Zweifelsohne ist Toyota die Rückkehr in die Beletage der Langstreckenwelt gelungen. Siege in Brasilien, daheim in Japan sowie in China zeugen von einer beachtlichen Leistung aller Beteiligten. Klar ist allerdings: Eine beachtliche Leistung ist bei Weitem nicht genug, um dort zu siegen, wo jeder und alle siegen möchten: in Le Mans. Genau dies ist jedoch das große Ziel Toyotas. Nun, im zweiten Jahr der reanimierten Langstrecken-Weltmeisterschaft, möchte man dem bärenstarken Kontrahenten Audi nicht nur in der Ferne Paroli bieten können, sondern überall und vor allem an der Sarthe.

Die letzten Wochen und Monate haben die erfolgshungrigen Mannen aus Köln-Marsdorf damit verbracht, ihre Waffen zu schärfen. So wurde der TS030 genannte Hybrid-Sportprototyp aus dem Vorjahr intensiven Entwicklungsarbeiten unterzogen und in diversen Bereichen verändert. Neben dem obligaten Handanlegen an der Aerodynamik hat es vor allem Umbauten am Chassis gegeben. Grund dafür ist, dass sich die Ingenieure dazu entschieden haben, den Motor des Hybridsystems von dem vorderen in den hinteren Teil des Fahrzeugs zu verlegen. Durch diese Maßnahme ergaben sich speziell an der Front neue Gestaltungsmöglichkeiten.

Fahrzeugfront im Fokus

Pascal Vasselon, Toyotas Technikdirektor, bestätigte dies: "Wir haben im Besonderen vorne an Aerodynamik und Luftströmung gearbeitet." Dort hatte man im vergangenen Jahr aufgrund der Unterbringung des Hybridsystems Kompromisse eingehen müssen. Es ist davon auszugehen, dass sich der Vorderwagen des TS030 fortan deutlich effektiver durch den Wind schneiden wird. Als der Renner am vergangenen Dienstag in Le Castellet seine ersten Testkilometer abspulte, waren am Äußeren der Front aber lediglich geringfügige Korrekturen erkennbar. "Vieles kann nicht gesehen werden, doch das Monocoque wurde deutlich verändert", so Vasselon.

Der TS030 zu sehen von der Seite, Foto: Toyota
Der TS030 zu sehen von der Seite, Foto: Toyota

Ins Auge gesprungen ist dagegen, dass zwei verschiedene Scheinwerfer-Varianten erprobt wurden. Interessanterweise konnten diese in ein und dieselben Aussparungen an der Karosserie eingesetzt werden, obwohl sie sich in ihren Formen stark differenzierten. An den Seiten des nach wie vor knapp 530 Pferde starken V8-Vehikels prangten zudem einige neue Luftleitelemente, und zwar unmittelbar hinter den Vorderrädern; gewichen sind die Luftauslass-Schlitze in den Radhäusern. Wenig Neues offenbarte sich indes am Heck. Einzig an seinem Flügel trug der fernöstliche Flitzer dort Endplatten, die in der abgelaufenen Saison noch nicht zu sehen waren.

Detailarbeit in allen Bereichen

Vasselon lies jedoch durchblicken, dass es weitere unsichtbare Anpassungen von durchaus großer Relevanz gegeben hat. "Wir haben beispielsweise die Position des Fahrersitzes neu justiert, um eine bessere Sicht aus dem Wagen hinaus zu schaffen. Antriebsstrang und Hybridvorrichtung sind zwar identisch zum Vorjahr, aber auch hier wurden einige Komponenten optimiert." Ferner seien einige mechanische Vorrichtungen abgewandelt worden, um die Arbeiten bei den Boxenstopps zügiger ablaufen zu lassen.

Ergo müsste der aufgepeppelte TS030 kraft der zahlreichen Korrekturen flinker sein als der 2012-Ableger seiner selbst. Die Verantwortlichen versprachen obendrein erhöhte Effizienz sowie gesteigerte Zuverlässigkeit. Selbstverständlich aber hat auch Audi den Winter dazu genutzt, sein R18-Flaggschiff nochmals zu verfeinern. Es bleibt also abzuwarten, inwiefern Toyota tatsächlich zu den Rekordjägern aus Ingolstadt aufgeschlossen hat. Den ersten Eindruck wird der WM-Auftakt im kommenden April in Silverstone bescheren, doch die Wahrheit wohl wie so oft nur der Saisonhöhepunkt: Le Mans.