Das MotoGP-Rennen in Malaysia sah im Ziel vielleicht ein wenig knapper aus, als es auf der Strecke eigentlich war. Es schien eines jener Rennen in diesem Jahr zu sein, bei dem Casey Stoner nicht alles riskieren musste. Für mich sah es so aus, als ob er jederzeit schneller gekonnt hätte. In Malaysia ist es für die Fahrer schwierig, sich ihre Kondition für das ganze Rennen einzuteilen. Für Stoner war es natürlich wesentlich einfacher, weil er ab und zu ein bisschen rausnehmen konnte und das hat er voll ausgenutzt. Er hat einfach das gegeben, was er geben musste, um zu gewinnen.

Auf Reifenseite sah es diesmal ausgeglichener aus und man konnte Bridgestone keinen Vorteil unterstellen. Zudem muss einmal gesagt werden: wenn man sich die Liste in der MotoGP ansieht, da sind nur mehr zwei Top Teams auf Michelin unterwegs. Man kann also nicht sagen, dass es nur am Reifen liegt, sondern es ist auch von der Motorradmarke abhängig. Ich begrüße auch sehr, dass mittlerweile der Einheitsreifen für kommendes Jahr wieder zurückgezogen wurde. Denn sonst könnte man wirklich bald einen Markencup veranstalten, in dem jeder den gleichen Helm auf hat und auch das gleiche Motorrad sowie die gleichen Reifen fährt. Meiner Meinung nach ist das überhaupt nicht der Sinn einer Weltmeisterschaft.

Was Valentino Rossi mit seinem Wechsel auf Bridgestone bezweckt, erschließt sich mir aber nicht ganz. Zunächst finde ich es schwach, dass er wegen einer schlechten Saison Michelin den Rücken kehrt. Er hatte viele Jahre sehr viel Erfolg auf dem Reifen und wenn es einmal nicht ganz läuft, will er gleich weg. Ich sehe zwei mögliche Gründe dafür. Einerseits hat er vielleicht bereits viel Input an Michelin gegeben und es wird einfach nicht in seinem Sinne gearbeitet. Dadurch hat er möglicherweise sein Vertrauen verloren. Der andere Grund könnte Datentransfer unter den Markenkollegen sein. Im kommenden Jahr bekommt Rossi einen Teamkollegen, der wohl etwas stärker sein wird als Colin Edwards und sich nicht zur Nummer zwei im Team machen lassen wird. Deswegen könnte man im Umkehrschluss fragen, wie viel will Rossi von seinen Daten an Jorge Lorenzo geben? Denn mit den anderen Reifen kann Lorenzo mit Rossis Daten nur wenig bei der Abstimmung anfangen.

Das Team Roberts könnte noch interessant werden, Foto: Honda
Das Team Roberts könnte noch interessant werden, Foto: Honda

Auf dem Fahrermarkt hat sich auch etwas getan. Denn mit Shinya Nakano steht nun der zweite Fahrer bei Gresini fest. Dabei hat sich meiner Meinung nach gezeigt, dass die Sponsoreninteressen in der MotoGP bei der Auswahl der Fahrer eine sehr sehr große Rolle spielen und die fahrerische Leistung oft nur an zweiter Stelle kommt. Toni Elias wird dadurch im kommenden Jahr bei D'Antin fahren. Es könnte aber noch ein weiteres, interessantes Team geben. Denn wenn die Pläne des Team Roberts mit Ducati aufgehen, dann könnte sich dort etwas Interessantes entwickeln. Sollte die Mannschaft die Sponsorgelder zusammenbekommen, wäre das gut für den ganzen Sport, denn mehr Dichte hat selten geschadet. In diesem Jahr trug das Team Roberts leider nur wenig zur Show bei.

250er: Ein würdiger Weltmeister

Jorge Lorenzo muss man wirklich gratulieren. Er hat bewiesen, dass das Vorjahr keine Eintagsfliege war. Er hat gleich noch einen Titel hinterher gesetzt, was nur wenigen gelingt. Man könnte natürlich sagen, dass die KTM am Anfang des Jahres nicht schlagkräftig genug waren und die Honda es erst wieder geworden ist, aber Lorenzo hatte auch den Rest des Aprilia-Lagers klar im Griff. Damit hat er auch den Titel verdient gewonnen.

Viel Pech hatte natürlich Andrea Dovizioso, der von der fahrerischen Klasse sicher auf einer Ebene mit Lorenzo steht. Malaysia war wieder ein perfektes Beispiel dafür, dass er in diesem Jahr einfach kein Glück hat. Er konnte sicher nicht so viele Pokale mit nachhause nehmen, wie er es eigentlich verdient hätte, das schmälert aber seine Leistung nicht. Außerdem hat jeder gesehen, dass es nicht an ihm sondern am Material lag. Ich bin mir sicher, er wird das in der Zukunft nachholen - Casey Stoner war bei den 250ern auch "nur" Vize-Weltmeister.

Durch den Weggang der Spitzenfahrer wird die 250er aber sicher nicht langweilig. Mika Kallio ist in diesem Jahr immer stärker geworden, Alvaro Bautista und Thomas Lüthi haben sich auch gut etabliert, es wird also auch im kommenden Jahr einiges an Spannung geben. Es wird spannend bleiben und mit den jungen Fahrern sicher ein gutes Paket.

125er: Spannendes Finale

Gabor Talmacsi hat die Trümpfe in der Hand, Foto: Team Aspar
Gabor Talmacsi hat die Trümpfe in der Hand, Foto: Team Aspar

Es sieht so aus, als ob ein Ungar in der spanischen Höhle des Löwen den Titel holen kann. Gabor Talmacsi kann Hector Faubel beschatten und ihm hinterher fahren. Das ist sicher auch nicht einfach und bis dahin wird er wohl ein paar schlaflose Nächte haben, aber es ist in jedem Fall eine komfortablere Situation, als mit nur einem Punkt Vorsprung dorthin zu kommen. Für Gabor läuft die Sache also ganz gut. Sicher darf man sich aber nie sein, wie man im Vorjahr bei Rossi in Valencia gesehen hat. Mit seiner Erfahrung sollte Talmacsi den Vorsprung aber durchbringen können.

Pech hatte Sandro Cortese in Malaysia. Er hat bislang eine schöne Saison gezeigt und das Rennen hätte ein Highlight werden können - bis kurz vor dem Ziel war es das auch. Aber so ein Podestplatz hätte vor Saisonende noch einmal einen ordentlichen Schub gebracht. Ich bin mir sicher, in Valencia wird er noch einmal daran arbeiten, dass es dort klappt. Dass er in der Situation in Sepang zu Sturz kam, würde ich nicht als negativ bewerten. Jeder erwartet, dass die Jungen rein halten und wenn er zurückgesteckt hätte, dann hätte das auch niemand gut gefunden. Das ist einfach das Risiko, das dazugehört.

EM: Gute Leistung von Sebastian Kreuziger

Wir waren mit dem RZT-Team am vergangenen Wochenende in Cartagena und mir kam es vor, als ob die Europameisterschaft jedes Jahr schlechter organisiert wird. Dennoch gab es ein schönes Starterfeld mit über 30 Startern in der 125er-Klasse. Das Rennen war denkbar schwierig, weil es am Start zu regnen begann und es wurde einfach gestartet, obwohl alle mit Slicks in der Staraufstellung standen - so viel zur Organisation. In den ersten Runden war die Strecke eher nass als trocken und deswegen hatte es auch viel mit Glück zu tun, da durchzukommen.

Sebastian hat sich aber gut geschlagen und lag kurz nach Beginn sogar auf Platz fünf. Durch einen Fehler fiel er danach leider auf den 15. Rang zurück, konnte aber das Motorrad unter Kontrolle halten und kam wieder nach vorne. Er zeigte ein paar schöne Manöver und fuhr wieder auf zehn nach vorne. Genau das hat Sebastian auch gebraucht: vor dem Winter noch ein gutes Ergebnis, um für das nächste Jahr Selbstvertrauen zu tanken. In Valencia wird er noch bei der spanischen Meisterschaft mitfahren, die nach dem Grand Prix dort stattfindet. Da dort rund 90 Fahrer am Start sind, ist schon die Qualifikation eine große Hürde. Wir sind aber guter Dinge.