Vollgas, Führung, Problem - so lässt sich das durchschnittliche Rennen für Andre Lotterer in der Saison 2013 zusammenfassen. Der Duisburger und seine Teamkollegen Marcel Fässler und Benoit Treluyer waren als Weltmeister in die Saison gestartet, doch zu viele technische Probleme warfen den Audi mit der Startnummer 1 zu oft zurück, um eine Titelverteidigung möglich zu machen. Oft war es einfach nur Pech. "Es ist ein bisschen schwierig, das zu akzeptieren. Normalerweise rechnet man nicht unbedingt mit Glück, aber dieses Jahr muss man sagen, sind ein paar Sachen passiert, die nicht in unseren Händen lagen", resümierte Lotterer.

Beispiele gefällig? In Silverstone führte das Weltmeisterauto das Rennen lange Zeit an, doch in den letzten Runden gab es Probleme an der Antriebswelle an die Vorderachse, wodurch die Hybridleistung ungenutzt blieb, die Teamkollegen staubten ab. Der schmerzhafteste Rückschlag war Le Mans: Nach einer beeindruckenden Leistung im ersten Stint lag der Audi mit der Startnummer 1 abermals in Führung, doch die Lichtmaschine gab den Geist auf. Und auf dem Fuji Speedway standen die Weltmeister wieder auf Pole, doch ein Fremdkörper im Ansaugtrakt sorgte für einen Zwangsstopp. Aufgrund des Dauer-Safety-Cars war eine Wiedergutmachung nicht möglich.

"Es ist besonders schlimm, wenn in einer Meisterschaft Le Mans doppelt zählt und man da nur Fünfter wird", so Lotterer. "Danach hingen wir 30 Punkte zurück; das macht das Leben schwer und man wünscht sich mehr Rennen, um das alles aufzuholen", so sein Appell in Richtung FIA und ACO. "Wir haben uns gut geschlagen, performancemäßig waren wir sehr zufrieden", lobte er auch seine Teamkollegen. "Spa war wirklich sehr gut, Interlagos haben wir gewonnen, Austin war das einzige Rennen wo wir nicht so top waren. Das war aber nicht so schlimm, denn wir haben den dritten Platz eingefahren. China haben wir wieder gewonnen, das war gut."

Dorfrennen oder Le Mans: Immer das Optimum herausholen

Beim kleinen LMP1-Feld der Saison 2013 fällt das Aufholen schwer, Foto: Audi
Beim kleinen LMP1-Feld der Saison 2013 fällt das Aufholen schwer, Foto: Audi

Generell hält er es aber nicht für falsch, Le Mans doppelt zu bewerten. "Das ist natürlich als einzelnes Rennen viel wichtiger. Es ist gerechtfertigt, dass es doppelt zählt, denn die Chancen, dort ein Problem zu haben, sind höher als bei den anderen Rennen." Im Prinzip sei es okay so, aber dann müssten mehr Rennen ausgetragen werden. Und wie viele stellt er sich für einen Ausgleich eines Ausfalls in Le Mans vor? "Mindestens zehn, dann wäre das möglich", so die Antwort des seit wenigen Tagen 32-Jährigen.

Ein andere Rezept wäre weitere Konkurrenz: "Wir haben keine 20 Autos in der LMP1. Wenn dem so wäre und die Gegner haben dann mal ein schlechtes Wochenende und landen auf Platz zehn, dann kann man wieder einen größeren Unterschied aufholen. Derzeit haben wir in der LMP1 noch eine andere Situation: Im schlimmsten Fall wird man Dritter oder Vierter; das ist es schwierig etwas aufzuholen, wenn unsere Teamkollegen immer Zweite oder Dritte werden können." Ab 2013 stößt Porsche hinzu und neben Rebellion verfolgen weitere Privathersteller LMP1-Pläne, ab 2015 wird sich Nissan als vierter Hersteller hinzugesellen - die Zukunft sieht diesbezüglich gut aus.

Doch zurück nach 2013: Nach dem Sieg im ILMC 2011 und dem WM-Titel 2012 muss Lotterer nun erstmals als entthronter Meister in Bahrain antreten. Ob sich das auf seine Motivation auswirkt? "Wenn man auf den Sieg getrimmt ist und man dann sieht, dass der Titel nicht mehr greifbar ist, dann fährt man mit einer anderen Motivation", gab er zu, aber als Profi wolle er immer gewinnen: "Egal, ob Dorfrennen oder 24 Stunden von Le Mans: Man muss immer das Beste aus dem Auto herausholen. Und das machen wir auch hier, den Kampf gegen Toyota geben wir nicht auf. Wir versuchen, das Rennen zu gewinnen und die Saison auf einem Hoch zu beenden."