Glückwunsch an Casey Stoner. Er hat eine perfekte Saison abgeliefert. Mit seinem Paket aus Ducati und Bridgestone, sowie seiner tadellosen Leistung hat er den Rest des Feldes teilweise deklassiert. Das war wirklich eine klasse Leistung Es wird sich nun zeigen, ob es im nächsten Jahr in der Tonart weitergeht. Denn die anderen Teams werden sicher nicht stillstehen, sondern bereits eifrig daran arbeiten, die Lücke zu Casey und Ducati wieder zu schließen. Ducati wird sich aber keinesfalls auf den verdienten Loorbeeren ausruhen.

Was Valentino Rossi sicher am meisten wurmt, ist, dass er nicht mehr den Status hat, unbesiegbar zu sein. Das begann schon voriges Jahr und in diesem Jahr hat es sich fortgesetzt. Durch die ganzen jungen Fahrer, die gekommen sind, nicht nur Stoner, sondern auch Pedrosa oder Hopkins, ist irgendwie das Gefühl verloren gegangen, dass die Gegner zwei Mal überlegen einen Rossi anzugreifen. Nächstes Jahr wird Valentino seinen Vertrag erfüllen und er will auch sicher als Weltmeister abtreten, wenn er vom Motorradfahren einmal genug hat. Aber leichter wird es in den kommenden Jahren wohl nicht werden.

Wie lange Valentino noch weitermacht, wird meiner Meinung nach das nächste Jahr zeigen. Denn es war wohl nicht nur die Schuld von Yamaha, dass es in diesem Jahr nicht gereicht hat. Ich will da aber vorsichtig sein. Es waren ein paar Fehler zu sehen, die einfach dazukommen, wenn es nicht gut läuft, die man aber vorher von einem Valentino Rossi so auch nicht erlebt hat. Gerade Motegi war ein Beispiel dafür, an dem man gesehen hat, dass er mit den Slicks rausgefahren ist und etwas nervös war. Er hat daran gezweifelt, dass am Motorrad alles richtig war, kam an die Box, fuhr wieder raus und hat es in der Kurve wieder übertrieben. Das Gefühl, dass mit der Maschine etwas nicht stimmt, hatte jeder schon einmal, besonders wenn man mit Slicks im Halbnassen unterwegs ist. Aber bei ihm hat man das noch nie so gesehen. Deswegen würde ich abwarten, wie er sich nächstes Jahr fühlt. Ob er frisch und fit genug ist, um weiter 100% Motivation zu schöpfen.

Die Reifen konnten nach dem Wechsel nicht sofort funktionieren, Foto: Fiat Yamaha
Die Reifen konnten nach dem Wechsel nicht sofort funktionieren, Foto: Fiat Yamaha

Was das Thema der zu kalten Reifen betrifft, so war Rossi ja einer der Letzten, die überhaupt gewechselt haben. Dazu lässt sich nur sagen: bei den Bedingungen funktionieren die Slicks halt nicht vernünftig und da ist es immer eine Frage, wie ruhig und konzentriert man an die Sache herangehen kann. Er hatte die Situation schon fünf Runden vorher verkannt und mit dem Wechsel zunächst einmal viel zu lange gewartet. Mit ein bisschen Hektik lässt es sich dann leicht sagen, die Reifen waren zu kalt. In Wirklichkeit bräuchte man eine Runde mehr Zeit, um sie warm zu fahren. Die Anderen haben das getan, denn die sind nicht rausgefahren und haben gleich super Zeiten vorgelegt. Ich denke, dass sind kleine Fehler, die sich einschleichen, wenn es nicht gut läuft. Danach wird dann nach einem Schuldigen gefahndet, der meiner Meinung nach aber nicht existiert.

Super gelaufen ist es für Loris Capirossi. Die Erfahrung, die er über die Jahre gesammelt hat und auch die Abgeklärtheit haben sich ausgezahlt. Er hatte diesmal aber auch nichts zu verlieren. Casey, Valentino und auch Dani mussten eher abwarten und sehen, was die Gegner so machen. Loris hatte gar nichts zu verlieren und entschied sich, schnell zu wechseln. Er hat früh gemerkt, dass es trockener wird, die richtige Entscheidung getroffen und verdient gewonnen. Das war ein Lehrbeispiel für einen kühlen Kopf während des Rennens. Da die Kommunikation bei den Motorrädern im Vergleich zu Autorennen nur sehr schlecht funktioniert - es gibt ja keinen Boxenfunk - konnten die anderen auch nur recht schwer darauf reagieren. Über das Pitboard lässt sich schwer kommunizieren, dass ein anderer Fahrer schon gewechselt hat und schnell ist. Außerdem hat man im Kampf gegen die anderen nicht viel Zeit, darauf zu achten. Noch dazu wenn es regnet und das Visier ein wenig beschlagen ist.

Es war aber allgemein ein verrücktes Rennen. Mit der Regel, dass die Maschinen gewechselt werden, ist es immer ein bisschen ein Pokerspiel und außerdem weiß man nie, wie sich die Bedingungen entwickeln werden. Man kann ein Motorrad nie perfekt auf solche Situationen vorbereiten. Ein Motorrad, das für drei trockene Stellen passt, passt dann für eine ganz trockene Runde nicht mehr. Es war aber schön, dass Randy de Puniet einmal durchgekommen ist und mit der Kawasaki einen Podiumsplatz geholt hat. Das darf man aber nicht überbewerten.

250er und 125er

In der 250er-Klasse hat man einmal mehr gesehen, dass die Aprilia im Nassen ein problematisches Motorrad ist. Wie man im Trockenen sieht, hat die Maschine sehr viel Leistung, das macht es aber nicht einfacher, damit im Nassen umzugehen. Mika Kallio hat verdient gewonnen - egal, ob es geregnet hat oder nicht. Er zeigt auch, dass die KTM besser geht, als man das bei anderen Fahrern am Ergebnis ablesen kann und er macht im Moment den Unterschied auf dem Motorrad. Ich denke, Mika ist einer der Kandidaten für den Titel im nächsten Jahr.

Andrea Dovizioso hätte eine Chance auf den Titel verdient, Foto: Honda
Andrea Dovizioso hätte eine Chance auf den Titel verdient, Foto: Honda

Andrea Dovizioso hat wiederum das Beste aus der Situation gemacht. Aber auch nach Jorge Lorenzos elftem Rang beträgt sein Vorsprung immer noch 36 Punkte. Sollte es nicht noch einmal solche Bedingungen bei den nächsten Rennen geben, dann dürfte die WM trotzdem recht eindeutig für Lorenzo ausgehen. Es ist aber gut, dass es zumindest ein bisschen enger zusammenrückt und Dovizioso noch eine theoretische Chance hat. Denn er hätte sie wirklich verdient, weil er schon das zweite Jahr mit einem unterlegenen Motorrad unterwegs ist. Ich hoffe, dass sich Honda im kommenden Jahr nicht die Blöße geben wird, einen Fahrer in der MotoGP auf zweitklassiges Material zu setzen, der zwei Jahre in der 250er-Klasse die Kastanien aus dem Feuer geholt hat. Wenn er gleichwertiges Material hat, dann glaube ich, ist er gleichstark oder vielleicht sogar stärker als Pedrosa.

In der 125er-Klasse hat Mattia Pasini gezeigt, dass er in diesem Jahr eigentlich der stärkste Fahrer im Feld ist - auch wenn die WM-Tabelle etwas Anderes aussagt. Er hat in Motegi aber auch davon profitiert, dass Gabor Talmacsi gesehen hat, dass er ohne Probleme vor Faubel bleiben kann, aber nicht ohne Probleme an Pasini vorbeikommen würde. Gabor hat dann einen Gang rausgenommen und auf die Tabelle geschaut. Pasini ist nun bereits Vierter in der WM und das mit sechs Ausfällen. Das zeigt, wie stark er eigentlich unterwegs ist, wenn die Maschine hält und die Teamchefs werden das schon bemerkt haben.

Vom Regen profitieren konnten Michael Ranseder und Dominique Aegerter, die auf ihrer Maschine geblieben sind und dadurch gute Ergebnisse mitnehmen konnten. Ich bin in Motegi auch schon mehrere Runden im Nassen gefahren und das ist vor allem in den kleinen Klassen nicht einfach. Man muss die Kurvengeschwindigkeit mitnehmen, weil man sonst zu viel Zeit verliert. In der MotoGP ist das etwas besser zu handhaben, weil man mehr Motorleistung hat. Das hat sich in der 125er an den vielen Stürzen widergespiegelt. Es ist immer schwer, das richtige Mittelmaß zu finden: man will etwas zeigen, ist aber schnell über dem Limit. Durch eine überlegte Fahrt konnten Ranseder - mit gebrochenem Knochen - und Aegerter aber ein schönes Ergebnis mitnehmen. Das dürfte den Beiden für die kommenden Rennen noch Selbstvertrauen gegeben haben.