Die MotoGP-Saison 2015 ist vorbei - doch ihr Ausgang beschäftigt Fans und Verantwortliche nach wie vor. Valentino Rossi und seinen Anhängern stößt die Art und Weise, wie Marc Marquez in der Schlussphase der Saison in den Titelkampf eingriff, immer noch sauer auf. Jüngst gab der Doktor sogar zu, dass es noch Monate dauern würde, bis er die WM-Niederlage überhaupt verkraften würde.

Von Seiten Hondas möchte man nichts von einer Schützenhilfe für Jorge Lorenzo wissen. Auch wenn es schon sehr auffällig war, wie sich Marquez im Zweikampf verhalten hatte, in Sepang gegen Rossi und in Valencia gegen Lorenzo, die Verantwortlichen bei HRC haben immer noch kein Verständnis für irgendwelche grassierenden Verschwörungstheorien. Sei es von Rossi oder von den Fans.

Marquez: Übte er nun Druck auf Lorenzo aus oder blieb er einfach nur dahinter?, Foto: Tobias Linke
Marquez: Übte er nun Druck auf Lorenzo aus oder blieb er einfach nur dahinter?, Foto: Tobias Linke

Suppo: Marquez wäre dumm, wenn er Jorge absichtlich nicht attackiert hätte

Livio Suppo glaubt dagegen, dass Marquez alles in Valencia gegeben hat, und zeigt kein Verständnis für die Pfiffe und Buhrufe gegen Marquez nach dem Rennen: "Ich bin traurig darüber, was am Sonntag in Valencia passiert ist, denn ich weiß, dass Marc das Rennen wirklich gewinnen wollte", erklärt Suppo im Gespräch bei Crash.net. "Ich habe ihn nie so enttäuscht gesehen wie nach dem Valencia-Rennen im Parc fermé. Denn er ist ein cleverer Junge - man muss schon dumm sein, wenn man das, was am Sonntag passiert ist absichtlich macht", glaubt Suppo an ein sauberes Rennen seines Fahrers.

Gleichzeitig bedauert Suppo zutiefst, dass Honda und Marquez nun durch Rossis Äußerungen ins Kreuzfeuer der Kritik gerieten: "Im Moment sieht es so aus, als würde alles, was wir sagen oder tun, ein Problem sein! Mit der Attacke von Dani haben wir uns selbst ein Problem geschaffen und für Valentino ist es jetzt natürlich leicht, zu behaupten: 'Ich habe es euch doch gesagt!'", hadert Suppo. "Wenn Marc und Dani wirklich das Ergebnis beeinflussen wollten, dann hätten sie sich gegenseitig 300 Mal überholt und dann jeden, den sie wollten, gewinnen lassen. Ihnen war klar, dass sie, nach dem was in den letzten Runden passiert ist, in Anschludigungen begraben werden", legte Suppo in der Gazzetta dello Sport nach.

2013 wurde der Titel rein auf der Strecke ausgefochten, Foto: Bridgestone
2013 wurde der Titel rein auf der Strecke ausgefochten, Foto: Bridgestone

Verwunderung über die ganze Polemik

"Wenn man ernsthaft darüber nachdenkt, dann wäre Marc doch verrückt, wenn er - ohne jeglichen Druck zu haben - es nicht versucht hätte, Jorge zu schlagen", unterstreicht Suppo mit Nachdruck. "Selbst wenn Marc vor Jorge und Dani ins Ziel gekommen wäre, wäre Jorge trotz Gleichstand immer noch Weltmeister gewesen. Das wäre vielleicht sogar besser gewesen, denn beide hätten den Titel verdient und am Ende hätte nur die Anzahl der Siege entschieden", gibt Suppo zusätzlich zu bedenken.

Der Repsol-Honda-Teamchef vergleicht die Situation mit der von 2013, als der Titel ebenfalls erst beim Finale in Valencia entschieden wurde: "Wie vor zwei Jahren ging das Titelrennen bis zum Ende. Damals haben zwei spanische Fahrer um die Weltmeisterschaft gekämpft und es gab null Polemik", wundert sich Suppo über die ganze Politik, die nun eine Rolle spielte.

Dass Rossi in diesem Jahr trotz seines Alters noch so gut an der Spitze mithalten konnte, rang Suppo höchsten Respekt ab, Foto: Simninja
Dass Rossi in diesem Jahr trotz seines Alters noch so gut an der Spitze mithalten konnte, rang Suppo höchsten Respekt ab, Foto: Simninja

Suppo bewundert Rossis Leistungen 2015

Nichtsdestotrotz erkennt der Italiener auch an, dass Valentino Rossi trotz all seiner bösen Kommentare ein grandioses Jahr hingelegt hat: "Ich habe viel Respekt vor Valentino, mehr als vor zehn Jahren", erklärt Suppo. "Was er dieses Jahr geleistet hat, ist unglaublich, egal ob Champion oder nicht. Er ist 36 und mit den 500ern groß geworden und kann immer noch mit den Young guns mithalten. Valentino war in der Lage, seinen Stil zu ändern, um Casey, Jorge, Dani und jetzt auch Marc zu herausfordern."

Diese Leistung fordert auch Suppo, sonst Kritiker Rossis, größten Respekt ab. Deshalb sieht der Repsol-Honda-Teamchef die Ereignisse der letzten Wochen nicht allzu engstirnig, appelliert aber an Rossis Realitätssinn: "Was in den letzten Wochen passiert ist, verändert meine Wahrnehmung und meinen Respekt ihm gegenüber nicht. Ich hoffe nur, dass er versteht, dass Honda und Marc nicht gegen ihn sind. Wir versuchen nur, unsere WM zu fahren, und wenn er etwas anderes denkt, dann tut es mir sehr leid. Aber dem ist nicht so", schließt Suppo ab.