer zweiten Turbine im Auspuff in elektrischen Strom umgewandelt. Gemeinsam speisen die Rückgewinnungssysteme eine Lithium-Ionen-Batterie. Von dort kann der Fahrer die gespeicherte Energie per Knopfdruck abrufen. Dann treibt der über 400 PS starke Elektromotor zusätzlich die Vorderachse an – der 919 wird so zum Allradler.

Nun ist die Aufgabe in dieser speziellen Weltmeisterschaft aber nicht nur schiere Leistung. Denn eine strenge Verbrauchsbegrenzung zwängt die Ingenieure in ein enges Korsett. Genau darin jedoch sieht Porsche den Sinn dieses Engagements. Fritz Enzinger, als Leiter LMP1 für das Programm verantwortlich, erklärt: "Für Porsche sind Siege wichtig, aber sie sind langfristig eben auch nur Momentaufnahmen. Die wichtigste Aufgabe des 919 Hybrid war von Anfang an, ein Technologieträger für Serienfahrzeuge von morgen zu sein."

Der 919 Hybrid soll seine Siegesserie fortsetzen, Foto: Simninja
Der 919 Hybrid soll seine Siegesserie fortsetzen, Foto: Simninja

911: Der gefeierte Star

Noch näher dran bezüglich Technologietransfer vom Rennsport in die Serie und umgekehrt ist der Porsche 911 RSR in der Klasse für seriennahe GT-Rennwagen. Er basiert auf der mittlerweile siebten Generation der Sportwagenikone 911 (1), des meistverkauften und auf der Rennstrecke erfolgreichsten Sportwagens der Welt. Seine Karosserie läuft wie die eines jeden 911 durch die Fertigungsstraße im Werk Stuttgart-Zuffenhausen. Vor allem in energieeffizienten Bereichen wie Leichtbau und Aerodynamik sorgt sein Renneinsatz für wichtige Erkenntnisse, die konsequent und kontinuierlich in die Serienentwicklung einfließen.

Den 911 erwartet in Japan eine begeisterte Fangemeinde. Porsche-Motorsportchef Dr. Frank Steffen Walliser erklärt: "Wir sind auf dem japanischen Markt sehr erfolgreich. Und zwar gerade mit unseren zweitürigen Sportwagen und dem Flaggschiff 911." Nach einem 19-prozentigen Wachstumsschritt bei den Auslieferungen hatte Porsche Japan im Jahr 2014 erstmals die 5.000er-Marke überschritten. Dabei erreichten die Heck- und Mittelmotorsportwagen nach 2013 erneut historische Auslieferungserfolge (3.169 Fahrzeuge) und trugen maßgeblich zum erfolgreichen Jahresergebnis bei. Im ersten Halbjahr 2015 wurden in Japan bereits 1.384 zweitürige Sportwagen ausgeliefert. Walliser: "Für den Porsche 911 gibt es keine authentischere Art und Weise, diesen Erfolg zu unterstützen, als auf der Rennstrecke gegen starke Konkurrenten anzutreten."