Es war eine schöne Erfahrung, in Jerez wieder im Fahrerlager zu sein. In den vergangenen beiden Jahren war ich nur eher sporadisch bei den Rennen, aber dank meiner neuen Aufgabe bei Bridgestone bin ich nun wieder mittendrin. Ein paar Sachen haben sich geändert, die nicht unbedingt allen gefallen. Die Fahrerlager sind mittlerweile ja getrennt und das hat einigen doch etwas sauer aufgestoßen. Im Prinzip ist es aber immer noch dasselbe und mir hat es viel Spaß gemacht.

Der Titel meiner Aufgabe nennt sich Service-Ingenieur und ich bin für die D'Antin-Mannschaft mit Elias und Guintoli zuständig. Das bedeutet, ich habe nicht unbedingt die einfachste Aufgabe bekommen. Allzu viel darf ich aufgrund der sensiblen Dinge, mit denen ich mich beschäftige, natürlich nicht erzählen. Was ich aber sagen kann, ist, dass die beiden Fahrer im Moment noch damit beschäftigt sind, sich das Potential der Ducati zunutze zu machen. Sie haben Vorjahres-Motorräder, wie sie Casey Stoner verwendet hat und die sind gut. Auch die Reifen haben in Jerez ganz gut funktioniert, da gab es keine größeren Probleme wie beispielsweise in Doha, wo es sehr kalt war.

Dani Pedrosas Leistung war schon sehr beeindruckend. Man sieht, dass dieses Jahr das Feld noch enger zusammengerückt ist. Honda hatte voriges Jahr viele Probleme und sie haben damals eigentlich eine halbe Saison verschenkt. In diesem Jahr sind sie aber von Anfang an dabei, auch wenn es bei den Tests noch etwas schlechter ausgesehen hatte. Nach ein paar Änderungen sind sie mittlerweile wirklich bei der Musik. Man muss Pedrosa aber recht geben, nachdem er ein wenig geätzt hatte, wo denn die Entwicklung hingehen soll, wenn sich Hayden um die Maschine kümmert.

Nicky Hayden ist bei Repsol Honda ein einsamer Amerikaner, Foto: Honda
Nicky Hayden ist bei Repsol Honda ein einsamer Amerikaner, Foto: Honda

Es sieht jetzt so aus, dass Pedrosa bei den drei Einsätzen, die er hatte, mehr an der Maschine weiterbringen konnte als Nicky Hayden über den ganzen Winter. In den vergangenen eineinhalb Monaten ist die Maschine wirklich viel besser geworden - auch für Hayden. Natürlich muss man dabei berücksichtigen, dass die Honda wohl ohnehin eher für Dani ausgelegt wurde. Immerhin gibt es da einen riesigen spanischen Sponsor, der auf der Maschine zu sehen ist und der drückt das Team schon in seine Wunschrichtung. Aus den USA kommt außer Hayden im Honda Team sonst nichts. Da hat Nicky schon einen schweren Stand. Beim Testen ist es aber schon so, dass wenn nur ein Fahrer da ist, die Maschine nach seinen Wünschen entwickelt wird. Wenn Hayden also sagt, er braucht beim Fahrwerk oder dem Motor-Management etwas Anderes, dann wird das schon auch gemacht.

Stark zurückgemeldet hat sich Valentino Rossi. Es gibt mittlerweile ja einige Stimmen, die meinen, seine Zeit wäre vorbei, doch dort klingt auch eher der Neid durch. Denn Rossi ist immer noch einer derjenigen, die am professionellsten arbeiten. Es wird gerne so dargestellt, als ob er der Sunnyboy wäre, der nach dem Training mit der Sonnenbrille durchs Fahrerlager streift und sich in der Box nicht mehr sehen lässt. Tatsächlich ist er aber immer am längsten in der Box, arbeitet am akribischsten, trifft die besten Aussagen und das hat ihm jetzt auch wieder geholfen. Er ist bei Yamaha mit Bridgestone-Reifen ganz alleine und hat es mit ein paar Wintertests geschafft, im zweiten Rennen bereits auf dem Podest zu sein. Ich bezweifle, dass das viele Fahrer außer ihm noch geschafft hätten. In den nächsten Rennen wird er sicher noch stärker und ich denke, die sieglose Zeit ist bald vorbei.

Was die Rookies bislang zeigen, ist jedoch absolut beeindruckend. Andrea Dovizioso hat es in Jerez jetzt etwas schwerer gehabt, war am Rennende aber auch wieder in der zweiten Gruppe dabei. Er kämpfte um Platz fünf mit und für einen Rookie ist das eigentlich ein Wahnsinn. Es ist kaum zu glauben, wie schnell es geht, dass die Jungen so konkurrenzfähig sind.

Bestes Beispiel dafür ist natürlich Jorge Lorenzo. Da war nicht nur seine besonders schnelle Runde im Qualifying. Denn in den freien Trainings hat er eine Konstanz gezeigt, die sonst keiner erreicht hat. Es ist allen das Gesicht eingeschlafen, als er konstant 1:40er-Zeiten fahren konnte. Wenn Lorenzo aus der Box gegangen ist, dann war eine 1:40 vorprogrammiert, die anderen haben sich zu diesen Zeiten echt hingequält. Zwar hat es im Rennen dann nicht ganz so funktioniert, aber über die Platzierung wird er nicht allzu traurig gewesen sein. Es hat ihn höchstens gewurmt, dass sein Landsmann vor ihm war, der ihn auch nicht mehr grüßt. Das wird er demnächst wieder richtig stellen wollen und zeigen, wer die Nummer 1 in Spanien ist.

Suzuki und Kawasaki prophezeit Steve Jenkner unterschiedliche Entwicklungen, Foto: Suzuki
Suzuki und Kawasaki prophezeit Steve Jenkner unterschiedliche Entwicklungen, Foto: Suzuki

Etwas besser haben sich Suzuki und Kawasaki präsentiert. Für Kawasaki erwarte ich es aber schwer, dass sie noch weiter nach vorne kommen. Schon in den vergangenen Jahren war zu sehen, dass aufgrund der Entwicklungsweise dort über die Saison nicht viel verbessert wurde. Wenn die Maschine gut war, lief es gut, aber so richtig große Schritte in der Saison habe ich eigentlich noch nie gesehen. Von den Entwicklerfähigkeiten der Fahrer bin ich auch nicht so überzeugt.

Bei Suzuki sehe ich es eher anders herum. Dort sieht man, was der alte Hase Capirossi schon bewirkt und zeigt. Er bringt auch die Erfahrung mit, um das Motorrad konkurrenzfähig zu machen. Er weiß, was gefehlt hat oder was gegenüber der Ducati fehlt und hat schon viele gute Motorräder gefahren; angefangen bei Honda, über Ducati, Aprilia und so weiter. Wenn Suzuki auf ihn eingeht ist es nur eine Frage der Zeit, bis er sich das Motorrad so zurechtschnürt, bis er vorne mit auf dem Podest steht.

Woran es bei Ducati genau gelegen hat, dass es so schief gelaufen ist, war nur schwer abzuschätzen. Sicher war es eines der schwierigeren Wochenenden, aber Casey Stoner schien auch nicht so hundertprozentig konzentriert zu sein. Er hat diesmal so viele Fehler gemacht wie das ganze vorige Jahr nicht. Er wurde etwas unsicher, schien wenig Vertrauen in den Vorderreifen zu haben und dann kamen die Ausritte. Der erste war sicher unnötig, der zweite war mit etwas Pech verbunden. Nach meiner Meinung könnte es aber auch so gewesen sein, dass er zum ersten Mal realisiert hat, dass er jetzt so richtig der Gejagte ist. Es wird wohl nicht so spurlos an ihm vorübergegangen sein, dass nun alles auf ihn schaut, er die Nummer 1 ist und mit dem Sieg in der Hinterhand nach Europa kam. Er scheint seine Ruhe aber wieder gefunden zu haben, denn beim Testen am Montag war er bereits wieder unglaublich schnell. Ich denke, beim nächsten Rennen werden wir wieder den alten Casey sehen.

Spannend wird in Estoril, wie sehr sich die Tech 3 Mannschaft mit dem neuen Yamaha-Motor steigern kann. Sie mussten jetzt im Rennen immer Leistung wegnehmen, da der alte Motor zu viel Benzin verbraucht. Was sie bislang im Training gezeigt haben war aber schon sehr gut und eigentlich über den Erwartungen. James Toseland überrascht ohnehin alle, da viele meinten, dass es schwer werden würde, von den Superbikes umzusteigen. Er macht aber einen wirklich guten Job. Das Paket ist aber auch um einiges besser als voriges Jahr. Auch Colin Edwards kann nun erkennen, dass das Paket reicht, um auf das Podest zu kommen, wenn es gut läuft. Sogar ein Sieg könnte drin sein und das gibt ihm in seinem Alter sicher auch mehr Motivation, als wenn er nur irgendwo im Mittelfeld herumfahren hätte können.

Die kleinen Klassen

In der 125er-Klasse war die deutschsprachige Ausfallsquote in Jerez leider sehr hoch. Mit Randy Krummenacher hatte ich am Donnerstagabend im Fahrerlager sogar noch gesprochen und da schien er fit wie immer zu sein. Er verlor auch kein Wort zu seinem Sturz oder Schmerzen. Am Freitag war er dann nicht in der Trainingsliste und da haben wir uns schon gewundert. Die Verletzung und die Notoperation waren für ihn natürlich eine schlimme Sache, weil er jetzt wohl doch einige Zeit ausfallen wird.

Am Donnerstagabend war Randy Krummenacher nichts anzumerken, Foto: Kirn F.
Am Donnerstagabend war Randy Krummenacher nichts anzumerken, Foto: Kirn F.

Mit inneren Verletzungen muss man vorsichtig sein. Einen Knochenbruch kann man noch gut selber fühlen, aber dass Randy mit den inneren Verletzungen noch so umherspaziert ist, zeigt, dass man das nicht so unter Kontrolle hat. Da sollte man also nichts riskieren. Dass sich Robin Lässer während des Wochenendes und Tobias Siegert sich sogar davor verletzten, war natürlich auch äußerst schade. Ich kann allen nur gute Besserung wünschen.

Für das Positive sorgte dafür wieder Stefan Bradl. Der hatte in Jerez ja eine große Mission, da er allen beweisen musste, dass Katar keine Eintagsfliege war. Denn wenn man einmal gut fährt, dann gibt es in Deutschland drei, die dir auf die Schulter klopfen und noch rund 15 Kritiker dazu. Die meinen dann, es war Zufall oder sonst irgendein Glück. Das wollte Stefan gleich von Anfang an gerade rücken und es ist ihm sehr gut gelungen. Er war wieder vorne dabei, kämpfte bis zum Schluss um das Podest und mehr kann man einfach nicht erwarten. Er bringt momentan wirklich Spitzenleistungen.

Neben Bradl konnte aber auch Dominique Aegerter einen wirklich guten Auftritt hinlegen. Er war mir schon das ganze Wochenende positiv aufgefallen. In der Ajo Mannschaft scheint er wirklich aufzublühen und im Moment sieht das richtig gut aus. Am Ende lag er sogar vor seinem Teamkollegen Mike di Meglio, der schon Rennen gewonnen hat.

Ein richtig schlechtes Wochenende in 125er und 250er erwischte dafür die Aspar-Mannschaft. Die Truppe war in den vergangenen Jahren vom Erfolg verwöhnt. Beinahe bei jedem Rennen stand ein Fahrer auf dem Podest und oft sogar zwei oder drei. Jetzt haben sie dafür ein wirklich schwarzes Wochenende gehabt. Zur 125er muss man da aber noch sagen, dass es im Feld nun zwar viele RSA-Motorräder gibt, also offizielle Werksmaschinen. Die Meisten haben da aber das 2007er-Modell mit Neuerungen für 2008. Lediglich Gabor Talmacsi, Sergio Gadea und Simone Corsi haben eine reine 2008er-Maschine und da scheinen sich wieder Kinderkrankheiten einzustellen wie bei Pasini im Vorjahr. Bei den älteren Maschinen sind die dafür behoben. Ich hoffe, Gabor braucht nicht so viel Ausdauer wie Pasini im Vorjahr. Bislang ist er noch recht ruhig geblieben, wenn man bedenkt, dass er ohne Probleme zwei Mal hätte gewinnen können. Ich habe ihn da auch anders in Erinnerung.

Yuki Takahashi war der Podestplatz zu gönnen, Foto: Honda
Yuki Takahashi war der Podestplatz zu gönnen, Foto: Honda

Alvaro Bautista und Marco Simoncelli sind nach ihrem Sturz beim 250er-Rennen auch ruhig geblieben. Von ihrem Verhalten schien gleich klar, dass da etwas Ungewöhnliches passiert ist. Besondere Hochachtung habe ich aber vor der Leistung von Simoncelli. Er ist einer der größten Piloten im Fahrerlager und da kommen normalerweise gleich die Ausreden, man sei zu groß und könne mit der Maschine nicht umgehen. Er zeigt aber, dass man auch tolle Leistungen zeigen kann, wenn man eigentlich gar nicht auf die Maschine drauf passt.

Nach meiner Meinung hing er aber das ganze Rennen etwas zu dicht an Bautista dran. Ich habe eigentlich ständig damit gerechnet, dass etwas passiert. Bei dem Überholvorgang auf Start-Ziel war es ja schon knapp als sich Bautista in die falsche Richtung umdrehte. Er schaute nach links und Marco fuhr rechts vorbei. Beim Sturz hat sich dann jeder gedacht, jetzt hat er ihn doch noch abgeräumt, aber es hat sich dann zum Glück schnell aufgeklärt. Es war auf jeden Fall von beiden ein tolles Rennen, da sie um einiges schneller waren als der Rest des Feldes. Schade, dass es dann so ausgegangen ist. Marco hätte ich es gegönnt.

Den Dreien auf dem Podest, muss man ihren Erfolg aber auch gönnen, vor allem Yuki Takahashi. An anderen Wochenenden hat er Pech und man kann auch nicht sagen, er hätte jetzt nur Glück gehabt. Er war da und an der richtigen Stelle und fertig. Außerdem war es wieder ein schön gemischtes Podium, mit gemischten Nationalitäten und Motorradmarken. Das ist ja auch nicht mehr ganz selbstverständlich.