Große Geheimnis-Krämerei vor dem Start der MotoGP-Motorräder. Wer hat welche Reifen aufgezogen? Noch immer waren die Bedingungen nicht optimal, feuchte Stellen bedeckten die Strecke. Lediglich Harald Eckl zeigte sich offen und ehrlich. Shinya Nakano ging mit weichen Slicks in das Rennen. Sollte es doch noch anfangen zu regnen würden die Fahrer eh gezwungen sein, ihre Motorräder zu wechseln. Durch die neue Flag-to-Flag Regelung wird in der MotoGP-Klasse nicht mehr abgebrochen, die Fahrer dürfen auf speziell präparierte Motorräder wechseln.

Extrem dunkle Wolken bauten sich über der Strecke auf. Den Start gewann Sete Gibernau vor Valentino Rossi und Max Biaggi. Alex Barros verlor demnach gleich drei Plätze. Doch Biaggi und Barros konnten sich den Doctor gleich wieder schnappen. Überragend jedoch der Start von Sete Gibernau. Der Spanier legte gleich einmal 1.7 Sekunden zwischen sich und die Verfolger. Der erste, der die Lücke zufahren wollte war Alex Barros. Der Brasilianer prügelte seine Honda gewaltig um den Kurs.

Deutlich verloren hat auch Carlos Checa. Nach zwei Runden war der Drittplatzierte des Qualifyings nur noch auf Platz neun. Einen tollen Zweikampf lieferten sich Colin Edwards und Marco Melandri. Dem wollte Valentino Rossi nicht nachstehen und griff beherzt seinen Lieblingsgegner Max Biaggi an. Am Ende von Start/Ziel bremste sich der Weltmeister vorbei aus Platz drei. In Runde vier drehte Alex Barros die bis dahin schnellste Runde, doch noch immer hatte Sete Gibernau einen Vorsprung von 1.8 Sekunden. Auch in der nächsten Runde war Barros der Schnellste im Feld.

Valentino Rossi konnte ebenso wenig wie Max Biaggi die Pace an der Spitze des Feldes halten. Sete Gibernau und Alex Barros konnten sich immer weiter absetzen. Der Abstand an der Spitze: Gibernau 1.5 Sekunden vor Alex Barros. Dann kam der Regen, weiße Flaggen wurden geschwenkt. Was machten die Fahrer? Der erste in der Box war James Ellison vom Team WCM. Doch die meisten Fahrer blieben erst einmal auf der Strecke. Alex Barros konnte den Abstand auf Sete Gibernau weiter reduzieren. Rossi und Biaggi verloren dagegen extrem Zeit auf die Spitze. In Runde 10 wurde der Regen extremer. Alle Teams standen mit den Ersatz-Maschinen bereit.

Während die 26.000 Zuschauer an der Strecke ihre Schirme aufspannten blieben die Fahrer noch immer auf Slicks. Sehr riskant, doch noch immer waren die Bedingungen für Intermediates zu trocken. Und tatsächlich hörte der Regen wieder auf und die Zeiten wurden wieder schneller. Sete Gibernau realisierte die Situation am schnellsten und vergrößerte den Vorsprung auf Barros wieder auf zwei Sekunden. Valentino Rossi hatte bereits einen Rückstand von zehn Sekunden.

Die Reihenfolge nach 15 Runden: Gibernau vor Barros, Rossi, Biaggi, Melandri, Edwards und Checa. Biaggi folgte Rossi wie ein Schatten. Dann stürzte Sete Gibernau! Ein Aufschrei auf den Tribünen, Entsetzen in der Box. Damit war die perfekte Ausgangslage zerstört. Nun führte Alex Barros komfortabel vor Rossi und Biaggi. In dieser Konstellation könnte Valentino seinen Vorsprung in der Weltmeisterschaft weiter ausbauen. Der nächste Sturz ereilte John Hopkins. Wieder kam der Regen, offenbar war es an einigen Stellen der Strecke feucht. Die Zeiten sprachen dafür, denn alle Fahrer nahmen nun Speed heraus.

Vor allem in der Start/Ziel-Kurve schlingerten die Motorräder verdächtig. In der Box liessen die Teams die Ersatz-Motorräder warm laufen. Immer wieder wechselten die Wetter-Bedingungen. Valentino Rossi konnte konnte nun seinen Rückstand auf Alex Barros verringern, hatte aber bei neun zu fahrenden Runden immer noch 7.5 Sekunden Rückstand. Noch immer duellierten sich Colin Edwards und Marco Melandri, der Texaner überholte den Italiener in der Schikane. Nächster Sturz: Troy Bayliss. Der Teamkollege von Alex Barros konnte aber weiter fahren.

Noch sieben Runden zu fahren, der Abstand an der Spitze blieb in etwa gleich. Barros sieben Sekunden vor Rossi, Biaggi 0.5 Sekunden dahinter. Jetzt war auch Carlos Checa schnell unterwegs. Der Spanier holte auf Marco Melandri auf. Shinya Nakano fuhr ein sauberes Rennen und lag auf Platz acht. Wieder setzte der Regen ein und Colin Edwards wurde ein erstes Opfer. Jetzt waren noch vier Runden zu fahren, die Fahrer eierten übel um den Kurs. Hohes Risiko nun, doch wieder blieben alle Fahrer auf der Strecke. Valentino Rossi riskierte alles, um noch an Alex Barros heran zu kommen.

Max Biaggi musste den Doctor etwas ziehen lassen. Auch Alex Barros gab alles, um Rossi nicht näher heran kommen zu lassen. In einer Runde holte Rossi eine Sekunde gegenüber Barros auf. Und der Regen wurde stärker. Noch zwei Runden, würden die Fahrer durchkommen? Wilder Drift von Alex Barros. Die Camel-Honda kam auf den Randstein und Barros hatte Glück dass er die Maschine nicht verlor. Mit einem Wheelie ging er 2.7 Sekunden vor Rossi über die Ziellinie. Dritter wurde Max Biaggi vor Marco Melandri und Carlos Checa. Nakano holte Platz acht hinter Colin Edwards und Nicky Hayden. Grenzenloser Jubel im Team von Sito Pons. Wer hätte gedacht, dass Alex Barros noch einmal gewinnen könnte?

Der Verlierer des Wochenendes ist jedoch zweifellos Sete Gibernau. Der Spanier führte lange das Rennen an, bevor er stürzte. Jetzt hat sein ärgster Gegner in der Weltmeisterschaft, Valentino Rossi, bereits 25 Punkte Vorsprung vor ihm. Dementsprechend sah man auch zufriedene Gesichter in der Box von Yamaha. Auch Max Biaggi konnte zufrieden sein. Erstmals brachte der Römer seine Werks-Honda auf das Podium.