Livio Suppo will HRC Schritt für Schritt an neues Denken heran führen., Foto: Milagro
Livio Suppo will HRC Schritt für Schritt an neues Denken heran führen., Foto: Milagro

Das Sponsoring Bild in der MotoGP hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt, nicht erst seit der Wirtschaftskrise. Vorbei sind die Zeiten in denen die Tabakkonzerne ganz nebenbei ein MotoGP Team mit genug finanziellen Mitteln für laufende Saisonkosten und Fahrergehälter ausstatten konnten. Die Aufkleber werden weniger und in den kleineren Klassen der MotoGP geht man dazu über, dass fast jeder Fahrer einen eigenen 'Titelsponsor' hat, oder mehrere. Diesen Wandel hat auch Livio Suppo beobachtet, der Mann der es schaffte das kleine Ducati Team in den ersten Jahren auf sichere Sponsorenbeine zu stellen. Nun hat ihn HRC zu sich geholt, mit der Aufgabe, dass er suchen soll, wo man noch Gelder her bekommen könnte.

Suppo erklärt, dass die Teams verstärkt versuchen selber Geld zu 'erwirtschaften' und führt seinen Standpunkt am Beispiel Pramac Racing aus. "Sehen Sie sich Mr Campinoti an, er ist ein sehr cleverer Geschäftsmann. Er ist in der MotoGP und natürlich gibt er Geld aus, aber er schließt ebenso Geschäfte ab. In Katar und in Singapur, zum Beispiel", sagte Suppo auf Moto Matters. Pramac rüstet die benannten Strecken mit den Generatoren aus, die die Flutlichtanlagen betreiben. "Wir müssen das hier als Drehscheibe für Geschäfte verstehen. Das ist nicht so einfach, denn es ist eine andere Herangehensweise. Es war natürlich einfacher als noch die Tabakfirmen und großen Spanischen Konzerne die Teams sponsern wollten."

Zudem habe die Tabakwerbung die Firmen auch ein wenig zur 'Faulheit' verleitet, denn ein Aufkleber auf einer Prototyp-Maschine reicht nicht, um Raucher zu gewinnen, meint Suppo. Er sieht nicht, dass zukünftig wieder mehr Tabakfirmen in der MotoGP werben. Was man braucht um Sponsoren zu haben sind Leute mit viel Leidenschaft. Jüngstes Beispiel dafür wäre Antonio Banderas in der Moto2. Ein großer Name mit Leidenschaft für dem Motorradrennsport. "Das Leben wird so oft durch die richtige Leidenschaft bestimmt. Der frühere CEO von Telecom Italia hatte sie zum Beispiel, oder die Familie Benetton. Sie engagieren sich im Basketball weil Gilberto Benetton einst selbst Basketball gespielt hat. Genauso so etwas müssen wir finden, aber auch ein internationales Netzwerk zu haben ist sicher interessant. Es wäre sicher gut weiter mit Telekommunikation oder auch Werbefirmen zu arbeiten. Letztere wissen ja schon wie man verkauft, sie haben alle Informationen."

Die kommende Herausforderung bestehe also hauptsächlich darin diese Firmen und Personen aufzuspüren, welche die wirklich an die Sache glauben. Die Sponsoren selber seien aber nur ein Puzzlestück des Marketings. "Man will natürlich typische Aspekte der MotoGP nutzen: Jugend, Geschwindigkeit, Technik u.s.w. Man braucht Firmen, die das Sponsoring verstehen und die richtigen Leute dafür haben, die eben auch die Leidenschaft mitbringen, zu den Rennen kommen, Aktionen für die VIPs organisieren. Da ist TV-Werbung um einiges leichter!"

Keine Tradition

Die meisten Teams haben aber keine extra Marketing-Abteilung weshalb es einfacher wäre einen großen Sponsor zu haben, ohne dass man für bestimmte Rennen andere Aufkleber platziert oder die Namen variiert. Nur wenige haben den Dreh heraus, Lucio Cecchinello ist ein Beispiel. "Man konzentriert sich mehr auf die Technik, als auf das Marketing. Ich glaube McLaren, zum Beispiel, die haben eine große Marketingabteilung. Aber wir hier haben keine Tradition bei so etwas."

"Die Dorna macht bereits einen ganz guten Job, aber sie können nicht alles alleine übernehmen. Die Hersteller sollten der Dorna da mehr helfen und versuchen mehr auf internationaler Ebene zu erreichen. Die FIM, die Dorna, die Hersteller und Teams alle sollten mehr zusammen arbeiten."

Die MotoGP bräuchte auch mehr Fahrer aus anderen Ländern als Spanien und Italien. Zehn von 17 Fahrern in der Königsklasse kommen aus eben jenen, ein Sport wächst aber nur in Ländern, wo es auch Lokalhelden gibt, auch in der MotoGP wird das immer deutlicher, auch wenn man internationale Stars wie Valentino Rossi hat, die über jeder Nationalität stehen. "In Italien zum Beispiel haben wir jetzt jemanden der im Golf was bewegen kann und schon fangen die Zeitungen an darüber zu schreiben, vorher war da nichts. Aber man kann nicht darauf warten, dass von irgendwo her ein Valentino kommt."

"Wenn man mich fragt wie viele Fahrer in der MotoGP fahren sollten, 20 bis 22, denn es sollte immer etwas Besonderes sein. Sie muss vermitteln 'du hast verdammt viel Glück hier zu fahren', aber die Anzahl der vertretenen Nationen sollten wir schon erhöhen." Trotz der Exklusivität sieht Suppo aber nicht, dass die MotoGP ein 'reicher Männer Sport' wird, der Reiz sich einen Super-Ferrari zu kaufen sei höher, als eine Ducati oder Honda. Auch vom Internet als Plattform ist der Italiener noch nicht überzeugt, denn es gibt zu viele Möglichkeiten.

"Für die MotoGP ist das alles eine große Herausforderung, natürlich keine Einfache mit der wirtschaftlichen Lage. Es zwingt uns aber dazu kreativer zu werden und Business-to-Business zu nutzen, besonders eine Firma wie Honda. Sie ist so groß und hat unglaubliches Potential. Aber man kann nicht einfach bei Honda reinschneien und sagen 'Bam, wir ändern jetzt alles!' Schritt für Schritt aber, können wir Geschäfte aufbauen.