Barcelona war wieder typisch spanisch. Die Begeisterung der Fans hat gestimmt, die Tribünen waren voll und Dani Pedrosa fuhr ein typisches Pedrosa-Rennen. Diesmal hat er es sehr gut für sich erwischt. Schon zu Beginn konnte er sich absetzen und hat davon profitiert, dass mit Valentino Rossi der einzige, der ihn hätte angreifen können, auf Startplatz neun war. Er konnte nicht sofort den Anschluss herstellen und damit war das Rennen eigentlich recht schnell entschieden und danach eher langweilig.

Der Kampf um Platz zwei war dann zwar kurzzeitig ganz nett, doch es war abzusehen, dass es für Casey Stoner nicht reichen würde. Es sah die ganze Zeit so aus, als ob Valentino wartet, nicht wirklich ernst macht und auf die letzten Runden spekuliert, wie er das schon so oft gemacht hat. Bei Casey sah es aber wieder besser aus. Im Gegensatz zu den Problem-Rennen zuletzt schien alles wieder im Lot. Über die Distanz gibt es aber noch ein paar Probleme, da das Motorrad schwierig zu fahren ist. Da die anderen Teams so viel besser geworden sind und jetzt am Anfang mitfahren können, hat er jetzt eben nicht mehr den Vorteil, dass er sich so wie Pedrosa absetzen und dann am Ende einen kleinen Nachteil in Kauf nehmen kann.

Bei den Tests am Montag und Dienstag hat Ducati aber bei der Fahrwerks-Abstimmung große Fortschritte gemacht und es wird interessant, wie sich das bei den nächsten Rennen auswirkt. Der Test war auf jeden Fall ziemlich viel versprechend. Für Marco Melandri gab es zwar wieder nicht den Durchbruch, aber Casey hat wirklich einen großen Schritt gemacht und ist 1:42er-Zeiten am Fließband gefahren.

Jorge Lorenzo muss einen Mittelweg finden, Foto: Fiat Yamaha
Jorge Lorenzo muss einen Mittelweg finden, Foto: Fiat Yamaha

Jorge Lorenzo wurde während des Wochenendes diesmal von den Ärzten zwangsgebremst. Er war bislang immer mit sehr viel Risiko unterwegs und diesmal hat es ihn echt heftig abgeworfen. Wenn man in dieser Klasse ständig so aufdreht wie bei den 250ern, dann kann ein Sturz schnell einmal ganz anders enden und man ist vielleicht auch ein halbes Jahr außer Gefecht. Demnächst sollte er da vielleicht irgendwo den Mittelweg finden. Noch ist er einfach zu ungestüm - so ist er zwar schnell, liegt aber auch schnell auf dem Boden.

Die jungen Fahrer gehen dieses Jahr aber generell zünftig zur Sache. Das kann ich auch nachvollziehen, denn sie wollen etwas beweisen. Nach Barcelona hatte Rossi de Angelis und Simoncelli kritisiert, die zuletzt etwas wild gefahren sind und da muss man eben sehen, dass die kein Werksmaterial haben - Simoncelli fährt zwar im Gilera-Werksteam, hat aber nicht das volle Werksmaterial. Diese Fahrer wollen jetzt natürlich beweisen, dass sie es drauf haben und dass sie es durchaus auch verdient hätten, das gute Material zu bekommen. Dabei gehen sie manchmal vielleicht auch einen Schritt zu weit. Dass sich da allerdings gerade ein Rossi drüber aufregt, ist schon eigenartig. Wenn er es braucht, dann geht er schon auch ziemlich weit.

Die kleinen Klassen

Egal, was nach dem 250er-Rennen alles über Alvaro Bautista gesagt wurde, er hat sich in Barcelona schon einmal um mehr als 100 Prozent verbessert. Er kam ins Ziel und stand am Ende auch auf dem Podest. Er hat die Fehler minimiert, eigentlich nur einen gemacht, aber der hat genau gereicht, um das Rennen nicht zu gewinnen. Eigentlich war es schade, dass er hinten keine Augen im Kopf hat, denn sonst hätte er gesehen, dass Simoncelli nicht in der Position war, um anzugreifen. Das konnte er aber nicht wissen und hat versucht, die Tür zuzumachen.

An dem Ort war seine Schwachstelle, wo er mit einem Angriff rechnen musste und deswegen kann man es ihm nicht negativ anrechnen. Schon in den Runden zuvor war zu sehen, dass ihm dort das Vorderrad wegzuklappen drohte und Simoncelli hatte sicher schon geplant, dort in der letzten Runde anzugreifen. Deswegen musste Bautista zumachen, hat sich dabei verbremst und kann froh sein, dass er sitzen geblieben ist. Dabei ist er die Schlussrunde bis dahin fast perfekt gefahren - deswegen hatte er auch den Vorsprung.

Bei Piaggio sollte man aufpassen, dass aus Versehen nicht der Falsche Weltmeister wird, Foto: Kirn F.
Bei Piaggio sollte man aufpassen, dass aus Versehen nicht der Falsche Weltmeister wird, Foto: Kirn F.

Am Ende lief es aber wieder perfekt bei Simoncelli und Gilera wird sich nun zusammensetzen müssen - oder hat sich schon zusammengesetzt -, um zu beraten, ob man ihm jetzt nicht besseres Material gibt. Im Moment hat er einfach einen tollen Lauf und ist mittlerweile ein echter Kandidat auf den Titel. Schließlich darf man Kallio nicht außer Acht lassen. Er hatte jetzt zwar Pech, aber die Piaggio-Gruppe sollte aus ihrer Sicht vielleicht aufpassen, dass nicht am Ende aus Versehen KTM Weltmeister wird. Bei Bautistas Fehlerquote ist momentan zumindest nicht auszuschließen, dass er nicht mehr herankommt. Kallios Ausfall in Barcelona war ja ein technischer Defekt, also nicht sein Fehler und er bleibt brandgefährlich.

Weniger überzeugt bin ich mittlerweile leider wieder von Manuel Poggiali. Er hatte bereits ein paar gute Ergebnisse, doch mittlerweile scheint er wieder in seinen alten Trott zu verfallen. Ich weiß jetzt nicht, ob es genau das Burnout-Syndrom war, das er hatte, es war aber zumindest eine ähnliche Erscheinung. Zu Beginn des Jahres sah er noch entspannt aus, zeigt nun aber wieder die Verhaltensweise, den ganzen Tag nicht nach links und rechts zu schauen und nur Salat zu essen. Es scheint also wieder die alten Ausmaße anzunehmen und deswegen befürchte ich, dass er nicht wieder zur alten Form zurückfinden wird. Dabei sieht es so aus, als ob nur er alleine sich den Druck macht. Denn um ihn herum wissen ja alle, was er durchgemacht hat und da er nicht auf einer Werksmaschine sitzt, waren seine Ergebnisse eigentlich sehr gut.

In der 125er-Klasse war es aus deutscher Sicht einmal eines der glücklicheren Wochenenden. Stefan ist zwar wieder gut gefahren, er hat aber auch einige Plätze geschenkt bekommen. Man muss ein Rennen aber ins Ziel bringen und das haben die anderen nicht geschafft, deswegen ist dieser Platz vier genauso verdient wie jeder andere. Außerdem kann Stefan auch schnell einmal wieder Pech haben - so etwas gleicht sich im Laufe einer Saison normalerweise immer aus. Dem Kiefer Team muss ich aber noch einmal mein Kompliment aussprechen, denn wieder war das Motorrad absolut das schnellste.

Eine sehr saubere Leistung zeigte aber auch Pol Espargaro. Er ist das zweite Jahr dabei und hat bei seinem Heimrennen wirklich gut gekämpft. Besonders überrascht hat mich aber Mike di Meglio. Zuletzt hatte ich ja noch ein wenig daran gezweifelt, ob er konstant vorne sein könnte, aber er scheint das mittlerweile gelernt zu haben. Ich bin jetzt gespannt, wie lange er dieses Hoch wirklich halten kann. Sollte er es wirklich bis Saisonende durchhalten, hätte er mich dann voll überrascht, denn bislang hat er eher mit Berg- und Talfahrten geglänzt.

Bei Randy Krummenacher geht es vorwärts, Foto: Kirn F.
Bei Randy Krummenacher geht es vorwärts, Foto: Kirn F.

Bei Sandro Cortese fehlen bisher die guten Rennergebnisse. In den Trainings und Qualifyings zeigt er mittlerweile, dass er es kann, nur er muss es jetzt auch einmal im Rennen bringen. Dominique Aegerter ist derweil auf einem guten Weg und auch Randy Krummenacher wird schon langsam wieder besser. Er kämpft nun in jedem Rennen um Punkte und das war zu Saisonbeginn nicht unbedingt der Fall. Ich hoffe jetzt, dass der Trend bei ihm auch anhält. Wenn man sich die Resultate der anderen Fahrer ansieht, dann hat Randy aktuell sicher keinen leichten Stand bei KTM.

IDM

Vergangenen Donnerstag war ich mit Sebastian Kreuziger auf dem Sachsenring testen. Das war wichtig, weil er eine WM-Wildcard beantragt hat und kommende Woche auch die IDM auf dem Sachsenring fährt. Auf der Wildcard-Liste steht Sebastian unter den ersten Fünf, es könnte also gut sein, dass er dieses Jahr seinen ersten WM-Lauf bestreiten kann. Sebastian kam am Donnerstag gut zurecht und hat schon einmal eine gute Testzeit vorgelegt.

Außerdem konnte er Nutzen daraus ziehen, dass die Kiefer Mannschaft vor Ort war, mit seinem alten Kumpel Robin Lässer und auch Stefan Bradl. Robert Muresan war auch dabei und die drei haben gute Rundenzeiten vorgelegt. Bradl war der Schnellste und fuhr eine 1:27.1, was voriges Jahr nur knapp an der Pole vorbei gewesen wäre. Die IDM-Piloten, inklusive Sebastian, hat es natürlich motiviert, da nicht zu viel Zeit zu verlieren. Sebastian war dann nur rund 2,5 Sekunden langsamer und das ist eigentlich näher dran, als der Rhythmus der IDM normalerweise von der WM weg ist.