Der Freitag in Misano war zwar etwas verrückt und hat den Teams und den Fahrern einiges an wichtiger Trainingszeit auf der neuen Strecke gekostet, aber die Kraftverhältnisse waren eigentlich beim Alten. Bridgestone war wieder stark - fairerweise muss man aber dazusagen, dass die besten Michelin-Fahrer vorzeitig aus dem Rennen waren. Suzuki ist weiter im Kommen. Bislang war immer nur einer der beiden Fahrer vorne, diesmal haben es beide geschafft, was zeigt, dass das Motorrad wirklich besser und besser wird. Ich weiß jetzt nur nicht, ob es John Hopkins im Moment sehr freut, dass er im kommenden Jahr das Team verlässt.

Die Kawasaki ist gewiss nicht schlecht, aber die Suzuki einfach noch besser. Hopkins hat sicher auch einiges an Arbeit investiert, dass die Maschine so weit kommt. Da ist es nun natürlich schon hart, wenn man das hinter sich lässt. Die Kawasaki kann man aber auch dorthin bringen. Mit dem Wissen, das er von Suzuki mitbringt, kann Hopkins bei Kawasaki etwas bewegen. Er weiß, was über die letzten Jahre und auch in diesem Jahr an der Suzuki verbessert worden ist und kann den Ingenieuren eine Richtung vorgeben.

Yamahas Risiko mit dem neuen Motor war meiner Meinung nach gerechtfertigt. Dass der Ausfall auch mit dem alten hätte passieren können, hätte ich im Nachhinein wohl auch gesagt. Der WM-Zug war eigentlich schon vor Misano abgefahren und man musste einfach riskieren und schauen, dass man Ducati und Stoner wieder ein Stück näher kommt. Rossis Ausfall war für die Fans und für ihn natürlich schade. Ich glaube er und auch die Repsol-Fahrer hätten schon ein Wörtchen um das Podest mitreden können. Stoner hätten sie aber auch diesmal nicht gepackt.

Alex Hofmann bot eine gute Leistung, Foto: Natenco
Alex Hofmann bot eine gute Leistung, Foto: Natenco

Alex Hofmann bot ein gutes Rennen, wenn man seine Verletzung bedenkt. Für ihn war es ohnehin ganz wichtig, wieder zu fahren und sich zurück ins Gespräch zu bringen. Ich würde sagen, das hat er ganz gut gemacht. Er hatte zwar zu Beginn ein paar Probleme, aber aus Erfahrung lässt sich sagen, dass es mit jedem Tag besser wird. Am Anfang hatte er wahrscheinlich noch Schwierigkeiten mit der Beweglichkeit. Abends hat man da noch Schmerzen, aber am folgenden Tag wird es meistens etwas besser. Alex hat das Beste aus der Situation gemacht und die Ausfälle im Rennen haben ihm dann auch noch zu einer passablen Platzierung geholfen.

Bei Kawasaki hat man für das kommende Jahr mit der Fahrerpaarung die logische Entscheidung getroffen. Anthony West hat in den wenigen Rennen, die er gefahren ist, beinahe so viele Punkte geholt wie Randy de Puniet das ganze Jahr. West bringt es im Rennen einfach besser rüber. Im Qualifying ist er zwar noch nicht so konstant, aber er kennt auch die Maschine und die Qualifyier noch nicht so gut. Im Rennen ist er aber um einiges besser und vor allem konstanter als de Puniet. Wenn er noch mehr Erfahrung sammelt und sich auch auf das Qualifying besser einschießt, dann kann man West in Zukunft noch mehr zutrauen.

250er und 125er

Auch bei den 250ern mussten die Fans etwas leiden. Bei Andrea Dovizioso hat es so ausgesehen, als ob Honda wieder etwas gebracht hat, womit er sich besser gegen Jorge Lorenzo behaupten kann. Lorenzo kam teilweise nicht aus dem Windschatten der Honda heraus, was in den letzten eineinhalb Jahren nur selten der Fall war. Ich denke, mit dem Heimvorteil und dem Adrenalin, das er ausgeschüttet hat, hätte Dovizioso wohl auch bis zum Schluss dran bleiben können, wenn die Maschine gehalten hätte. Andererseits hält sich Lorenzo zu Anfang des Rennens auch gerne etwas zurück und legt erst in der zweiten Hälfte wirklich los. Das haben wir diesmal nicht erleben dürfen, da er ohnehin schon allein auf weiter Flur war.

Für KTM brachte das Wochenende wieder ein starkes Ergebnis. Dort hat man es wirklich geschafft, die Maschine nach vorne zu bringen und damit in die Nähe von Aprilia zu kommen. In der 250er hat es in den vergangenen Jahren ja kaum Veränderungen gegeben. Die Hersteller bringen zwar immer kleine Verbesserungen, aber viel ist nicht passiert. Dadurch hat ein kleineres Werk wie KTM natürlich die Chance, sich heranzuarbeiten. Honda hat kaum mehr entwickelt, außer den Dingen, die jetzt für Doviziosos Motorrad gekommen sind und Aprilia hat nur die Werks-Teams richtig unterstützt. Für KTM ist das natürlich die Chance, vorne mitzuspielen.

Für Gabor Talmacsi ist das Wochenende sehr positiv verlaufen, Foto: Team Aspar
Für Gabor Talmacsi ist das Wochenende sehr positiv verlaufen, Foto: Team Aspar

In der 125er gab es auch einen souveränen Sieg. Dort hat Mattia Pasini seine ganze Klasse ausgespielt und den Gegnern keine Chance gelassen. Nur kurz nach Beginn musste man sich ein paar Sorgen machen, als es so ausgesehen hat, als ob die Maschine wieder liegen bleibt. Beim Sturz dahinter war meiner Meinung nach Faubel selber schuld. Simone Corsi ist ein harter Knochen, er war in dieser Kurve überlegen und ist immer durchgestochen, wenn ihn Talmacsi und Faubel aus dem Windschatten überholt hatten. Im Prinzip war es eine Wiederholung der Runden davor. Nur diesmal ist Faubel zu nahe herangekommen, traf Corsi am Hinterrad und Talmacsi hatte großes Glück, dass er nicht auch noch mitgestürzt ist. In der WM ist es aber nach wie vor spannend und für Talmacsi ist das Wochenende sehr positiv verlaufen.

IDM

Georg Fröhlich ist in der IDM momentan fast in einer anderen Liga unterwegs. Er fährt von Anfang an eine Geschwindigkeit, die andere erst nach drei oder vier Runden aufnehmen können. Das ist ein Rhythmus, wie er in der WM an den Tag gelegt wird. Man geht aus der Startaufstellung raus und fährt die erste Runde gleich voll am Limit. Die anderen brauchen da einfach noch einen Tick zu lange, um ihre Zeiten aus dem Training zu erreichen. Das nutzt Georg eiskalt aus, ist vorne, dominiert die Rennen und hält dann den Abstand nach hinten konstant.

Für uns war es nach den Stürzen in Salzburg und in Schleiz an dem Wochenende in Most ganz wichtig, dass Sebastian Kreuziger wieder ins Ziel gekommen ist. Von den Rundenzeiten war er am Freitag und am Samstag als Siebter und Zehnter gut dabei. Den Start hat er auch ganz gut erwischt und war nach der ersten Runde auf Platz zwölf. Leider musste er dem gestürzten Robin Lässer ausweichen, fuhr durch die Wiese und war nur noch Vorletzter. Er konnte sich aber wieder auf Platz 13 zurückarbeiten und ein paar Punkte mitnehmen. Das Ergebnis war zwar nicht ganz so schön, aber es war wichtig, wieder einmal die Zielflagge zu sehen - und ein Rennen haben wir ja noch.