Der neue Porsche 919 Hybrid belegte nach dem Podestplatz beim Eröffnungsrennen in Silverstone heute Rang vier beim zweiten Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC in Spa-Francorchamps. Der innovative Prototyp mit der Startnummer 14, gefahren von Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb, war von der Pole-Position in das Sechs-Stunden-Rennen gestartet und hatte lange Zeit die Führung behauptet.

Dann allerdings kosteten Zwischenfälle Zeit: Ein Elektrikproblem musste Dumas unterwegs per Reaktivierungsprozess beheben, und zum Schluss zwang Jani ein schleichender Plattfuß zu einem zusätzlichen Boxenstopp.

Porsche hatte viel Pech in Spa, Foto: Speedpictures
Porsche hatte viel Pech in Spa, Foto: Speedpictures

Noch weniger Glück hatten die Piloten des Schwesterautos mit der Startnummer 20, Timo Bernhard, Brendon Hartley und Mark Webber. Von Startplatz fünf fuhren sie schnell auf Rang drei vor, wurden dann aber von technischen Problemen ans Ende des Feldes zurückgeworfen.

Nichtsdestotrotz erfüllte das noch junge Porsche Team seine erklärtermaßen wichtigste Aufgabe an diesem Wochenende: die beiden LMP1-Rennwagen ins Ziel zu bringen. Darüber hinaus überzeugte das Tempo des Porsche 919 Hybrid, der über weite Strecken das schnellste Auto in Spa-Francorchamps war. Mit einer Zeit von 1:59.887 Minuten fuhr Marc Lieb im zweiten freien Training die schnellste Runde des gesamten Wochenendes, Neel Janis Qualifying-Bestzeit (2:00.334 Minuten) war gleichzeitig die zweitschnellste Runde des Wochenendes.

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Fritz Enzinger, Leiter LMP1: "Unser Ziel, mit beiden Porsche 919 Hybrid das Rennen regulär zu beenden, haben wir erreicht. Dennoch hatten wir uns nach der Poleposition und den schnellen Rundenzeiten im Rennen bessere Platzierungen erhofft. Aufgrund der technischen Probleme insbesondere am Auto mit der Startnummer 20 lag leider nicht mehr drin."

Alexander Hitzinger, Technischer Direktor LMP1: "Im Auto 14 hatten wir einen Fehlalarm, der das Hybridsystem ausgeschaltet hat. Romain Dumas musste eine Reaktivierungsprozedur durchführen, die viel Zeit kostete. Wir sind sehr konservativ, was die Sicherheit rund um das Hybridsystem angeht - da kann so etwas passieren. Da müssen wir jetzt noch ein paar Hausaufgaben erledigen."

"Der Porsche mit der Nummer 20 hatte ein Problem mit der Hinterachsfederung. Hinzu kamen zwei Defekte an den Antriebswellen vorn. Wir wussten, dass dies ein kritischer Punkt ist. Aus diesem Grunde können wir bereits bei den nächsten Testfahrten und in Le Mans auf verstärkte Teile zugreifen. Wir waren im Qualifying und im Rennen schnell unterwegs und haben beide Autos ins Ziel gebracht - das war für uns hier das wichtigste."

Andreas Seidl, Teamchef LMP1: "Das war ein Wochenende mit vielen positiven Momenten - zum Beispiel das Qualifying und unsere Rundenzeiten im Rennen. Aber wir haben heute auch gesehen, dass uns an der einen oder anderen Ecke noch etwas fehlt. Trotzdem: Im Rennen waren wir auf dem Niveau unserer Konkurrenten unterwegs. In der Summe konnten wir wieder viel lernen, das ganze Team hat konzentriert gearbeitet und abermals einen tollen Job gemacht. Das war ein wichtiger Schritt in Richtung Le Mans."

Romain Dumas: "Ich bin froh, meine ersten Rennrunden im Porsche 919 Hybrid gefahren zu sein. Leider trat ein Elektrikproblem auf, als ich das Auto gerade übernommen hatte. Das kostete uns eine Runde. Ich habe nur einen Tank leergefahren, bevor ich das Auto wieder an Neel übergeben habe. Es war uns klar, dass wir nicht zweieinhalb Tankfüllungen mit einem Satz Reifen bestreiten können – aber anderthalb, um dann am Ende mit einem kurzen Tankstopp ohne Reifen- und Fahrerwechsel davonzukommen."

Neel Jani: "Ich wusste, dass es für mich heikel wird, Platz eins nach dem Start zu verteidigen. In La Source musste ich wirklich kämpfen, und durch die Eau Rouge ging es auch nicht ohne Risiko. Mit dem ersten Reifensatz konnte ich alles geben und einen guten Vorsprung herausfahren. Mit dem zweiten Satz habe ich immerhin die Führung verteidigt. Ich denke, in Silverstone waren wir im Qualifying okay, im Rennen ist unser Auto leider ausgefallen. Hier in Spa waren wir im Qualifying sehr gut, im Rennen lange in Führung und insgesamt schnell unterwegs. Das zeigt unseren großen Fortschritt."

Marc Lieb: "Mein Stint verlief zwar vergleichsweise ruhig und ohne Zwischenfälle, war aber trotzdem schwierig. Ich konnte die Pace des vor mir liegenden Autos nicht mitgehen. Aber ich habe wieder viel gelernt - zum Beispiel, wie ich die Reifen schonen kann, um sie über einen Doppelstint zu bringen."

Timo Bernhard: "Direkt beim Start wurde ich etwas eingeklemmt, aber ich konnte mich in der ersten Runde an einem Toyota und einem Audi vorbei von Platz fünf auf drei verbessern. Dann hat sich das Auto plötzlich sehr seltsam angefühlt, ich bin sofort an die Box. Das war nach nur neun Runden. Wir haben den Defekt repariert, und ich bin mit einem Satz Reifen einen Doppelstint über fast 50 Runden gefahren. Das war schwierig. Leider haben sich später die Probleme an unserem Auto fortgesetzt."

Brendon Hartley: "Die ersten Runden von Timo waren sehr gut, aber später traten leider einige technische Probleme auf. Das Team ist mit der Situation sehr gut umgegangen. Unser Auto war immer schnell wieder auf der Strecke."

Mark Webber: "Trotz der Probleme mit unserem Auto haben wir nie aufgehört zu kämpfen und das Beste aus der Situation gemacht. Das Auto läuft runder jetzt, aber wir konnten sein volles Potenzial nicht abrufen. Das Team kniet sich mächtig rein und lernt sehr schnell. Unsere Schnelligkeit im Rennen war ermunternd. Jetzt müssen wir noch die Kinderkrankheiten kurieren, die für so ein junges Programm einfach normal sind. Wir wussten, dass uns Spa besser liegen wird als Silverstone. Dort waren wir nicht konkurrenzfähig, hier schon."