Jonathan Rea krönt sich in Estoril zum sechsten Mal zum Superbike-Weltmeister. Und dann auch noch zum sechsten Mal in Folge. Das ist ein beeindruckender, ja nahezu beängstigender Erfolgslauf, dessen Ende noch nicht absehbar scheint. Schließlich hat sich Rea noch für einige weitere Jahre an Kawasaki gebunden.

Damit steht zu erwarten, dass die wohl erfolgreichste Kombination der Superbike-Geschichte das Geschehen noch für einige Jahre prägen wird. Und wir haben die Ehre, genau diese unfassbare Erfolgsära von Jonathan Rea und Kawasaki live miterleben zu dürfen. Solch eine Leistung verlangt viel Respekt ab. Denn dass sich ein Athlet derart lange an der Spitze hält, ist in keinem Sport selbstverständlich. Die Herausforderung nimmt mit jedem weiteren Jahr zu.

Jonathan Rea und Kawasaki meistern alle Herausforderungen

Schließlich wurde in den vergangenen Saisons schon einiges versucht, um Rea und Kawasaki einzubremsen und die WM ein wenig spannender zu gestalten, ob das nun gedrehte Startaufstellungen, Leistungsbeschränkung per Drehzahllimit oder neu eingeführte, radikale Motorräder der Konkurrenz sind. Rea und Kawasaki haben diese Herausforderungen in den letzten Jahren bravourös gemeistert und der Superbike-WM trotzdem ihren Stempel aufgedrückt.

Jonathan Rea wird seit Jahren gejagt, Foto: Kawasaki
Jonathan Rea wird seit Jahren gejagt, Foto: Kawasaki

Nur ein einziges Mal schien der Erfolgslauf wirklich bedroht zu sein: Als Alvaro Bautista zum Ducati-Werksteam in die Superbike-WM kam und die Saison 2019 mit elf Siegen in Folge eröffnete. Rea und Kawasaki ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Ein im Laufe der Saison immer stärker werdender Rea sowie eine zu hohe Fehlerquote Bautistas sorgten dafür, dass der Nordire am Ende trotzdem den WM-Titel relativ komfortabel einfuhr.

Trotz dieser beeindruckenden Leistung wird oftmals beklagt, dass die Superbike-WM doch langweilig sei, dass immer der gleiche Fahrer gewinne und am Ende des Jahres ganz oben stehe. Und diese Stimmen sind verständlich und berechtigt. Ja, der Weg zu Siegen und Weltmeisterschaften führt nur über Jonathan Rea und Kawasaki. Ja, manche Rennausgänge sind vorhersehbar. Und ja, wir würden uns wohl alle mehr Spannung in der Superbike-WM wünschen.

Reas Leistung verlangt tiefen Respekt ab

Auch 2020 die Nummer 1: Jonathan Rea, Foto: WorldSBK
Auch 2020 die Nummer 1: Jonathan Rea, Foto: WorldSBK

Dennoch sollten wir froh sein, diese unglaubliche Erfolgsära mit eigenen Augen miterleben zu dürfen. Die Zahlen sprechen jetzt schon für sich: sechs WM-Titel (in Folge!) und 99 Siege. Schließlich werden auch Rea und Kawasaki nicht ewig dominieren. Der Nordire ist bereits 33 Jahre alt. Irgendwann wird sich der Wind drehen - sowohl auf der Strecke, wenn Young Guns wie Toprak Razgatlioglu oder Michael Ruben Rinaldi das Zepter endgültig übernehmen, als auch in der öffentlichen Wahrnehmung.

Spätestens, wenn Jonathan Rea seine Karriere beendet hat, wird es dann plötzlich heißen: Schade drum, aber schön, dass wir die Karriere eines Ausnahmesportlers auf dem Zenit seiner Karriere verfolgen konnten. Genau das ist die Art von Respektbekundung, die der Leistung von Rea und Kawasaki schon seit Jahren gerecht wird. In diesem Sinne: Seien wir doch jetzt schon froh, Augenzeugen der Ära von Jonathan Rea und Kawasaki in der Superbike-WM zu sein. Auch wenn es oft langweilig erscheint. Sie haben sich das verdient.