Mit 17 Weltmeistertiteln in der Fahrerwertung ist Honda hinter MV Agusta das erfolgreichste Team der Königsklasse. Ein solcher Erfolg kommt nicht von ungefähr.Motorsport-Magazin.com hat in die Geschichte des japanischen Herstellers geblickt und die legendärsten Fahrer und ihre Bikes herausgesucht.

Früher: Honda NSR500

Den ersten Erfolg holte die Honda NSR500 im Jahr 1985, nur ein Jahr nach dem Debüt des Bikes. Zwei Jahre zuvor wurde Freddie Spencer bereits auf der Dreizylinder NS500 Weltmeister, bevor er diesen Triumph '85 mit der neuen Vierzylinder-Honda wiederholte. Der neue V4-Motor war im Gegensatz zu seinem Vorgänger leichter und kompakter, da er nur eine Kurbelwelle benötigte. Nachdem in der ersten Saison noch in Sachen Chassis experimentiert wurde, schaffte man es im zweiten Jahr, die Entwicklung so weit voranzutreiben, dass Spencer den Weltmeistertitel nach Japan holen konnte.

Freddie Spencer holte den ersten Fahrertitel für Honda in der Königsklasse, Foto: Milagro
Freddie Spencer holte den ersten Fahrertitel für Honda in der Königsklasse, Foto: Milagro

Im Jahr 1988 wurde die NSR500 komplett überarbeitet, was den Fahrern zunächst Probleme bereitete. Das größte Manko stellte '88 der Motor des Motorrads dar. Das Aggregat war ohne Frage der Stärkste in der 500er-Kategorie, funktionierte aber nur bei sehr hohen Umdrehungen wirklich gut funktionierte. Auch die Geometrie des Chassis trug nicht dazu bei, die NSR500 leichter fahrbar zu machen. Im Folgejahr wurden weitere Änderungen an dem Bike vorgenommen, deren Resultat ein unvorstellbar schnelles Bike war, das seinem Fahrer aber keinen Fehler verzieh. In dieser Hinsicht ist die NSR500 der Inbegriff der 'Unridables', wie die Bikes dieser Ära später genannt wurden.

Erst 1992 gelang Honda mit dem 'Big Bang'-Motor eine Revolution, bei dem die Arbeitstakte des Motors gleichzeitig oder kurz hintereinander ablaufen. Indem man Beschleunigung über die pure Schnelligkeit setzte und mit Mick Doohan einen der talentiertesten Fahrer aller Zeit an Bord hatte, folgten die Glanzjahre der NSR500 mit fünf Fahrer- und Konstrukteurstiteln in Folge.

Der Fahrer: Mick Doohan

Kaum ein Fahrer in der MotoGP-Geschichte wird so eng mit Honda verbunden wie Mick Doohan. Der Australier begann seine Königsklassen-Karriere bei dem japanischen Hersteller im Jahr 1989 und beendete sie zehn Jahre später genau dort. In den Jahren 1994 bis 1998 sammelte er mit der NSR500 fünf WM-Titel in Folge. Die Anzahl seiner Siege stieg immer weiter an. Waren es im Jahr '94 nur neun Siege in 14 Rennen, gewann Doohan '96 zwölf von 15 Rennen.

Mick Doohan sammelte auf der NSR500 fünf Weltmeistertitel in Folge, Foto: Milagro
Mick Doohan sammelte auf der NSR500 fünf Weltmeistertitel in Folge, Foto: Milagro

Begonnen hatte Doohan seine Karriere in der Superbike-Weltmeisterschaft, bevor er 1989 in die 500er-Klasse der Weltmeisterschaft wechselte, um sein Talent unter Beweis zu stellen. 'Quick Mick' brach viele Rekorde. Mit seinem vierten WM-Titel in Folge zog er mit den Legenden Giacomo Agostini und Mike Hailwood gleich, bevor er sie im darauffolgenden Jahr mit Titel Nummer fünf schlug. Außerdem sammelte Doohan im Laufe seiner Karriere 54 Siege, 95 Podiumsplätze, 58 Poles und 46 Schnellste Rennrunden für Honda. Zurecht wurde er für diese Leistungen 2000 als erster Pilot der Geschichte in die MotoGP Hall of Fame aufgenommen.

Heute: Honda RC213V

Nachdem sich die NSR500 durch die neuen Regeln in der MotoGP verabschieden musste, legte man bei Honda mit mehreren Nachfolgermodellen nach. Zur Zeiten der 990ccm-Klasse fuhr man die RC211V, zur 800er-Zeiten die RC212V. Erst 2012 feierte die RC213V Premiere, mit der von kleineren Entwicklungen abgesehen, noch heute gefahren wird. In den vier Jahren ihrer Dienstzeit holte die RC213V zwei Fahrer- und drei Konstrukteurstitel.

Die Honda RC213V fuhr von 2011 bis 2014 vier Konstrukteurstitel in der MotoGP ein, Foto: Repsol Honda
Die Honda RC213V fuhr von 2011 bis 2014 vier Konstrukteurstitel in der MotoGP ein, Foto: Repsol Honda

Im Gegensatz zu ihren Vorgängern hat die RC213V einen Hubraum von 1000ccm, um sich den neuen Regeln der 2012 neu geschaffenen MotoGP anzupassen. Bei ihrem ersten Einsatz auf dem neuen Bike toppten die Honda-Werksfahrer Casey Stoner und Dani Pedrosa die Bestzeiten der Testfahrten, wurden aber in der Saison von Jorge Lorenzo auf der Yamaha auf die Plätze zwei und drei zurückgereicht. Den Konstrukteurstitel sicherte man sich dennoch. In den Folgejahren dominierte Marc Marquez auch die Fahrerwertung mit der RC213V, die bestens zum Fahrerstil des Spaniers passte. Mit ihm gewann Honda sowohl die Fahrer- als auch Konstrukteurswertungen der Jahr 2013 und 2014.

Erst in der vergangenen Saison tauchten erste Schwierigkeiten mit der RC213V auf. Die Honda war aufgrund ihres aggressiven Motors schon immer als Topspeed-Wunder bekannt, die nur hinter der Ducati zurückfiel. Im Jahr 2015 tat man bei der Entwicklungsarbeit aber zu viel des Guten. Weder Pedrosa, noch Marquez hatten das Bike so gut unter Kontrolle, um im Titelkampf mitzumischen. Und auch für die kommende Saison sieht es im Hause Honda nicht besser aus. "Wir versuchen unterschiedlichste Dinge, aber aus irgendeinem Grund gelingt uns keine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr", erklärte HRC-Chef Shuhei Nakamoto der spanischen 'Marca'.

Marc Marquez ist seit Kenny Roberts 1978 der erste Rookie-Champ der Königsklasse, Foto: Repsol
Marc Marquez ist seit Kenny Roberts 1978 der erste Rookie-Champ der Königsklasse, Foto: Repsol

Der Fahrer: Marc Marquez

Nachdem Casey Stoner vor dem Le Mans-GP 2012 bekannt gab, sich nach Ablauf der Saison aus dem aktiven Motorradrennsport zurückzuziehen, holte man sich bei Honda den späteren Moto2-Champ Marc Marquez an Bord. Die Entscheidung sollte man beim japanischen Team nicht bereuen. In seinem ersten MotoGP-Rennen unter dem Flutlicht von Katar kämpfte Marquez mit Valentino Rossi, musste sich in diesem Jahr aber noch gegen den Doktor geschlagen geben. Marquez erreichte den dritten Platz und gewann im Laufe der Saison sechs Rennen. Nur zweimal, in Mugello und Phillip Island, stand der Spanier nicht auf dem Podium. Das reichte dem Rookie zum ersten MotoGP-Titel in seiner Karriere.

Die Erfolgssträhne hielt im Folgejahr weiter an. Die ersten zehn Rennen von Katar bis Indianapolis gewann Marquez ohne Ausnahme. In Brünn musste sich der 22-Jährige zwar mit dem vierten Platz zufriedengeben, holte ein Rennen später den nächsten Sieg in Silverstone. Obwohl Marquez die zwei folgenden Rennen nur in den Top 15 beenden konnte, reichte ein zweiter Platz in Motegi aus, um als erster Fahrer in der Geschichte von Honda den WM-Titel auf eigenem Boden zu holen.

Zur Saison 2015 wurden ähnliche Wunder von Marquez erwartet, die dieser jedoch nicht liefern konnte. Das Aggregat der RC213V war selbst für den extremen Fahrstil des Spaniers zu aggressiv. Insgesamt sechs Mal stürzte Marquez im Laufe der Saison. Damit war ein dritter Titelgewinn in Folge so gut wie ausgeschlossen, zudem erstarkte die Konkurrenz bei Yamaha gewaltig. Auch im Folgejahr wird Marquez erneut vor Problemen stehen, sollte die Weiterentwicklung des Honda-Motors nicht bis zum Saisonbeginn Früchte tragen.