Showdowns, Rivalitäten, Zweikämpfe, die Entscheidung erst an der Ziellinie. Ach, was bieten die Rennen in der MotoGP nicht immer an Spannung. Normalerweise ist man vor dem Fernseher gefesselt, wenn sich die Piloten in der Königsklasse im Rennen auf den Weg machen, denn in jeder Runde, in jeder Kurve, kann etwas passieren. Umso größer ist dann die Fassungslosigkeit, wenn doch nichts passiert, einer vorne wegfährt, sich auch dahinter das Feld auseinander zieht und man genauso gut die Lindenstraße ansehen könnte, um etwas Spannung zu haben. Die Amerikaner sprechen dann gerne vom Anti-Climax, dem Anti-Höhepunkt - der hier keinesfalls zweideutig verstanden werden sollte.

Das Rennen in Brünn bot genau das. Was gab es nach der Sommerpause nicht an Erwartungen. Rossi würde zurückschlagen, den WM-Kampf neu eröffnen und Stoner das Fürchten lehren. Doch Stoner machte den Joe Montana, den Michael Jordan oder den Tiger Woods - Lieblings-nicht-Motorsportler einfach selbst einfügen. Um eine Analogie außerhalb des Sports zu verwenden, er machte den John McLane, hielt einfach voll drauf und trotzte allen, die schon das große Comeback von Rossi auf der Rechnung hatten. Eigentlich war auch das eine Form von Highlight, denn mit gerade 21 ist der Australier so cool, als ob er Dirty Harry auslachen würde, nachdem der mit gezogener 44er Magnum zu ihm gesagt hat: "Go ahead, make my day."

Angesichts der Dominanz und der Coolness von Stoner jetzt aber gleich den Abgesang der großen Zweikämpfe in der MotoGP anzustimmen, wäre wohl etwas früh. Valentino Rossi ist nicht vom Doktor zu Al Bundy mutiert und auch Nicky Hayden, Dani Pedrosa, John Hopkins und andere haben das Potential, Stoner herauszufordern und einen spannenden Kampf zu liefern. Klare Siege hat es immer gegeben und wird es immer geben und wenn man sich die Dominanz von Loris Capirossi in Brünn vor einem Jahr ansieht, dann sollte man jetzt nicht so überrascht und angewidert sein, als hätte man gerade die Eltern im Schlafzimmer erwischt.

Er hat wohl nicht richtig zugesehen, Foto: Sutton
Er hat wohl nicht richtig zugesehen, Foto: Sutton

Außerdem hat es am Wochenende ja den großen Showdown gegeben. Was die 125er in ihrem Rennen gezeigt haben, war die beste Unterhaltung und Werbung, die es für den Motorradsport gibt. Wäre es in allen drei Rennen so zugegangen, dann wären wohl ein paar Herzschrittmacher aus dem Tritt gekommen. Was vor allem in der letzten Runde des 125-Rennens passiert ist, hätte Wyatt Earp, die Clantons und Co. am OK Corall wohl auch zu einer kurzen Feuerpause veranlasst, um ein bisschen zuzuschauen.

Also was solls? Suchen wir nicht künstlich nach Höhepunkten, wenn es ohnehin welche gibt. Das Rennwochenende in Brünn war nicht das erste und sicher nicht auch das letzte, an dem einmal jemand in der MotoGP dem Rest eingeheizt hat. Sehen wir es doch so: manchmal sind die kleineren Brüder schöner als die größeren. Dafür sind die Großen auch oft stärker als die Kleinen. Die Höhepunkte sind da und sie kommen auch in der MotoGP wieder, so sicher wie John McLane "yipie-yay-yeah Schweinebacke" sagen wird.