Ben Spies ist Weltmeister. Und das in seinem ersten Jahr in der Superbike Weltmeisterschaft, ohne die meisten Strecken zu kennen. Außerdem ist er "Mr. Superpole". Er holte sich bei elf von 14 Rennen den ersten Startplatz - egal, ob Piste bekannt oder unbekannt. In Portimao machte er gestern nun den WM-Titel klar. Mit einem Sieg im ersten und Rang fünf im zweiten Lauf machte er den zehn Punkte-Rückstand auf Noriyuki Haga wett und lag in der Abschlusstabelle sechs Punkte in Front. Mission erfüllt, ab in die MotoGP!

Schon in zwei Wochen wird die nächste Mission für Spies beginnen. Beim Finale der MotoGP in Valencia wird "Mr. Elbowz" das erste Mal für Yamaha in dieser Klasse an den Start gehen. Da noch als WildCard-Pilot mit einem Extra-Bike, nächstes Jahr an der Seite seines Lands- und Staatskollegen Colin Edwards im Tech 3-Team. Zwei texanische Piloten unter der Leitung eines Franzosen. Was soll da noch schief gehen?

Auf Phillip Island legte Spies erst einmal mit der Pole los., Foto: World SBK
Auf Phillip Island legte Spies erst einmal mit der Pole los., Foto: World SBK

Dass Spies schon in der Saison 2009 gut sein würde, stand zu erwarten. Aber das er dann so einschlagen und die gesamte Superbike-Elite vorführen würde, das hat weder er noch irgendein anderer so erwarten dürfen. Er ist einfach ein Ausnahmetalent, was er auch zuvor in der amerikanischen Superbike AMA schon unter Beweis gestellt hatte. Dort wurde er der dritt-jüngste Pilot, der dieses Championat gewinnen konnte - nach Nicky Hayden und Fred Merkel. Als Spies seinen zweiten AMA-Titel gewann, war er 23 Jahre, 2 Monate und 5 Tage alt. Nur Fred Merkel, der 1988 und 1989 auch die ersten beiden Ausgaben der WorldSuperbikes gewann, war bei seinem zweiten AMA-Triumph noch jünger.

Einige große Namen liegen in so mancher AMA-Statistik vor Spies. Zum Beispiel in der Auflistung, wie schnell ein Pilot zu zehn Siegen in jener Meisterschaft kam. Diese Wertung führ Eddie Lawson mit 21 Starts an. Später wurde Lawson vier Mal 500ccm-Weltmeister. Weiter große Namen dieses Sportes liegen in dieser Liste noch vor Spies: Freddie Spencer (2x 500cc, 1x 250cc), Wayne Rainey (3x 500cc) und Mike Baldwin (6x GP-Podium 500cc). Spies benötigte zu zehn AMA-Siegen ganze 31 Starts. Dafür waren es nur 28 Läufe, ehe er den Superbike Weltmeister-Titel klar gemacht hatte.

In der AMA-Superbike war vor allem Mat Mladin ein heftiger Konkurrent für Spies., Foto: Toni Börner
In der AMA-Superbike war vor allem Mat Mladin ein heftiger Konkurrent für Spies., Foto: Toni Börner

Noch mehr Fakten? In 92,1 Prozent aller AMA-Rennen, die Spies bis Ende letzten Jahres bestritt, stand er auf dem Podest. Eine Quote, die sonst wohl kaum einer so vorweisen kann. In dieser Statistik der amerikanischen Serie liegt er ungeschlagen auf Rang eins - vor den Lawsons, Raineys, Mladins, Haydens und Schwantzes dieser Welt. Einen weiteren Rekord hält Spies, was die aufeinanderfolgenden Siege angeht: Er schaffte sieben Siege in Folge, er schaffte ein anderes Mal sechs Siege in Folge.

Was er dieses Jahr in der Superbike WM tat, ist hinlänglich bekannt. Er kam, sah und siegte. 28. Februar 2009, Phillip Island: Die erste Poleposition des Jahres geht an Ben Spies - auf einer unbekannten Strecke. Dies wurde noch als Zufall oder Glück abgetan, weil viele Stars der Szene beim dieses Jahr neu eingeführten Superpole-Format scheiterten. In Lauf eins wurde er nur 16, nachdem er gleich am Start nach einer kleinen Kollision den Notausgang nehmen musste und später im Rennen noch ein weiteres Mal durch die Wiese musste. Da sagte man noch, dass es eben doch nicht so einfach sei, wie er sich das nun vielleicht vorgestellt habe. Rund drei Stunden später gewann er seinen ersten WM-Lauf.

In Katar gab es einen Doppelsieg zu feiern. Und natürlich die Pole., Foto: WorldSBK
In Katar gab es einen Doppelsieg zu feiern. Und natürlich die Pole., Foto: WorldSBK

Katar: Poleposition, Doppelsieg; Valencia: Poleposition, Sturz und Zweiter; Assen: Poleposition, Sieg und Sturz; Monza: Poleposition, in Führung liegend geht der Sprit aus und er rollt als 15. über die Linie, im zweiten Lauf der Sieg. So zog sich die Saison weiter und auch wenn Spies insgesamt fünf Mal keine Punkte holen konnte, reichte es am Ende zum Titel. 15 Siege, 2 zweite Plätze und ein dritter Rang waren genug, um den Etablierten die Grenzen zu zeigen.

Nun steht das neue Projekt MotoGP an. Letztes Jahr bestritt der US-Amerikaner schon drei Läufe in jener Kategorie: Donington, Laguna Seca und Indianapolis. Bestes Ergebnis war der sechste Platz in Indy. Doch auch bei den beiden anderen Rennen konnte er Punkten. Aber ganz so einfach wie dieses Jahr in der Superbike WM wird es für ihn nicht mehr. Motegi, Jerez, Le Mans, Mugello, Silverstone, Catalunya, Sachsenring, Misano, Balatonring, Sepang und Estoril sind die Strecken, die für ihn nächstes Jahr neu sein werden, wobei die aktuellen MotoGP-Piloten auch die Pisten von Silverstone und dem Balatonring lernen müssen. Dieses Jahr waren Spies neue Pisten zwar reichlich egal, doch steigt er in eine andere Liga auf und viele Superbike-Umsteiger leuchteten nicht gerade in der MotoGP. Doch Spies ist ja anders, denn keiner vor ihm schaffte einen solchen Einstand in der WSBK.