Es gibt viel, was der geneigte Außenstehende von Testfahrten lernen kann. Einerseits einmal, dass Testzeiten irrelevant sind, dann das prinzipiell immer wichtige Fortschritte erzielt werden und, sollte das Motorrad nicht in Flammen aufgegangen sein, dass es ein positiver Test war. So sagte dann auch Randy de Puniet nach Abschluss der Testfahrten in Jerez: "Insgesamt waren es zwei sehr positive Testtage für uns."

Und diese positive Stimmung, die sonst nur aus Versammlungen der Blumenkinder bekannt ist, zog sich durch das gesamte angetretene Fahrerfeld. Marco Melandri, am zweiten Tag mit Bestzeit, meinte: "Ich bin glücklich, weil wir heute bei der Abstimmung der Maschine einen Schritt nach vorne gemacht haben. Wir haben verschiedene Lösungen probiert, um das Gefühl mit der Front zu verbessern und wir haben die Lastverteilung geändert. Wir haben interessante Lösungen entdeckt und gehen zuversichtlich in den nächsten GP." Das Glücksgefühl griff nur so um sich und schien wirklich alle infiziert zu haben.

So auch Toni Elias, der bereits mit dem oralen Positivitis Syndrom infiziert war und sagte: "Ich verlasse Jerez nach zwei positiven sehr umfangreichen Testtagen, weil wir uns in nassen und trockenen Bedingungen verbessern konnten. Wir haben mit einem neuen Reifen von Bridgestone am Setup der Maschine gearbeitet und das hat sehr gut funktioniert", sagte der Spanier. So wie sein Teamkollege auch, geht er nach diesen tollen Erfahrungen zuversichtlich in den türkischen Grand Prix.

Carlos Checa hat dank weniger Vibrationen mehr Freude, Foto: Honda LCR
Carlos Checa hat dank weniger Vibrationen mehr Freude, Foto: Honda LCR

Carlos Checa, als viertschnellster Tester auch ganz vorne dabei, stimmte in den Freudenchor auch mit ein. Er hatte am Dienstagvormittag noch Intermediate Reifen getestet und schließlich auf Slicks gewechselt. "Wir haben von einem Vorderreifen gute Resultate erhalten, die für das nächste Rennen in der Türkei nützlich sein sollten und das Vibrationsproblem, das ich in der Vergangenheit hatte, scheint beseitigt", sagte er, bevor er zu der unvermeidlichen Konklusion kam. "Ich fühle mich zufrieden mit den beiden Testtagen und ich werde während der Pause vor dem türkischen Grand Prix viel trainieren."

Mit welchem Gefühl Randy de Puniet den Test verließ, wissen wir. Bleibt noch zu eruieren, was er denn eigentlich getan hat. Da am ersten Testtag im Regen nach wie vor Probleme mit dem Grip auf dem Hinterrad auftraten, wurde größtenteils daran gearbeitet und es gab auch Verbesserungen. Außerdem: "Durch die Änderung meiner Sitzposition wurde es für mich einfacher, auf den Geraden hinter den Windschutz zu kommen und das ist gut für den Top Speed. Die neuen Aufhängungsteile haben auch einen Unterschied gemacht. Die Maschine dreht jetzt besser und die Traktion auf der Hinterachse, mit der wir das ganze Wochenende Probleme hatten, ist auch besser."

Wie der eine Kawasaki-Pilot, so auch der andere. Auch Olivier Jacque fand Verbesserungen bei der Traktion an der Hinterachse und das Glück übermannte ihn so, wie alle anderen Fahrer auch. "Ich war glücklich mit dem allgemeinen Gefühl auf der Maschine. Heute ging es viel besser los, als wir am Sonntag aufgehört haben", sagte er nach dem Testabschluss. So war er nach dem Rennen recht frustriert und konzentrierte sich deswegen auch voll darauf, die Probleme des Rennwochenendes zu beheben. Das gelang ihm, das Gefühl auf der Maschine wurde besser und, "ich war am Ende mit meiner Rundenzeit glücklich. Jetzt freue ich mich auf das nächste Rennen in der Türkei." Für die Rennfahrerlaune scheint es anscheinend keine bessere Kur zu geben, als Testfahrten.

Das scheint auch für Nicky Hayden zuzutreffen. Der Weltmeister arbeitete wieder einmal daran, ein besseres Gefühl für die Maschine zu bekommen und meinte: "Wir haben mit einem modifizierten Chassis gearbeitet und gegen Ende des Tages haben wir eine Richtung gefunden, die das Gefühl mit dem Paket verbessert hat." Er sagte zwar klar und deutlich, dass es in den ersten beiden Rennen nicht nach Wunsch gelaufen sei - was der aufmerksame Beobachter auch so festgestellt hat - und es noch viel Arbeit gebe. Er machte aber auch einige Fortschritte aus. Die Testkur in Richtung Positivitis scheint also auch beim ihm gewirkt zu haben. Mit neuen Selbstbewusstsein gestärkt sagte er: "So gerne ich jetzt sofort in die Türkei fahren würde, werde ich die kommenden Wochen nutzen, um über ein paar Dinge nachzudenken und den Schritt nach vorne zu machen, den ich brauche."

Die beiden waren schon am Sonntag glücklich, Foto: Yamaha
Die beiden waren schon am Sonntag glücklich, Foto: Yamaha

Und Yamaha? Valentino Rossi und Colin Edwards waren nach dem bereits guten Wochenende von ihren Testeinsätzen anscheinend so beglückt, dass sich nur mehr Davide Brivio dazu äußerte. Der freute sich zunächst darüber, dass es am ersten Tag geregnet hatte, weil man dadurch auf solche Bedingungen an Rennwochenenden nun vorbereitet sei. Dann freute er sich über ein paar kleine Leistungsverbesserungen am Motor, die Rossi herausgetestet hatte. Dann freute er sich noch über die vielen Daten, die man bei den Tests der Reifen gesammelt hatte. Schließlich meinte er noch: "Es ist immer schwierig, wieder Testen zu gehen, wenn man einen so tollen Tag wie den Sonntag gehabt hat. Aber alle haben hart gearbeitet - jetzt haben sie sich eine schöne lange Pause vor Istanbul verdient." Noch mehr Tests würde wahrscheinlich auch keiner aushalten. Nicht auszudenken, wenn Positivitis chronisch wird.