Mit Audi und dem Rückkehrer Toyota hätte man sich 2012 in der neugeschaffenen Weltmeisterschaft um die Langstreckenkrone streiten und dabei auf die mittlerweile erprobte Hybridtechnik setzen können, Peugeot aber streicht das Le-Mans-Programm mit sofortiger Wirkung. Dass die Franzosen mit einem Abschied liebäugeln, war ein offenes Geheimnis, trotzdem überrascht der Zeitpunkt des Rückzugs.

Am 30. Januar sollte eigentlich eine Pressekonferenz zum Sportprogramm 2012 stattfinden, gemunkelt wurde dazu, dass Olivier Quesnel mit seiner Mannschaft die WM-Krone und den Sieg beim 80. Rennen in Le Mans als Ziel ausgeben wird und erst 2013 ein radikaler Schnitt stattfinden wird. Nun endet die kurze Karriere des 908 nach nur einer Saison. Das letzte LMP1-Modell konnte zwar nicht wie der 908 HDi FAP das 24 Stundenrennen an der Sarthe gewinnen, überzeugte dennoch beim Intercontinental Le Mans Cup.

Was gegen den Ausstieg gesprochen hätte

Quesnel war erst unlängst bei Citroen von Yves Matton ersetzt worden, um die Doppelbelastung Rallye und Le Mans nicht mehr alleine koordinieren zu müssen und hätte sich voll auf die Langstrecken-WM konzentrieren können. Ob das Urgestein im PSA-Konzern weiterhin mit dem Motorsport in Verbindung bleibt, wird sich zeigen.

Gerade weil im Prototypensport eine regelrechte Blütezeit eingesetzt hat, dämpft der Ausstieg der Löwen die Vorfreude auf die kommende Saison. Aus dem jahrelangen Duell mit Audi wäre endlich ein Dreikampf von Werksteams geworden, dieser ist jetzt zumindest bis zum Comeback von Porsche 2014 verschoben worden.

Sehr früh hat man bei Peugeot auf das Thema Hybrid gesetzt. Der 908 mit der Unterstützung eines Elektromotors ist schon einige Kilometer getestet worden und hätte 2012 womöglich zum ersten Mal im Rennen eingesetzt werden können. Die teure Entwicklung dieser Technik war im Nachhinein umsonst.

Gründe für den Rückzug

Einige nachvollziehbare Gründe für den Ausstieg gibt es dennoch. Obwohl Peugeot zweimal und das in dominierender Art und Weise den ILMC für sich entscheiden konnte, war die Spitze des PSA-Konzerns mit einem Gesamtsieg in Le Mans äußerst unzufrieden. Nicht einmal 2011, als nur noch ein Audi im Rennen verblieben war, konnten sich drei Werksautos und der Kunden-908 gegen Andre Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Tréluyer durchsetzen.

Offizieller und in gewisser Weise auch nachvollziehbarer Grund für den radikalen Schritt sind finanzielle Belange: "Die Entscheidung wurde aufgrund eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds in Europa getroffen", so Peugeot. 2012 will man sich nun auf die Verbesserung der Verkaufszahlen konzentrieren.

Dass sich die Franzosen keinen Schnellschuss geleistet haben, ist aber auch klar, das zeigt der Fahrermarkt. Noch 2011 ließ man Alexander Wurz mit seinem Wissen zu Toyota ziehen, erst vor wenigen Tagen entschloss sich Sébastien Bourdais, die komplette IndyCar-Saison zu bestreiten. Die restlichen Piloten dürften mit ihrer Erfahrung und deren Hybrid-Wissen nun begehrte Männer sein, allen voran Anthony Davidson und Stéphane Sarrazin.

Zu hoffen bleibt nur, dass Peugeot den 908 in die Hände von Kunden gibt, so wie es schon beim ausgemusterten Vorgänger und Oreca praktiziert wurde, und dass am 30. Januar ein Alternativprogramm im Motorsport vorgestellt wird.