Nach seinem Triumph in Mugello wollte Francesco Bagnaia endgültig in MotoGP-WM-Kampf eingreifen. Von Startplatz zwei aus galt er auch in Barcelona als einer der großen Siegfavoriten, gemeinsam mit seinen Rivalen Aleix Espargaro und Fabio Quartararo. Das Rennen endete für den Ducati-Star aber unverschuldet schon in der ersten Kurve der ersten Runde.
Nach Kollision: Bagnaia und Rins wütend auf Nakagami
Bagnaia ging komfortabel auf Platz drei liegend in die erste Kurve, dann wurde er ohne Vorwarnung von hinten abgeräumt. Takaaki Nakagami war von Startplatz 12 bestens weggekommen und auf P5 nach vorne geschossen. Der Japaner verbremste sich in Kurve eins allerdings kapital, verlor die Front und räumte nicht nur Bagnaia, sondern auch Suzuki-Pilot Alex Rins ab.
"Das ist nicht akzeptabel", wütet der Ducati-Star am Sonntag. "Erstmal bin ich froh, dass Taka okay ist, weil das ein heftiger Crash war, aber das geht nicht. Er macht so etwas immer wieder. Von einem professionellen Rennfahrer kannst du so etwas nicht erwarten", beklagt er. "Er war Zwölfter und hat versucht, zehn Fahrer in der ersten Bremszone zu überholen. Ich weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat. Auch wenn ich nicht dagewesen wäre, wäre er sicher im Kies gelandet."
Sauer auf stieß der Startunfall auch Rins, der zum zweiten Mal in Folge nach einer Kollision mit Nakagami ohne Punkte blieb. Schon in Mugello waren die beiden aneinandergeraten: "Zuerst hoffe ich, dass Taka okay ist. Ich habe ihn im Hospital gesehen, sein Gesicht sah ziemlich schlimm aus. Aber er kann so nicht fahren, das geht nicht. Er hat viel zu spät gebremst, er war über dem Limit."
Rins und Bagnaia kritisieren Rennleitung scharf
Der Suzuki-Pilot, der sich in Folge der Kollision laut eigener Aussage vermutlich das linke Handgelenk gebrochen hat, hatte sich schon in Mugello tierisch über Nakagamis Zweikampfverhalten geärgert und die Stewards scharf dafür kritisiert, dass sie die damalige Kollision lediglich als Rennunfall abtaten.
In Barcelona übte Rins nun erneut scharfe Kritik an den Verantwortlichen: "Das, was die Rennleitung da macht, ergibt überhaupt keinen Sinn. Zu sagen, dass keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden, ist verrückt." Auch der Startcrash in Barcelona war von den Stewards noch während des Rennens als Rennunfall ausgelegt worden, Nakagami droht beim nächsten Grand Prix in Deutschland somit keine Strafe. "Wir fahren mit 350 km/h Rennen, das ist kein Spiel", sagt meint Rins. "Heute haben die Stewards bewiesen, dass sie kein MotoGP-Niveau haben", lautet sein vernichtendes Urteil.
Bagnaia sieht das genauso: "Hier nichts weiter zu unternehmen, ist unglaublich. Er war so weit hinter mir. Ich muss mir gar nicht die Daten von Taka anschauen, es wird schon in den TV-Bildern klar, dass er viel zu spät dran war. Ich kann ihre Entscheidung nicht nachvollziehen. Für die Rennleitung einer Weltmeisterschaft ist das nicht akzeptabel."
Keine Strafe für Nakagami: MotoGP-Stars ohne Verständnis
Zustimmung erhielt beide wenig später auch noch von einigen ihrer MotoGP-Kollegen. "Das war kein Rennunfall. Sie hätten Taka schon in Mugello bestrafen müssen, jetzt wieder. Wenn sie ihn nicht bestrafen, wird er es wieder machen", beklagt Jorge Martin. Teamkollege Johann Zarco sieht es ähnlich: "Dieser Zwischenfall war kein Rennunfall. Er hat sich verschätzt und kam viel zu schnell an. Es ist eine Schande, dass er keine Strafe für das nächste Rennen bekommt. Das ist nicht normal."
Rennsieger und WM-Leader Fabio Quartararo geht sogar noch weiter: "Das ist kein Rennunfall. Du attackierst nicht so hart, Pecco war Dritter und Taka weit weg." Dem Franzosen ginge es in einer solchen Situation schlicht um die Sicherheit der Fahrer. "In den ersten Runden müssen wir alle vorsichtig sein. Wir fahren 160 Kilogramm schwere Maschinen. Wenn du so wie Taka von einem Bike getroffen wirst, kannst du sterben. Der Start ist die mit Abstand gefährlichste Phase", mahnt er.
Nakagami selbst äußerte sich am Sonntag nicht, er wurde direkt vom Circuit de Catalunya in das Universitätskrankenhaus von Barcelona gebracht. Er erlitt bei seinem Sturz Verletzungen im Gesicht und klagt über Schmerzen in der rechten Schulter. Brüche soll der LCR-Honda-Pilot keine erlitten haben. Am Montagstest in Barcelona wird er aber nicht teilnehmen.
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