Und da waren sie wieder angetreten, jene fünf Gladiatoren, die sich vor dem Rennen den Fragen der Medien stellen durften. In Le Mans war diesmal, wenig überraschend, Lokalmatador Randy de Puniet einer davon. Die anderen vier ergaben hingegen eine hübsch internationale Mischung. So war Casey Stoner für Australien ebenso zu Gast wie Marco Melandri aus Italien und die USA stellten mit Colin Edwards und John Hopkins gleich zwei Vertreter.

Optimismus stand diesmal ganz oben auf der emotionalen Speisekarte, denn alle angetretenen Fahrer hatten den einen oder anderen Grund, um mit Zuversicht auf das kommende Wochenende nach vorne zu blicken. Da war beispielsweise Mr. Stoner, der nicht nur die WM-Führung nach Frankreich mitbringt, sondern auch drei Siege aus vier Rennen. Blickt er auf seine Vergangenheit in Le Mans zurück, muss er allerdings eine lokal beschränkte Trendwende einleiten. "Alle außer einem Rennen hier habe ich als Vierter beendet. Ich denke, mit den Verbesserungen an den Reifen, können wir etwas weiter nach oben kommen", sagte er.

Lediglich die erste Kurve sagt ihm bei diesem Unterfangen nicht ganz so zu, aber sonst mach er sich wenige Sorgen, auch wenn der Bugatti Circuit nicht mit jenen langen Geraden aufwarten kann, auf denen die Ducati bislang besonders glänzen konnte. "Ich hatte in Jerez oder der Türkei nicht wirklich einen Vorteil und wir waren dort auch gut, was zeigt, dass wir nicht nur von den langen Geraden abhängig sind", betonte Stoner.

Marco Melandri erwartet seine Maschine in Le Mans besser, Foto: Honda
Marco Melandri erwartet seine Maschine in Le Mans besser, Foto: Honda

Marco Melandris Ambitionen sind zwar auch nach oben gerichtet, allerdings dürften seine Ziele nicht ganz so hoch gesteckt sein, wie die von Stoner. Eine Rückkehr auf das Podest wäre für den Italiener schon ein gutes Ergebnis und damit rechnet er auch. "Im Moment ist die Maschine die gleiche wie in China, aber ich denke, diese Strecke ist weniger ein Problem für uns. Ich fühle mich hier besser", meinte er. An den Problemen an der Maschine wird auch weiterhin gearbeitet und die zwei Testtage, die nach dem Wochenende angesetzt sind, will Melandri intensiv nutzen. "Ich hatte ein paar Probleme, das Gas in langsamen Kurven zu öffnen, ich hoffe aber, dass wir das bereits während des Wochenendes verbessern können", sagte er noch.

Dass die Fortschritte aber auch auf anderen Gebieten so schnell von Statten gehen, glaubt Melandri wieder nicht. "Ich habe meine Probleme an Honda weitergeleitet, ich habe es ihnen den ganzen Winter erzählt. Vielleicht habe ich es der falschen Person gesagt, denn bei Honda gibt es so viele", monierte er. So wurden seine Hoffnungen darauf, mit der Gresini Honda auf einem ähnlichen Level wie die Werksmaschinen zu sein, nicht erfüllt. Zumindest glaubt er, dass auf dem Kurs in Frankreich die Vibrationen weniger sein werden als in China.

Etwas gedämpfter war der Optimismus bei Colin Edwards. So sieht er die Yamaha auf Qualifyiern nach wie vor als beste Maschine der Welt an, doch sobald es auf die Rennreifen geht, ist plötzlich alles wieder anders. "Wenn man es sich [im Qualifying] ansieht, dann scheinen wir ziemlich gut zu sein, aber wenn der Grip weg ist, haben wir Probleme. Ich habe gesagt, man soll mich nach der Türkei oder China nach den Reifenregeln fragen und die sind beschissen. Wirklich, ich mag sie nicht", schimpfte er. Denn nun ist es für Reifenlieferant Michelin nicht mehr möglich, am Samstag oder Sonntag noch mit neuen Mischungen aufzuwarten, die vor allem im Vorjahr noch einiges ausgebügelt haben. "Das tut der Michelin-Seite momentan ziemlich weh." Ungeachtet dieser Kritikpunkte machte er dann aber noch eine 180-Grad-Drehung und freute sich darauf, in Frankreich ein gutes Rennen zu haben.

So eine Kehrtwende war bei John Hopkins gar nicht nötig. Nach seinem ersten Podestplatz in der MotoGP mit dem nötigen Selbstvertrauen ausgestattet, sieht er die Moral in der Mannschaft im Hoch. "Ich habe mein erstes Podium, Chris ist gut gefahren und ich denke, wir haben für das Wetter passende Reifenentscheidungen getroffen. Jetzt hat Suzuki noch ein paar neue Teile für uns und wir werden sehen, was wir damit tun können", erzählte Hopkins. Lediglich der Sturz in Jerez wurmte den Amerikaner noch ein wenig, denn seiner Ansicht nach, könnte er auf Platz drei in der WM liegen, wäre das nicht passiert.

Randy de Puniet hatte nur wenig zu erzählen, Foto: Kawasaki
Randy de Puniet hatte nur wenig zu erzählen, Foto: Kawasaki

Etwas zugeknöpft wirkte Randy de Puniet, der aber in punkto Optimismus mit den anderen mithalten konnte. "Die letzten beiden Rennen waren gut für mich. Die Maschine hat sich sehr verbessert und ich bin für das Wochenende zuversichtlich", sagte er. Nur die Strecke mag er eben nicht, auch wenn er dort bislang immer recht schnell war. "Ich weiß nicht, warum ich hier schnell bin", meinte der Franzose, "aber ich will an diesem Wochenende mein bestes Resultat in der MotoGP holen."