Den NLS-Auftakt bildet traditionell die ADAC-Westfalenfahrt mit ihrer 68. Auflage über eine Distanz von vier Stunden. Die Fans entlang des Grand-Prix-Kurses sowie der legendären Nordschleife dürfen sich auf eine Menge Spannung freuen, denn der Saisonstart hält einige Überraschungen parat. So steht es in einer Ankündigung der Verantwortlichen, die dabei von einem bunten Feld im einzigartigen Nordschleifen-Championat sprechen. 295 Fahrer aus 31 Nationen stellen sich mit Fahrzeugen von 17 unterschiedlichen Herstellern der Herausforderung "Grüne Hölle".
Zahlen, die durchaus beeindruckend, aber nur die halbe Wahrheit sind. Was sich schon gegen Saisonende 2022 mit nur noch 96 und 87 Startern bei den letzten beiden Veranstaltungen abgezeichnet hat, setzt sich auch beim Saisonstart 2023 fort: Insgesamt 124 Fahrzeuge wurden von Teams genannt - so wenige wie zuletzt bei einem Saisonauftakt Ende der 1990er Jahre!
NLS: Negative Entwicklung der Starterzahlen
Im Schnitt waren es 2022 bei insgesamt acht Events nur 116 und nach dem 24h-Rennen (135) sogar nur noch 109 Starter. Die negative Entwicklung der Starterzahlen wird beim Saisonstart 2023 auch dadurch deutlich, dass es in 14 (!) der insgesamt 22 Klassen maximal nur drei Starter und damit auch keine Punkte für die NLS-Wertung gibt. Zum Vergleich: 2011 gab es noch mehr als 260 Einschreibungen (Rekord) und vor zehn Jahren (2013) 194 Starter beim Saisonauftakt. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie waren es immerhin noch 160, danach 132 (2020), 141 (2021) und 127 (2022).
Wenig überraschend ist auch die Tatsache, dass 2023 erneut die GT3-Kategorie mit 19 Pro- und sechs Am-Sportwagen, die mit insgesamt 25 Startern teilnehmerstärkste Klasse, darunter sechs Porsche 911 GT3 R der Teams Falken (2), Dinamic (1), Huber (1), Manthey EMA (1) und Rutronik (1), ist.
Der Sportwagenbauer aus Stuttgart-Zuffenhausen stellt auch mit jeweils 15 Fahrzeugen in den Klassen 911 GT3 Cup und Cayman GT4 das mit Abstand größte Kontingent. Punkte für die NLS-Wertung werden zudem noch in den Klassen SP10 (GT4 / 9 Starter), VT2-R-4 (VLN-Produktionswagen mit Frontantrieb, Turbolader, über 1600 bis 2000 ccm / 9 Starter) sowie im BMW M240i Cup (9 Starter) vergeben.
Fragt man im, aber vor allem auch abseits des Fahrerlagers nach Gründen, warum die Teilnehmerzahlen in den vergangenen Jahren derart gesunken sind, wird uniso auf die Corona-Pandemie und den Russland-Krieg in der Ukraine verwiesen, die eine große Wirtschaftskrise zur Folge hatten und deren Auswirkungen sich erst ab jetzt richtig zeigen. Und das Ende der aktuellen Finanzkrise ist noch nicht absehbar - was auch andere Veranstalter und Organisatoren aktuell zu spüren bekommen.
NLS: Dicke Luft hinter den Kulissen
Völlig unverständlich ist allerdings, dass es nach Recherchen von Motorsport-Magazin.com hinter den Kulissen von VLN und NLS eine weitere große Krise gibt, an deren Ende laut Meinungen von Experten und Insidern sogar das mögliche Aus der über die Landesgrenzen hinaus beliebten Langstrecken-Rennserie am Nürburgring stehen könnte.
Die am Ende vergangenen Jahres vollzogene personelle Umstrukturierung mit einer neuen Führungsebene der VLN Sport GmbH & Co. KG ist in der NLS-Szene nicht unumstritten, denn die alte NLS-Führung mit Ralph-Gerald Schlüter, Michael Bork, Volker Strycek und Frank Taller, denen das Vertrauen der Gesellschafter entzogen wurde, ging nicht freiwillig. Nach Mike Jäger als neuem Geschäftsführer und Christian Vormann als Leiter Sport wurde auch der technische Part mit Wolf von Barby, Mario Hermani und Sebastian Schuricht neu besetzt.
Die Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring (ILN), die 2015 auf Initiative von Nürburgring-Urgestein Olaf Manthey gegründet wurde, begrüßte beim ersten Treffen der Beteiligten Mitte Januar dieses Jahres die Entscheidung mit der neuen Führungsmannschaft und sprach dabei von einem konstruktiven Austausch zwischen den Verantwortlichen der VLN-Bereiche Sport, Technik und Geschäftsführung sowie dem Vorstand der ILN.
"Die ILN ist die Vertretung vieler unterschiedlicher Interessen unserer Kunden und Teilnehmer in der NLS. Aus diesem Grund ist die Gemeinschaft für uns ein wichtiger Gesprächspartner und wir profitieren von der Expertise der ILN", erklärte Michel Pathe, Geschäftsführer der VLN VV GmbH & Co. KG. Der Austausch der beiden Parteien diene dabei vor allem dem "gegenseitigen Verständnis und eröffnet Allen neue Blickwinkel."
Den ersten Austausch, bei dem neben der VLN-Geschäftsführung auch deren Berater Karl Mauer anwesend war, bewerte der ILN-Vorsitzende Martin Rosorius sehr positiv. "Es war enorm wichtig, ihn so frühzeitig zu suchen. Man hat schnell gemerkt, dass die neuen leitenden Personen in der VLN motiviert sind, sich den Anregungen der ILN anzunehmen und Lösungen zu entwickeln. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit."
Wie die aktuell aussieht, wird die Zukunft zeigen. Jedenfalls hat die umstrittene Umstrukturierung angeblich bisher zumindest nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Demnach ist nach Informationen von Motorsport-Magazin.com und laut Beteiligter ein 'Riesenstreit' zwischen den Gesellschaftern, zu denen auch die veranstaltenden Ortsklubs gehören, sowie den VLN-Verantwortlichen entbrannt. Dabei soll es auch um Machtkämpfe gehen.
"Aktuell prüfen die Gesellschafter der VLN VV GmbH & Co. KG die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Nürburgring Langstrecken-Serie auf der Nordschleife. Hierzu werden Gespräche mit verschiedenen Stakeholdern, unter anderem auch mit dem Automobilverband AvD geführt", heißt es auf MSM-Nachfrage bei der VLN VV GmbH & Co. KG.
NLS: Abt-Debüt mit Lamborghini
Zurück zum Sportlichen: Neben den oben genannten Porsche-Teams und dem bei NLS-Fans sehr beliebten Manthey-Grello, hat sich in der "Königsklasse" SP9-GT3 noch weitere Prominenz für NLS1 angekündigt: Audi-Farben vertreten die Mannschaften von Car Collection und Phoenix mit drei R8 LMS, RMG (erneut mit den drei BMW-Junioren) und ROWE setzen drei BMW M4 GT3 und das Team HRT zwei Mercedes-AMG GT3 ein.
Mit Spannung wird auch das Comeback des Teams Abt Sportsline mit einem Lamborghini Huracan GT3 auf dem berühmten Eifelkurs erwartet. Diese Teams treten auch im Hinblick auf das 24h-Rennen Nürburgring Ende Mai mit Werksunterstützung an. Zudem bestreiten Frikadelli Racing und WTM by Rinaldi Racing die Europa-Premiere des neuen Ferrari 296 GT3.
Die Nordschleifen-Fans dürfen sich beim ersten Kräftemessen in diesem Jahr auch in sechs weiteren Klassen mit neun und mehr Startern auf enge und harte Positionskämpfe freuen. Für die Region rund um den Eifelkurs sagt der Wetterdienst für Samstag Temperaturen um 12 Grad und keinen Regen voraus.
diese NLS Nachricht